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Himmel über London

Himmel über London

Titel: Himmel über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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sie sich die Hände, blieb anschließend eine Weile am Fenster stehen und schaute hinaus, wobei sie einen verwirrenden Gedanken verjagte, der besagte, Gregorius doch zu bitten, ein paar Seiten zu lesen, um seinen Kommentar dazu zu erhalten. Stattdessen beschloss sie noch einmal, was sie schon vorher beschlossen hatte.
    Zu verdrängen. Zu vergessen. Keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden. Vielleicht das Buch in einen Müllcontainer werfen? Clarissa Hendersen?
    Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz nach eins. Schnell entschied sie sich, nicht einmal einen Versuch zu machen, Kontakt zu ihrem Bruder aufzunehmen. Sie war seiner müde, unsäglich müde.
    Ebenso wie ihrer Mutter. Ihr wurde klar, dass sie eigentlich überhaupt keine Lust hatte, irgendeinen Menschen zu treffen. Aber in gut sechs Stunden würde ein Wagen kommen und sie abholen. Ins Restaurant Le Barquante an der Great Portland Street fahren, und dort würde sie gezwungen sein, den ganzen Abend zusammen mit Menschen zu verbringen. Sechs Personen? Ihre Mutter hatte erzählt, dass sich ein halbes Dutzend um den Tisch versammeln würde. Wer waren die beiden Unbekannten?, fragte Irina sich. Was war der Sinn dieser ganzen Aktion? Wollte Leonard tatsächlich seine Millionen verteilen, oder hatte er noch andere Karten im Ärmel?
    Eine neue Art von Schauer überfiel sie, als sie daran dachte, und sie verfluchte sich noch einmal, dass sie sich zu dieser idiotischen Reise hatte überreden lassen.
    Eine drohende Gefahr?
    Ich muss raus, an die frische Luft, dachte Irina Miller. Sonst werde ich wirklich noch verrückt.
    Genau das. Erst ein langer Spaziergang, dann eine ebenso lange Dusche.
    Aber nicht zu diesem Pub an der Moscow Road. Wie hieß es noch, Phoenis? Nein, mein Gott, Phoenix musste es sein.
    Leya saß in dem japanischen Restaurant im Barkers Building und wartete. Es war fast halb zwei, und sie wusste nicht, was passiert war. Dreimal hatte sie Milos’ Handy angerufen, und dreimal war er nicht drangegangen.
    Wollte er sie plötzlich nicht mehr treffen? Hatte er mit einem Mal kalte Füße bekommen?
    Das konnte sie nicht glauben. Zwar hatten sie nie direkt über diese Dinge gesprochen, und es waren erst zwei Tage vergangen, seit sie sich wiedergesehen hatten, aber trotzdem … Dass er einfach so in London aufgetaucht war, ohne Vorwarnung, das hatte sich so verdammt richtig angefühlt. Sie hatte das gespürt, und auch er hatte das gespürt. Wenn er nicht irgendeine Art avancierten Verstellungskursus an der NYU oder Columbia in den letzten zehn Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten, belegt hatte. Schließlich hatten sie einander die halbe Nacht in seinem Hotelzimmer in den Armen gelegen. Hätte sie nicht ihre Menstruation gehabt, dann hätten sie sich richtig geliebt, und was sie betraf, so wäre es das erste Mal seit mehr als einem Jahr gewesen. Als sie sich morgens eilig ins Taxi gesetzt hatte, hatte sie sich selbst gesagt, dass ihr Leben jetzt endlich wieder richtig anfing. Ein Leben, das eingesperrt und hoffnungslos erschienen war, seit es mit Richard zu Ende war – ja, eigentlich schon viel länger, denn die letzten Jahre mit ihm hatten wahrlich nicht viel mehr als Unruhe und Quälerei bedeutet.
    Aber warum kam Milos nicht? Sie waren für ein Uhr verabredet, er wusste, wo Barkers Building lag. Schräg über die Straße von ihrer Bank, sie hatte es ihm mehr als einmal gezeigt. Und er hatte nichts anderes vor als dieses eigenartige Geburtstagsessen später am Abend, dessen war sie sich sicher.
    Konnte es etwas damit zu tun haben?, überlegte sie. Hatte dieser merkwürdige Gönner einen neuen Zug getan? Es war unmöglich, auszumachen, wie wahrscheinlich so etwas sein mochte, aber es konnte ja wohl trotz allem nicht erklären, dass Milos nicht ans Telefon ging? War sein Akku leer? Hatte er kein Ladegerät? Konnte es so einfach sein? Handys gingen in regelmäßigen Abständen kaputt, da war sie die Erste, die das bestätigen konnte, aber dass er gleichzeitig nicht zu ihrer Mittagsverabredung kam – nachdem sie ihre erste gemeinsame Nacht nach zehn Jahren verbracht hatten –, nein, daran glaubte sie nicht.
    Die erste Nacht einer langen Reihe kommender Nächte , dieser Gedanke war ihr während des Vormittags in der Bank tatsächlich durch den Kopf gegangen, und es hatte angenehm im Körper dabei geprickelt. Milos gefiel sein Leben in New York nicht, das hatte er mehrere Male betont, und auch wenn er vielleicht für eine kürzere Zeit wieder

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