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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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hat‹, dachte Aglaia, während ein Ober sie in den hinteren Teil des Lokals geleitete, wo Ferdinand mit einem Herrn saß.
    »Ach, mein lieber Strehlen«, rief Horst, »schön, Sie zu sehen!« Und zu Ferdinand gewandt: »Ich danke dir, alter Freund, dass du meine Tochter hierher begleitet hast. Aglaia, darf ich dir Josef von Strehlen vorstellen? Er ist ein sehr bedeutender Mann, ein enger Vertrauter des Königs.«
    »Sie schmeicheln mir, lieber Wallerstein«, sagte Strehlen und begrüßte Aglaia mit einem Handkuss. »Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer schönen Tochter.«
    Horst rückte Aglaia den Stuhl zurecht, bevor er sich setzte. »Danke, danke, mein Lieber. Essen Sie mit uns?«, fragte er.
    »Nein.« Strehlen zuckte bedauernd mit der Schulter. »Ich traf den guten Kaulitz zufällig vor der Tür, und er fand, ich müsse unbedingt seine schöne Nichte kennenlernen.« Er blickte auf seine Taschenuhr. »Um Himmels willen, ich muss gehen.« Er sprang auf. »Seine Majestät erwartet mich. Machen Sie mir doch die Freude und essen Sie alle mit mir übermorgen zu Abend. Ich erwarte Sie um acht Uhr bei mir zum Souper.« Mit fliegenden Rockschößen verließ er eilig das Lokal.
    »Na, was erzählt denn Strehlen so?«, fragte Horst, nachdem er das Essen bestellt und mit viel Sorgfalt den Wein ausgesucht hatte.
    »Es kriselt gewaltig zwischen Preußen und Österreich«, berichtete Ferdinand.
    »Das ist mir bekannt …« Horst kostete den Wein, gab dem Ober ein Zeichen, die Gläser zu füllen, und fuhr fort. »Und was meint er, wird es Krieg geben?«
    »Bismarck ist wild entschlossen, eine Einigung herbeizuführen. Strehlen ist sich sicher, wenn es gar nicht anders geht, wird es wohl dazu kommen.«
    Aglaia, die mit dem Rücken zur Tür saß, hörte der Unterhaltung der beiden Männer nur mit halbem Ohr zu. Politik interessierte sie nicht sehr, viel lieber betrachtete sie die anwesenden Damen. Wie elegant sie waren! Was würde sie Elvira nicht alles erzählen können. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Ihr Vater hatte sein Glas fallen lassen und griff sich ans Herz. Seine Augen waren weit aufgerissen und das Gesicht aschfahl. »Aglaia, sieh doch, da ist Tanya!«
    Als Aglaia sich umdrehte, sah sie nur noch, wie ein älterer, korpulenter Herr mit einer zierlichen jungen Frau, unter deren Strohhut üppige rote Locken hervorquollen, das Lokal verließ. »Aber Papa«, besorgt griff sie nach seiner Hand. »Tanya ist tot, das weißt du doch. Sie kann es gar nicht gewesen sein. Es war nur ein junges Mädchen mit roten Haaren. Vielleicht hat sie Tanya ein wenig ähnlich gesehen.«
    »Nein … nein, diese Ähnlichkeit war frappant! So glaub mir doch.« Sein Gesicht war schweißnass, und der Atem ging stoßweise. Er zerrte an seiner Krawatte. »Es geht mir nicht gut«, stammelte er. »Ich bekomme keine Luft, ich muss mich hinlegen.«
    Ferdinand machte ein Zeichen, die Rechnung zu bringen, und gab dem Ober leise Order, eine Droschke zu rufen. Unter den erstaunten Blicken der Gäste führten er und Aglaia den kraftlosen Mann aus dem Lokal.
    Ferdinand schickte sofort nach Horsts Hausarzt, während Aglaia am Bett ihres Vaters saß und seine Hand hielt. Er hatte das Bewusstsein verloren. Seine Augenlider flatterten, und hin und wieder murmelte er Worte, die Aglaia nicht verstand. Er schien ihr etwas sagen zu wollen, aber was nur? Aglaia weinte nicht. Sie war wie erstarrt. Das Einzige, was ihr einfiel, war zu beten. »Lass ihn nicht sterben, lieber Gott, nicht jetzt. Lass ihn doch noch ein bisschen leben.« Nach einer halben Stunde – für Aglaia eine gefühlte Ewigkeit – kam endlich der Arzt.
    »Ihr Vater hat einen Herzinfarkt erlitten«, sagte er nach einer kurzen Untersuchung. »Er ist schon seit längerem herzkrank. Jede Aufregung ist Gift für ihn. Irgendetwas muss diesen Anfall ausgelöst haben. Und dazu noch diese Hitze …« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich kann Ihnen leider keine große Hoffnung machen, ich fürchte, dass Ihr Vater diese Nacht nicht überleben wird.« Er gab Aglaia ein Fläschchen. »Wenn er noch einmal zu sich kommt, geben Sie ihm davon zehn Tropfen. Das wird ihm Erleichterung verschaffen.« Er verabschiedete sich mit einer Verbeugung. »Ich werde mir erlauben, später noch einmal nach ihm zu sehen. Mehr kann ich leider nicht für ihn tun.«
    Aglaia wachte am Bett ihres Vaters, tupfte ihm mit einem feuchten Tuch den Schweiß von der Stirn und sprach leise auf ihn ein. Ab und zu sah Ferdinand nach

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