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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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werde ich Aglaia begleiten!« Ferdinand ließ seine Zeitung sinken und blickte Eberhard über den Rand seiner Brille an. »Natürlich nur, wenn du mir deine Frau anvertraust.«
    »Danke, Onkel Ferdinand, selbstverständlich tue ich das. Du nimmst mir eine Last von der Seele. Meinem Schwiegervater scheint es tatsächlich nicht gut zu gehen. Und irgendetwas muss er auf dem Herzen haben.«
    »Nun, dann sollten wir keine Zeit verlieren, Aglaia. Wann gedenkst du zu reisen?«
    »Am liebsten gleich morgen, Onkel Ferdinand.« Sie sprang auf. »Ich werde Helma bitten, mir beim Packen zu helfen.«
    »Und ich veranlasse sofort eine Depesche an deinen Vater«, sagte Eberhard.
    »Warte, Aglaia«, auch Elvira stand auf. »Ich werde dir behilflich sein.« Während sie gemeinsam die Sachen heraussuchten, die Aglaia wohl in Berlin brauchen würde, sprachen sie über Horsts Brief.
    »Papa schreibt, er möchte etwas mit uns besprechen. Was mag das bloß sein? Ach Elvira, ich mache mir große Sorgen um ihn.«
    »Nun beruhige dich doch, Kind. Vielleicht hat dein Vater ja einfach nur Sehnsucht nach seiner einzigen Tochter. Ihr habt euch ja schon wieder ewig lange nicht gesehen. Und sieh es einfach mal so – ein paar Tage in Berlin, das ist doch was. Großstadtluft, Theater, schöne Restaurants … und weißt du was?« Elvira wurde ganz aufgeregt. »Geh doch mit deinem Vater zu Gerson und kleide dich dort für Gustavs Hochzeit ein. Was hältst du davon? Gerson ist das führende Modehaus in Berlin und berühmt für seine Eleganz.«
    »Ach Tante Elvira, du bist so lieb. Aber neue Kleider sind wirklich das Letzte, an das ich im Moment denken kann.«
    »Dann werde ich Ferdinand bitten, dich daran zu erinnern!«, sagte Elvira lachend.
    Eine Droschke brachte Aglaia zum Stadtpalais ihres Vaters am Tiergarten. Bevor sie den Türklopfer betätigen konnte, öffnete ihr ein befrackter Diener. »Frau Gräfin werden erwartet«, sagte er förmlich und gab einem anderen Diener ein Zeichen, sich um Aglaias Gepäck zu kümmern. »Ich werde Sie in den Salon begleiten«, sagte er, aber da kam ihr schon ihr Vater mit ausgebreiteten Armen entgegen. Sie fiel ihm um den Hals. »Papachen, was ist mit dir? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«
    »Es tut mir leid, wenn mein Brief dich beunruhigt hat.« Er reichte ihr den Arm und führte sie in den Salon. »Erstens wollte ich dich endlich mal wieder in die Arme schließen, und zweitens habe ich etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.« Er drückte ihre Hand. »Eigentlich wollte ich ja Eberhard dabeihaben, aber nun werden wir es eben allein machen. Übrigens, was hältst du davon, wenn wir den Tee auf der Terrasse nehmen? Es ist schrecklich heiß heute.«
    »Gern, Papa.« Staunend schritt sie durch den riesigen, prachtvoll ausgestatteten Salon hinaus auf die überdachte Terrasse, wo ein anderer Diener bereitstand, ihnen den Tee zu servieren.
    Aglaia nahm ihren Hut ab und fächelte sich Luft zu. »Es ist wirklich sehr warm heute«, sagte sie und betrachtete aufmerksam ihren Vater. Er kam ihr ein wenig blasser vor als sonst, um die Augen waren ein paar Falten hinzugekommen, und sein Atem ging etwas unregelmäßig. Aber besorgniserregend sah er nicht aus. Erleichtert atmete sie auf. Elvira hatte recht behalten. Wahrscheinlich hatte sie sich zu viele Sorgen gemacht.
    »Du kannst gehen, Jakob«, sagte Horst zu dem Diener, der den Tee eingießen wollte. »Meine Tochter wird das übernehmen.«
    Aglaia wartete, bis der Diener sich entfernt hatte, dann sagte sie: »Es ist wunderschön hier, Papa. Das Haus ist wirklich prachtvoll, und dieser Garten …« Staunend betrachtete sie die weißen Kieswege, gesäumt von Blumenrabatten in leuchtenden Farben, die hohen, Schatten spendenden Bäume und den leise plätschernden Springbrunnen in der Mitte des großen Grundstücks.
    »Ja, es ist schön, mein Kind. Aber ich habe es gerade verkauft. Ich werde, wenn alles abgewickelt ist, nach Wallerstein zurückkehren. Vielleicht kann ich schon mit dir nach Hause reisen.«
    Erstaunt sah Aglaia ihn an. »Willst du denn deine Arbeit im Parlament aufgeben?«
    »Ja, mein Herz macht mir zu schaffen. Du bist mir das Liebste auf der Welt, und ich habe Enkel, die ich kaum kenne. Das möchte ich ändern, bevor es zu spät ist.« Sein Atem ging stoßweise, und er lockerte sein Halstuch, um sich Luft zu verschaffen. »Wie geht es den Jungen überhaupt? Erzähl doch mal.«
    »Sie sind tüchtig gewachsen. Alexander ist ja schon elf, und Ellart wird elf im

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