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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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nicht, dass die zwei befreundet waren?«, echote er
wirr.
    »Ecki! Tief
durchatmen. Bis gleich.«
    So schnell sie
gekommen war, so schnell war die Salzburger-Nockerln-Leichtigkeit wieder
verflogen. Da versuchte ich, den Laden und meine Leute zusammenzuhalten, aber
alles zerfranste. So als hätte die Mombauer ihren wackeligen Boden zu uns hereingebracht.
So als würde meine Welt aus den Fugen geraten.
     
    Es war nicht weit
von Mülheim nach Kalk, nur leider die falsche Uhrzeit. Das Nadelöhr zwischen
Messe und Stadthaus verstopft wie immer zur Rushhour. Ich brauchte eine halbe
Stunde, bis ich den Wagen vor dem neuen Polizeipräsidium parkte. Ich meldete
mich sofort beim Empfang, schließlich war ich nicht zum ersten Mal hier.
Erinnerungen an pampige Befragungen und zermürbende Verhöre kehrten zurück.
Meine Erfahrungen mit der Kölner Polizei waren nicht besonders gut. Brandt
musste mich hier unten abholen, wusste ich. Ich stellte mich in die Nähe des
Aufzuges und wartete.
    Ein ungewaschener
Dicker in Trainingshose, dem wohl der vor der Tür zurückgelassene Rottweiler
gehörte, erklärte dem Wachhabenden am Empfang, dass man ihn eigentlich schon
für gestern vorgeladen hatte.
    »Nee, ich weiß
nicht, wie der heißt, der mir die Vorladung geschickt hat«, erklärte er, »aber
es war 17 Uhr 15, dat weiß ich genau.«
    Brandt ließ sich
Zeit, und es dauerte auch, bis der Wachhabende den für den Dicken zuständigen
Kollegen fand. Das wiederum machte den Mann, der schon hinter dem Dicken
wartete, nervös. Um die vierzig, südländischer Typ, ein Verlierer zwischen
Trotz und Melancholie. Weißes Hemd, öliges Haar, fettiger Schweiß auf der Haut,
in der Hand ein Stock, dessen Griff er unentwegt so hart drehte, dass das Weiß
seiner Fingerknöchel zum Vorschein kam. Ich sah auf die Uhr.
    Endlich wurde der
Dicke von einem Polizisten abgeholt. Der Aufzug verschluckte die beiden, nicht
aber den Gestank. Den ließ der Dicke im Foyer zurück. Wo blieb nur Brandt? Ich
musste zurück in die »Weiße Lilie«, die Warterei machte mich nervös.
    Am Empfang trat
jetzt der Mann mit dem Stock vor. Er erklärte, dass er nur eine Nummer habe:
2235785. Nein, er wisse nicht, zu wem er musste, aber 2235785. Ja, da sei er
ganz sicher: 2235785. Stoisch nickend griff der Wachhabende wieder zum Telefon.
Ich beneidete den Mann nicht um diesen Job. Nerven wie Drahtseile, ohne die
würde er hier wohl keinen Tag überstehen.
    »Frau Schweitzer?«
    Ich drehte mich um
und blickte in ein Gesicht auf Augenhöhe. Brandt war sogar noch ein wenig
größer als ich. Raspelkurze Haare in Pfeffer und Salz, Augen in einem erdigen
Braun, ein paar Bartstoppeln am Kinn, die ihm etwas zart Verwegenes gaben.
    »Es tut mir leid,
dass Sie warten mussten.«
    Brandt hielt mir
die Aufzugtür auf und drückte auf die Zwei. Die Fahrt über blickten wir beide
die Decke des Fahrstuhls an.
    »Folgen Sie mir.«
    Der lange, gerade
Flur mit Wartestühlchen vor den Türen wollte kein Ende nehmen. Brandts Büro war
das allerletzte. Vollgestellt mit Regalen, ein schlauchiges Kabuff, kaum
breiter als der Schreibtisch, der vor dem Fenster stand.
    Wieso dachte ich
sofort an einen Patissier? Weil die Süßspeisen-Köche in einer Küchenbrigade
immer in die hintersten und finstersten Winkel der Küche verbannt wurden. Als
wunderliche Gesellen gebrandmarkt, standen sie auf der untersten Stufe der
Küchenhierarchie. War Brandt ein Sonderling? Oder hatte ihm das Los dieses
unwirtliche Büro zugewiesen? Beherzt und keineswegs sonderbar griff er sich
jetzt einen der Flurstühle, balancierte ihn über dem Kopf bis zum Schreibtisch
und bat mich, darauf Platz zu nehmen.
    Auf der
Fensterbank blühten rote Tulpen in orangefarbenen Töpfen, dahinter blickte man
auf das Parkhaus der Köln-Arcaden. Ich verstand das mit den Tulpen sofort.
Draußen zeigte die Welt Brandt nur Blech und Beton.
    »Möchten Sie einen
Tee? ›Innere Balance‹ kann ich Ihnen anbieten. Der wird gern getrunken hier bei
der Polizei.«
    Ich erzählte ihm,
dass ich nur wenig Zeit hatte, zum Kochen zurück in die »Weiße Lilie« musste.
    »Sie kochen in der
›Weißen Lilie‹?«, fragte Brandt sichtlich interessiert.
    »Kennen Sie mein
Lokal?« Unglaublich, dass ein Polizist mich damit überraschen konnte.
    »Gelegentlich trinke
ich einen Milchkaffee an einem Ihrer Außentische und studiere die Speisekarte.
Rhabarberchutney zu Lammkarree stelle ich mir sehr interessant vor.«
    »Wieso probieren
Sie es dann nicht

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