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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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sind beinahe unpersönlich, und ich weiß nicht, was Joe mir gegenüber empfindet. Es könnte Jahre dauern, bis ich wieder zurückkehren kann, und bis dahin werden meine Gefühle sich wahrscheinlich verändert haben, und ich werde mit einem Börsenmakler verheiratet sein und ein paar Kinder haben.«
    »Es würde dir nicht gefallen, mit so einem verheiratet zu sein, die sind entsetzlich aufgeblasen.« Dolly schüttelte die Decke aus und steckte sie in die Satteltasche. »Ich bin nicht überrascht, dass ihr jeden Funken Romantik aus euren Gesprächen am Fernsprecher heraushaltet«, sagte sie nachdenklich. »Da scheinen immer Hunderte mitzuhören, und Hunderte mehr, denen es dann weitererzählt wird – jeder weiß über jeden Bescheid. Hier draußen muss es schier unmöglich sein, ein Geheimnis zu bewahren.«
    »Genau das meine ich ja mit Abgeschiedenheit«, sagte Lulu und stieg in den Sattel. »Klatsch und Tratsch sind so ziemlich die einzige Unterhaltung, die man hier haben kann.«
    In einvernehmlichem Schweigen ritten sie zum Gehöftzurück. Lulu war nach dem langen Ritt angenehm müde und freute sich darauf, sich zu waschen und umzuziehen. Der Staub war überall, ihre Haut fühlte sich sandig an, und ihre Haare waren wild zerzaust.
    Nachdem die Pferde abgerieben waren und Wasser bekommen hatten, ließen sie die Tiere auf der Koppel frei und machten sich auf den Weg zum Haus. Kaum hatten sie die Stufen zur Veranda erreicht, öffnete Sybilla die Fliegentür. Sie wirkte ausnahmsweise einmal verstört.
    »Wir erhielten per Fernsprecher eine Nachricht für dich. Sie wollten mir nicht sagen, worum es ging, daher musst du zurückrufen.«
    »Es ist Joe, ich rufe ihn an, sobald ich mich frisch gemacht habe.«
    Sybillas Miene war ernst. »Es war das Polizeiamt von Augathella.«
    Lulus Herz klopfte, als sie Sybilla in die Küche folgte, in der das Funktelefon fast eine ganze Ecke einnahm. Sie setzte sich davor und begann die Pedale zu treten, damit es Strom bekam, und ihre Hände zitterten, als sie den Handapparat ergriff. »Warrego Station hier. Lulu Pearson am Apparat. Ich muss mit der Polizei in Augathella sprechen.«
    Im Hörer summte und knackte es. »Sergeant Roberts hier, Miss Pearson. Ist jemand bei Ihnen?«
    »Ja«, rief Lulu über die atmosphärischen Störungen hinweg. »Was ist los, was ist passiert?«
    »Ich habe hier ein Telegramm von einer Vera Cornish in England.«
    Lulus Puls raste, und ihr wurde kalt. »Wie lautet es?«
    »Lady Pearson im Krankenhaus. Arzt in Sorge. Schlage sofortige Heimkehr vor.«
    »Mein Gott, was ist mit ihr?«
    »Weiß ich nicht, Miss Pearson. Mehr steht hier nicht.«
    Sybilla legte den Hörer für sie auf. »Brauchst du eine deiner Tabletten?«, fragte sie leise. Als Lulu nickte, gab sie Dolly ein Zeichen, die sofort in ihr Zimmer eilte. »Atme so gleichmäßig wie möglich, sie kommt gleich wieder.«
    Lulus Gedanken überschlugen sich, während sie auf die Wirkung der Tablette wartete. »Ich muss zu ihr«, keuchte sie, »aber wir sind so weit weg, und es wird Wochen dauern, und bis dahin könnte sie längst tot sein.« Tränen rannen ungehemmt über ihr Gesicht und fielen auf ihre schmutzige Bluse.
    »Hör auf damit«, gebot Sybilla barsch. »Tränen bringen dich nicht nach England zurück, aber Frank vielleicht.« Sie packte Lulus Arm und half ihr aufzustehen. »Komm, wir suchen ihn.«
    Der alte Mann war in seinem Büro und erledigte seinen Papierkram, legte die Unterlagen aber sofort beiseite und hörte Sybilla zu. »Geh und wasch dich und zieh dich um, während ich etwas in die Wege leite«, sagte er freundlich. Beim Anblick der frischen Tränen tätschelte er ihren Arm. »Versuche, dir keine Sorgen zu machen, Liebes. Das alte Mädchen ist zäher, als du glaubst, die schafft es.«
    »Ich weiß, aber trotzdem …«
    »Geh jetzt«, sagte er in gewohnt barscher Manier, »damit ich in Ruhe etwas organisieren kann.«
    Im Handumdrehen hatte Lulu gebadet und sich frische Sachen angezogen, doch eine quälende Stunde war vergangen, bis Frank zu ihr kam. »Peter wird dich nach Darwin fliegen«, sagte er. »Mein Kumpel hat da oben viel Einfluss und wird dich über Timor nach Java fliegen, dann weiter bis an den nördlichen Zipfel von Sumatra. Er vereinbart für dich eine Überfahrt auf einem Frachter nach Ceylon, dann wirst du auf der SS Clarion in Colombo weiterfahren, die dich nach London bringen wird.«
    Lulus Herz schlug langsamer, doch ihre Brust war eng, die Schultern unter der Last der

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