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Himmel über London

Himmel über London

Titel: Himmel über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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Familienbuches, Commodus bis Druiden, über Covent Garden gab:
    Covent Garden Market , Londons berühmteste Verkaufshalle für Obst, Gemüse und Blumen, genannt nach dem früheren Covent (ursprüngl. convent) garden, dem Kräutergarten der Mönche von Westminster. Gelegen etwas nördlich v. Strand.
    Covent Garden Theatre , Theater in London an der Bow Street, neben der Markthalle Covent Garden Market. Gebaut 1732, bis 1847 Theater, dann wurde es zum italienischen Opernhaus (»Royal Italian Opera«). Brannte 1808 und 1856 nieder, wurde 1858 wiederaufgebaut, dabei erweitert, so dass es nun Platz für 3.500 Personen bietet.
    Er schrieb den Text in die Schwarze Kotze. Das Abschreiben versetzte ihn in eine zufriedene Ruhe, er fühlte, wie gut es ihm tat, und in diesem Sommer kaufte er sich auch seine erste Schreibmaschine, ein einfaches Reisemodell der Marke Facit, auf der er langsam und methodisch all seine Aufzeichnungen ins Reine schrieb.
    Er saß an seinem Schreibtisch im Wohnzimmer in der Regnvädersgatan und arbeitete daran. Jeden Abend nach der Arbeit bei Nilssons, alle Samstage und Sonntage, den ganzen Spätsommer über, im Herbst und Winter. Durch das Fenster konnte er zwei magere Birken sehen, die den Lauf der Zeit markierten: grün, gelb, nackt. Auf das Fensterbrett vor dem Schreibtisch hatte er drei Dinge gelegt. Das erste war ein gerahmtes Klassenfoto aus dem dritten Jahrgang, er selbst saß auf einem Stuhl in der ersten Reihe, schräg hinter ihm stand Carla. Fast berührten sie sich, ihre Hand lag beinahe auf seiner Schulter. Das Foto war im Mai gemacht worden, nur wenige Tage nach dem Abend in ihrem Zimmer, also war das sicher beabsichtigt so. Sie wollte ihn bewusst berühren, um eine Art Zusammengehörigkeit zu markieren, es war nichts, was einem neutralen Betrachter des Fotos auffallen würde, doch für den Eingeweihten, für ihn selbst, hatte es die größte Bedeutung der Welt.
    Das zweite Objekt war auch eingerahmt: ein Zeitungsausschnitt aus der lokalen Zeitung über das U-Bahn-Unglück in London, mit zwei namentlich genannten umgekommenen Jugendlichen. Leopold Wermelin und Rigmor Carlgren. Es war drei Tage nach dem Unfall veröffentlicht worden, und der Artikel war nur acht Zeilen lang. Er selbst hatte ihn aus der Zeitung ausgeschnitten, einen Rahmen bei Tempo gekauft, das Passepartout war schwarz, genau wie bei dem Schulfoto, beide Rahmen waren aus weißlackiertem Metall.
    Das dritte Objekt war eine alte Taschenuhr, die er von seinem Vater geerbt hatte. Oder zumindest übernommen hatte, eine direkte Erbaufteilung zwischen den beiden Brüdern hatte es nie gegeben, da Sven Martin keinerlei Anspruch an irgendetwas außer seinem Anteil am Haus gestellt hatte. Nicht an den gehäkelten Deckchen und nicht an den hässlichen Porzellanschalen. Doch, den alten Schaukelstuhl mit den Schnitzereien, den hatte er aus irgendeinem Grund haben wollen, und den hatte er auch bekommen.
    Das Spezielle an der Uhr war, dass sie rückwärtslief. Teodor Selén hatte sie laut eigenen Angaben auf einer seiner Europareisen gekauft, auf der Karlsbrücke in Prag von einem einbeinigen Geiger, der sie wiederum über seine Verbindungen zu der alten russischen Zarenfamilie Romanow bekommen hatte. Die Uhr war eine Zeitlang in Besitz von Rasputin gewesen, und sie war vermutlich mehr als dreihundert Jahre alt, dass sie rückwärtslief, war ein Zeichen dafür, dass sie göttlich war, denn genau das war Gottes Auffassung von dieser Welt: von der anderen Seite aus, mit dem Anfang im Weltuntergang und dem Ende im Paradies Eden – und wenn wir Menschen, wir armen Seelen, ohne Hoffnung und Anleitung ebenfalls lernen könnten, in diese Richtung zu reisen, vom Tod zur Geburt, dann würden auch wir die Herrlichkeit der Erde erfassen und alles, was zwischen Abend und Morgen geschieht, in einem klareren Licht sehen. Das war das Geheimnis. Als Junge war es Lars Gustav schwergefallen, diese Überlegungen zu verstehen, doch je älter er wurde, umso mehr Weisheit schien ihm in ihnen zu stecken. Rückwärts zu leben. Zumindest rückwärts zu denken.
    Und er las und schrieb. Schrieb und las.
    Im April 1971 ereilte Lars Gustav Selén an seinem Arbeitsplatz, bei Nilssons Beton AG, ein Unglück. Eine schwere Metallschiene löste sich von einem Hebekran und traf ihn auf Schulter und Rücken, er erlitt diverse Fleischwunden, ein gebrochenes Schlüsselbein sowie eine Knochenverschiebung. Die Krankschreibung ging über sechs Wochen. Hinterher wurde er sowohl

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