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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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ist gerade abgeschaltet«, erklärte ein Offizier. »Daher ist alles ein wenig provisorisch.«
    Die nächsten eineinhalb Stunden durften wir in einem Aufenthaltsraum sitzen. Briten und ein paar Japaner waren an Laptops zugange, von denen keiner an eine Steckdose angeschlossen war. Im Vergleich zu Bagdad war das hier der reine Schrott.
    In voller Ausrüstung warteten wir bis fast zwölf Uhr, als ein jugendlich wirkender britischer Lieutenant hereinkam und Captain Coles fragte, ob wir abmarschbereit seien. Coles verneinte, denn wir brauchten zuerst etwas zu essen. Der Lieutenant sagte, wir könnten essen, wenn wir gelandet seien.
    »Lieutenant, meine Soldaten müssen zuerst etwas zu essen bekommen«, erklärte Coles betont langsam.
    »Captain, Sie haben etwa fünfzehn Minuten, um Ihre Leute zum Transport zu bringen«, erklärte der Lieutenant. »Wenn Sie nicht pünktlich da sind, wird es Ihnen leidtun.«
    Captain Miller, die besser fluchen konnte als jeder andere, den ich je gehört habe, sagte ein paar schöne Dingeüber die Eltern des Lieutenants, die ich mir aus Zeitmangel leider nicht aufschreiben konnte (so ähnlich wie »von Krabben gezeugter Sandwurm«).
    12 Uhr 30. Der Hubschrauberpilot setzte uns acht Kilometer südöstlich von Amara ab. »Viel Glück!«, säuselte der Lieutenant.
    Der Ort wirkte trostlos. Links von uns lagen große Flächen dunkelgrüner Erde. Rechts waberte Nebel. Wir waren mit unserer Ausrüstung und zwei Kisten Medikamenten auf einer freien Fläche abgesetzt worden. Als der Hubschrauber abhob, fragte Coles den Piloten über Funk, ob das hier sicher die richtige Stelle war.
    Ich konnte die Stimme des Piloten in Coles’ Kopfhörer hören, als der Wind der Rotoren mir den Staub ins Gesicht blies.
    »Wir kriegen Gesellschaft«, verkündete Marla.
    Drei Fahrzeuge kamen auf uns zu. Ich konnte keine Fahrer sehen und erkannte auch die Fahrzeugtypen nicht.
    »Ruhig, ganz ruhig!«, befahl Coles.
    Ich spürte das Gewicht meiner Waffe und spielte am Abzug herum.
    Als sie näher kamen, sahen wir, dass jemand auf dem Trittbrett stand und winkte. Er trug einen Tarnanzug und ein Stirnband. Wir blieben wie angewurzelt stehen, bis sie uns erreichten.
    »Habt ihr uns Bier mitgebracht?«, rief der Erste aus einem Fahrzeug, das aussah wie ein gepanzerter Geländewagen.
    »Ich fürchte, nein«, antwortete Coles.
    »Mann, wir warten schon seit sechs Monaten auf die Bierlieferung«, erklärte der Mann und streckte die Handaus. »Steigt in den anderen Wagen, dann bringen wir euch zum Lager.«
    Wir luden die Medikamente in den zweiten Wagen und versuchten, die Männer nicht allzu sehr anzustarren – wir gingen mal davon aus, dass es Soldaten waren –, die ihrerseits uns anstarrten. Es war eine bunt zusammengewürfelte Crew. Groß, muskulös, in unterschiedlichen Uniformen. Manche hatten Stirnbänder, andere Ohrringe.
    »Wer seid ihr?«, fragte Coles.
    »Gruppe 5«, sagte einer. »Wir arbeiten mit den einheimischen Stämmen zusammen.«
    In Kuwait hatte Marla diese Leute als Rowdys bezeichnet. Sie hatten das Lager damals vor uns verlassen und niemand wusste, wohin sie gegangen waren.
    Wir stiegen in die Fahrzeuge und fuhren in einem halsbrecherischen Tempo zu ihrem Lager. Marla saß mir gegenüber, sie wirkte angespannt.
    Das Lager, das wir schließlich erreichten, war anders, als ich es erwartet hatte. Es war ein kleines Dorf. Am Rande eines Feldes standen dicht gedrängt einige dunkle Zelte, am anderen Ende befanden sich kleine, runde Hütten aus Lehm und Holzstangen.
    Vor allem gab es dort Leute, die offensichtlich keine Soldaten waren. Wir befanden uns in einem Stammeslager. Ich konnte nur hoffen, dass wir uns in den Männern, die uns abgeholt hatten, nicht getäuscht hatten; und dass sie tatsächlich amerikanische Soldaten waren. Wir folgten ihnen ins Lager. Einmal hielt ich an, um eine ganz in Schwarz gekleidete Frau anzusehen, die mich aus Augen anblickte, die tausend Jahre alt schienen.
    Ich lächelte. Sie nicht.
    Wir wurden in ein etwas größeres Zelt gebracht, in dem ein Weißer mit nacktem Oberkörper vor einem kleinen Feuer saß. Neben ihm saß eine Frau, schlank, mit schnellen, nervösen Bewegungen.
    »Fühlen Sie sich wie zu Hause«, sagte der Weiße gedehnt. »Haben Sie schon gegessen?«
    »Ich bin Captain Coles. Meine Leute könnten etwas zu essen vertragen.«
    »Colonel Roberts«, kam die Antwort. »Wir bringen Ihnen etwas zu essen, dann können Sie sich ausruhen, bis es dunkel wird. Wir haben

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