Himmel über Tasmanien
Stiefeln bis zum schlichten Samthut. »Eher die langweilige kleine Hausfrau, die nach Größe strebt. Du und dieser Fiesling Algernon seid wie geschaffen füreinander.«
»Das reicht.« Eunice schnappte nach Luft. »Geh auf dein Zimmer.«
»Pah, ich denke nicht daran.« Gwen hörte auf, mit dem Band zu spielen, griff nach einem Buch und blätterte darin.
Eunice erhob sich, nahm den Katalog vom Tisch und warf ihn ins lodernde Kaminfeuer. »So«, hauchte sie und setzte sich wieder, »er ist Geschichte. Und deine Feier auch.«
Vor Wut schäumend schoss Gwen aus ihrem Sessel empor und kippte den Tisch um. Die heiße Kaffeekanne landete in Eunice’ Schoß, die schreiend vor Verzweiflung und Schmerz aufsprang.
Gwen hob die Arme, als wollte sie Eunice schlagen, und Clarice versuchte sie daran zu hindern. »Hör auf«, blaffte sie. »Hör sofort auf.«
»Fass mich nicht an«, knurrte sie, wand sich aus ihrem Griff und stieß sie von sich.
Clarice reagierte, ohne nachzudenken, und schubste sie ebenfalls.
»Du Schlampe!«, spie Gwen förmlich aus, stolperte überdie heruntergefallene Kaffeekanne und landete unsanft auf dem Boden. »Wie kannst du es wagen!«
»Reiß dich zusammen, Gwendoline.« Eunice hielt die Falten ihres durchnässten Rockes von sich, damit der Stoff ihre Beine nicht berührte. Besänftigend streckte sie eine Hand nach Gwen aus, die mühsam auf die Beine kam. »Du bist überdreht, Liebes, und machst dich krank.«
Gwen schlug die Hand aus. »Lass mich in Ruhe, du feige Sau«, zischte sie.
Eunice wurde bleich. »Was hast du gesagt?«
»Dass du eine feige Sau bist! Was ist los, Mutter? Hörst du nicht mehr gut?«
Eunice’ Hände zitterten. »Mein Gehör funktioniert noch gut, aber ich bin schockiert über deine Ausdrucksweise.«
»Wieso? Daddy spricht andauernd so.«
Sie schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. »Nein«, flüsterte sie.
»Doch. Ich habe ihn gehört. Aber natürlich hast du es lieber ignoriert, so wie alles, was er macht. Er arbeitet so schwer und versucht, es dir recht zu machen, aber dein armseliges Nörgeln und Jaulen macht ihm das Leben zur Hölle. Kein Wunder, dass er auf seine Geliebten zurückgreift.«
Eunice sank auf die Couch. Ihr Gesicht war aschfahl, der durchweichte Rock vergessen. »Woher hast du …? Du kannst doch unmöglich …«
Clarice eilte zu Eunice und legte den Arm um ihre bebenden Schultern, um sie zu trösten. Sie schaute zu Gwen auf, die offensichtlich noch immer darauf aus war, Porzellan zu zerschlagen. »Ich glaube, du hast mehr als genug gesagt«, meinte sie nachdrücklich, »und wenn das ein Beispiel für deine Reife ist, tust du mir leid.«
»Ich brauch dein Mitleid nicht, du bleichgesichtiges Flittchen«, sagte sie mit tödlicher Ruhe.
Clarice erstarrte – wie gebannt vom lüsternen Glanz in den Augen des Mädchens.
»Bitte, Gwen, hör auf«, schluchzte Eunice.
»Warum? Weil ich dich zum Weinen gebracht habe? Tränen funktionieren bei Daddy nicht, und bei mir nützen sie auch nichts. Kein Wunder, dass er seine Zeit lieber woanders verbringt – du hast ihn mit deiner Schnieferei vertrieben, ihn gezwungen, woanders Trost zu suchen.«
»Ich habe ihn nicht vertrieben«, flüsterte Eunice, »ich war ihm nur nicht genug.« Flehentlich hob sie ihr tränenüberströmtes Gesicht. »Ich liebe deinen Vater, Gwen, und dachte, wenn ich ihm klarmachen könnte, wie sehr er mich die ganzen Jahre über verletzt hat, würde er seine Liebeleien aufgeben und zu mir zurückkehren.« Sie schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte. »Aber das hat er nie gemacht.«
Gwen zeigte kein Mitleid, als sie auf ihre Mutter herabschaute, nur Verachtung. »Du törichte Frau – natürlich hat er das nicht gemacht. Warum sollte er zu einem schwachen Dummchen nach Hause kommen, das nur heult und jammert und sich wie ein Fußabtreter benimmt? Daddy ist ein gut aussehender Mann, und die Frauen himmeln ihn an. Seine Schuld ist es nicht, dass sie sich ihm aufdrängen.«
Eunice hatte darauf keine Antwort, und Clarice überlief ein kalter Schauer, als Gwens wütender Blick sie streifte, bevor sie sich wieder Eunice zuwandte.
»Es ist deine Schuld, dass Daddy so viel Zeit auswärts verbringt. Du denkst nur an dich und was du brauchst – du fragst dich nie, was ich will. Tja, ich brauche ihn in meiner Nähe, und ich will, dass er zu Hause bleibt.«
»Er ist beim Militär«, schluchzte Eunice. »Seine Arbeit erfordert
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