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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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wenn Mombauer kein Testament hinterlassen hatte? Im Kopf
spielte ich die Möglichkeiten durch. Ein paar Monate würde es sicherlich
dauern, bis die Erben bestimmt waren und die Zukunft des Hauses entschieden
war. Diese paar Monate könnte ich die »Weiße Lilie« natürlich weiterführen,
vielleicht war das sogar gut. Sollte ich jetzt überhaupt schon mit Mombauers
Tochter darüber sprechen?
    Als deren Handy
klingelte, schreckte ich aus meinen Gedanken hoch, und Sabine Mombauer wirkte
mit einem Mal sehr lebendig. Eilig nestelte sie das Gerät aus ihrer Tasche,
ging damit nach draußen in den Flur und drehte uns den Rücken zu.
    »Tommi, wie gut,
dass du zurückrufst!« Sie sprach laut und hektisch, wir konnten jedes Wort
verstehen. »Ja, heute Nacht. Herzstillstand. Klar bin ich froh, dass er so
gestorben ist. Wer ist nicht froh, wenn ihm Pflege, Altenheim und so weiter
erspart bleiben?« Ihre Stimme hatte etwas Glucksendes, eine leicht hysterische
Geschwätzigkeit. »Das Haus? Nein, ich weiß noch nicht, was mit dem Haus
geschehen soll, ich weiß noch nicht mal, ob Vater ein Testament verfasst hat
… Durchaus möglich, dass er mir nur den Pflichtanteil vermacht hat. Nein, ich
habe keine Ahnung, wo das Testament steckt. In den Schränken hab ich nur Kram
für seine blöden Eisenbahnen gefunden … Klar weiß ich noch, dass du als Kind
gerne damit gespielt hast. Ich habe sie gehasst, meine Mutter hat sie gehasst.
Damals stand sie noch auf dem Dachboden, erinnerst du dich? Jetzt hat er damit
das ganze Wohnzimmer zugestellt. Die Spielzeugeisenbahn als Mittelpunkt seines
Lebens. Das ist so erbärmlich, verstehst du …? Das Haus? Das ist wirklich
lieb von dir, Tommi, dass du mir beim Verkauf deine Hilfe anbietest, aber wie
gesagt … Ja, ich melde mich bei dir, sowie ich Neuigkeiten habe, auch wegen
der Beerdigung. Nein, ich weiß noch nicht, wann die sein wird, in drei, vier
Tagen halt. Wirklich ganz lieb, wenn du es einrichten kannst zu kommen. Weißt
du, es ist mir jetzt schon alles zu viel.«
    Mit einem tiefen
Seufzer beendete Sabine Mombauer das Gespräch und kam langsam zurück ins
Wohnzimmer.
    »Also hier ist es
bestimmt nicht«, stellte Irmchen fest, die in der Zwischenzeit in jeder Ecke
des Schrankes nachgesehen hatte. »Vielleicht hat er es bei einem Anwalt
deponiert?«
    »Woher soll ich
das wissen?« Mit nervösem Schulterzucken und irgendwie nicht richtig in die
Spur gesetzt irrte Sabine durch das Wohnzimmer.
    »Es hilft nichts,
dann müssen wir uns jetzt die Küche vornehmen!« Irmchen griff nach ihrem Stock,
Mombauers Tochter folgte ihr, ich blickte auf die Uhr. Zehn Minuten noch, so
lange konnte ich die Suche nach dem Testament verfolgen und entscheiden, ob ich
heute mit Frau Mombauer über den Pachtvertrag redete oder nicht. Dann musste
ich in die »Weiße Lilie« zurück.
    Die Küche ging
nach Osten, durch die geöffnete Balkontür schien eine kräftige Mittagssonne.
Eine alte Wohnküche registrierte ich, bestimmt zwanzig Quadratmeter groß, mit
schwarz-weiß gekacheltem Fußboden. Der erste Raum der Wohnung, in dem man den
Frühsommer, das Wetter, das Draußen spürte. Mombauer hatte sie mit einer
Nullachtfünfzehn-Küchenzeile und einer Sitzecke mit Eckbank ausgestattet.
    In meinem Kopf
beamte ich all die langweiligen Möbel weg, riss die Vorhänge von den Fenstern,
strich den Raum in Sonnengelb, zauberte weiße Holzmöbel hinein. Was wäre das
für eine wunderschöne Küche! Und wo ich schon dabei war, entrümpelte ich auch
die anderen Zimmer, rupfte die vergilbten Tapeten von den Wänden, ließ überall
Licht herein und stellte mir Raum für Raum hell und freundlich vor. Weiß war
meine Lieblingsfarbe, Mombauers Wohnung in Weiß sähe wunderbar aus.
    Wurde es nicht
endlich Zeit, sesshaft zu werden, jetzt, wo Ecki zurückgekehrt war? Schluss mit
den Wanderjahren, Schluss mit der Wohngemeinschaft, die – so schön das
Zusammenleben mit Adela und Kuno sein konnte – nichts Eigenes war, immer doch
ein Wohnen auf dem Sprung blieb. Was, wenn ich für Ecki und mich diese Wohnung
mietete?
    Der Gedanke
elektrisierte mich, mein Puls tourte höher. Gemach, gemach, bremste ich mich,
pass auf, dass du dir diesen Traum nicht sofort versaust. Du musst erst mit
Ecki reden, dann überlegen, wie man mit dieser Sabine Mombauer am besten
verhandelt. Fall diesmal nicht mit der Tür ins Haus! Lass dir Zeit, versuch es
mit Diplomatie oder schick besser Ecki vor, beschwor ich mich selbst.
    »Guck mal, die ist
doch von

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