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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Wenn Ecki stöhnte, dass es so nicht
weitergehen könne, dann passte es mir wieder oder gerade nicht in den Kram.
Doch dieses schwammige Hin und Her tat uns nicht gut, wir mussten dafür eine
Lösung finden. Je schneller, desto besser.
     
    Heute frage ich
mich, ob alles anders gekommen wäre, wenn Ecki und ich nicht immer alles auf
die lange Bank geschoben hätten. Aber in jenen Tagen war mein Kopf nur auf
Mombauer gepolt. Wie ein Damoklesschwert schwebte der ablaufende Pachtvertrag
über mir. Wenn ich mich mit den Erben nicht einigen konnte, dann brauchte ich
keinerlei Arbeitsverhältnisse für die »Weiße Lilie« zu klären, dann würde es
die »Weiße Lilie« bald nicht mehr geben. Also schluckte ich den Ärger wegen
Eckis Abwesenheit hinunter und stieg endlich die Treppen hoch, um bei Irmchen
Pütz nach der Telefonnummer von Sabine Mombauer zu fragen.
    Auf mein Klingeln
meldete sich niemand. Ich wollte schon wieder nach unten gehen, als es über mir
knarzte und knackte. Ich schielte zur Decke und wartete auf weitere Geräusche.
War das Irmchens Stock, der über mir klackte? War sie in Mombauers Wohnung?
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend stieg ich nach oben. Die Wohnungstür war
angelehnt, ich klopfte, rief: »Hallo«, bekam keine Antwort. Vorsichtig schob
ich die Tür auf und trat in einen dunklen Flur.
    An der
spartanischen Garderobe hing Mombauers grün-graue Schützenuniform, frisch aus
der Reinigung. Ganz in Plastik eingehüllt würde sie auch bleiben, wenn man
Mombauer nicht darin beerdigen würde. Das konnte ich mir bei dem Alten durchaus
vorstellen. Zum Mülheimer Schützenfest war er immer aus seiner Höhle gekrochen.
Noch im letzten Jahr hatte ich ihn mit geschwellter Brust im Schützenzug
mitmarschieren sehen.
    »Irmchen?«, rief
ich in den Flur hinein, der ein wenig nach Franzbranntwein oder etwas Ähnlichem
roch. Nach irgendeinem Mittelchen halt, um die alten Knochen zu beruhigen und
die Einsamkeit zu vertreiben. Ich schielte links in eine geöffnete Tür: ein
düsteres Schleiflackdoppelbett, das eine mit einem olivgrünen Überwurf bedeckt,
das andere mit benutztem Kissen und zurückgeschlagenem Plumeau. Das Bett hatte
Mombauer gestern Nacht zum Pinkeln verlassen, um nie mehr zurückzukehren.
    »Ach, du bist es!«
    Irmchen steckte
den Kopf durch eine Tür weiter hinten und winkte mich mit ihrem Stock zu sich.
Auch dieser Raum ein Bollwerk gegen die Außenwelt. Schwere Vorhänge, die das
Licht aussperrten, die Wände vollgestellt mit Gelsenkirchener Barock, in der
Mitte ein Tisch gleicher Machart, bedeckt mit einer Sperrholzplatte, auf der
eine aufwendige elektrische Eisenbahn aufgebaut war. Gleise und Brücken,
Lokomotiven und Waggons, Miniaturhäuser und Zwergenkirchen, kleine Bäume, mit
winzigen Kieselsteinchen ausgelegte Wege. Altherren-Basteleien. Die
Leidenschaft eines Einsiedlers.
    »Sabine, das ist
Katharina Schweitzer, die Besitzerin der ›Weißen Lilie‹«, erklärte Irmchen der
Frau auf der anderen Seite der Bahnanlagen. Fast so groß wie ich war sie, aber
im Gegensatz zu mir hager und mindestens zehn Jahre älter. Um die fünfzig,
schätzte ich, das braune Kurzhaar schon grau gesprenkelt. Der Mund ein Strich,
der dem Versuch, ihm mit Lippenrouge etwas von seiner Strenge zu nehmen,
hartnäckig widerstand. Ihr Blick hatte Enttäuschung im Schlepptau. Ob nur von
Männern oder vom Leben insgesamt, ließ sich nicht herauslesen.
    »Mein Beileid.«
Ich reichte ihr die Hand über den Tisch, sie nahm sie entgegen. Unter unseren
Händen kreuzten sich zwei friedliche Schienenstränge. Zu gern würde ich sie als
gutes Omen für die anstehenden Verhandlungen nehmen, auch wenn mein erster
Eindruck von Sabine Mombauer dagegensprach.
    »Wir suchen
Mombauers Testament«, erklärte Irmchen. »Stell dir vor, er hat nie mit Sabine
darüber gesprochen. Dabei haben die das auf dem Informationsabend der
Kirchengemeinde doch ausdrücklich gesagt! Dass man seine Angelegenheiten ordnen
soll, damit die Angehörigen wissen, wo sie suchen müssen, wenn das
Unausweichliche geschieht.«
    Die
herausgezogenen Schubladen des Gelsenkirchener Schranks enthielten
Plastikbäumchen und Verkehrsschildchen, in den Vitrinen glänzten Lokomotiven,
das ganze Möbelstück diente als Eisenbahndepot. Da gab es nichts Papierenes. Es
war vor allem Irmchen, die eifrig weitersuchte; Sabine Mombauer dagegen wirkte
unentschlossen. Kraftlos zog sie mal die eine, mal die andere Schublade heraus.
    War es für mich
gut oder schlecht,

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