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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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Grenzen der Stadt am Meer hinausgekommen, bevor sie zum Festland und nach England aufbrach, und wusste nicht, was dahinter lag. Diese Fahrt nach Süden war eine Offenbarung, und sie hätte zu gern eine Weile angehalten, um ihre Staffelei aufzubauen und zu malen – denn die Farben waren sanft und beinahe sinnlich, der weite Himmel atemberaubend.
    Sie waren jetzt schon fast eine Stunde durch das weitläufige Tal gefahren, und es hörte nicht auf. Die scheinbar endlose Bergkette ringsum war im Zwielicht des neuen Tages in nebliges Blau gehüllt, und die friedlichen Weiden und kleinen Farmhäuser, an denen sie vorbeikamen, sahen aus wie aus einem Buch. »Das erinnert mich an Bilder von Schottland«, murmelte sie, »fehlt nur die Heide.«
    »Wer braucht schon Heide, wenn wir Felsenröschen, Rautengewächse und Tausendschön haben?« Joe schaute sie an und lächelte. »Wenn man zwischen November und Februar hier entlangkommt, ist alles mit ihnen bedeckt.«
    »Schade, dass ich dann schon wieder in England sein werde.« Sie wandte den Blick ab, als sie die Enttäuschung in seinen Augen gewahrte.
    Sein Schweigen war beredt, während er den Blick auf die Straße gerichtet hielt. »Ich dachte, Sie würden ein bisschen länger hierbleiben«, sagte er schließlich. »Der wirklich geschäftige Teil der Rennsaison hat gerade erst begonnen, und ich hoffe, Child in ein paar wichtigen Rennen auf dem Festland unterzubringen.«
    »Unsere Tickets sind für Ende November gebucht«, sagte sie bedauernd.
    »Die können Sie immer noch umtauschen.«
    Lulu schüttelte den Kopf. »Ich habe Verpflichtungen in England«, rief sie ihm leise ins Gedächtnis. »Clarice wird alt, und ich möchte sie nur ungern zu lange allein lassen.« Sie hob ihr Haar im Nacken an und genoss die sanfte Brise, die durch das Fenster wehte. »Im Übrigen muss ich an meine Arbeit denken, und ich kann Bertie nicht im Stich lassen, nachdem er so geduldig mit mir war.«
    »Bertie? Wer ist Bertie?«
    Seine Miene war grimmig, und sie musste sich ein Lächeln verbeißen. »Er ist mein Wohltäter und Mäzen«, antwortete sie.»Ich habe Aufträge zu erledigen, und wenn ich meine Karriere vorantreiben will, muss ich wieder nach England zurück.«
    »Dann wartet also niemand Spezielles auf Sie?«
    »Das war einmal, aber er ist in Frankreich ums Leben gekommen.«
    Er berührte seine Narben, als wolle er sich ins Gedächtnis rufen, was es ihn gekostet hatte, einer der Glücklichen zu sein, die überlebt hatten.
    Lulu betrachtete ihn nachdenklich, und ihre Stimme war sanft, als sie fragte: »Wollen Sie mir erzählen, was passiert ist – oder ist das Thema noch immer zu schmerzhaft?«
    »Die meiste Zeit vergesse ich das Chaos auf meinem Gesicht«, sagte er mit kläglichem Lächeln. »Nur wenn ich unter Menschen komme, werde ich mir dessen zwangsläufig wieder bewusst.« Er entspannte seine Schultern und veränderte seine Sitzhaltung. »Manche stört es, andere sind fasziniert – aber ich musste mich damit abfinden, dass ich wenig daran ändern kann.«
    Sie blieb stumm und wartete, ob er sich in ihrer Gegenwart wohl genug fühlte, um weiterzureden. Die Zeit verging, und sie wollte schon das Thema wechseln, als er das Schweigen durchbrach.
    »Ich habe Gallipoli mit einer kleinen Beinwunde überlebt und wurde auf ein Lazarettschiff verlegt, auf dem ich genesen sollte. Ich dachte, Frankreich wäre ein Zuckerschlecken nach der Hölle, die wir alle durchgemacht hatten, aber dann wurden wir an einen Ort namens Fromelles geschickt.«
    Lulu runzelte die Stirn. »Ich erinnere mich nicht an eine Schlacht dort«, sagte sie, »und ich habe die Nachrichten genauestens verfolgt.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte er knapp. »Haig und seine Generäle haben den Namen mindestens drei Mal geändert, um ihre erbärmlichen Misserfolge als Führungspersonenzu vertuschen. Wir hätten nie dort sein sollen, aber sie wollten, dass die australischen und neuseeländischen Soldaten ein Ablenkungsmanöver durchführten, um das feindliche Feuer von einem größeren Angriff weiter im Süden abzuziehen.«
    Sein Gesicht war von Wut gezeichnet, während er auf die Straße starrte. »Haig war zu versessen auf seinen Angriff im Süden, um die eintreffenden Berichte über gewaltige feindliche Truppen auch nur zur Kenntnis zu nehmen, die sich seit geraumer Zeit bei Fromelles eingebunkert hatten. Wir waren wie Lämmer, die zur Schlachtbank geführt wurden. Das Gefecht dauerte nicht einmal einen Tag, aber als es

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