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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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herbei,
dem es egal war, was er mit seinen Horrornachrichten auslöste. Ein eiskalter
Bulle, auf den ich schimpfen konnte, weil er so gefühllos war.
    »Ich muss los«,
wiederholte ich. »Machen Sie sich keine Umstände.«
    Wieder dieser
endlose Flur, wieder dieser enge Aufzug. Ein hastiger Händedruck zum Abschied,
die gläserne Eingangstür als Erlösung. Frischluft in die Lungen pumpen, die
Sonne nicht sehen, den Blick auf den Boden richten. Trügerischer Beton, unter
dem die Erde bebte.
    Ich fuhr wie in
Trance. Mir fiel ein, dass ich Brandt nichts von Minkas Notizbuch erzählt
hatte. Als ob das jetzt noch wichtig wäre! Beim Halt an einer roten Ampel unter
dem Stadthaus griff ich nach dem Handy.
    »Minka ermordet«,
simste ich an Ecki.
    So schickte ich
die Hiobsbotschaft voraus, weigerte mich, die direkte Überbringerin zu sein.
     
    Als ich die »Weiße
Lilie« betrat, war der große Tisch schon zur Hälfte besetzt. Ein Blick in Evas
Gesicht und ich wusste, dass Ecki meine Nachricht weitergegeben hatte.
    »Wie furchtbar«,
flüsterte sie mir leise zu, dann setzte sie ein Lächeln auf und begrüßte neue
Gäste. The show must go on .
    Ich beeilte mich,
in die Küche zu kommen. Ecki und Arîn sahen kurz hoch, tausend Fragen im Blick,
aber keiner machte den Mund auf.
    »Full House«,
sagte ich. Die beiden nickten, als würden ihnen diese zwei Worte zur Erklärung
der Situation völlig ausreichen. Auch Arîn, meine so leicht aufbrausende Arîn,
gab sich wie Ecki professionell, abgebrüht. Ausgebucht war ausgebucht. Die
Gäste interessierte nicht, was mit Minka passiert war, die wollten gut essen
und einen schönen Abend verbringen. Ich schlüpfte in meine karierte Hose,
panzerte mich mit meiner Kochjacke, ging im Kopf Gerichte und Arbeitsabläufe
durch.
    Die Amuse-Bouche
brauchte Eva subito . In der Kühlung fand ich einen
Rest Hirschschinken, aber keinen grünen Spargel mehr. Heute rächte es sich, dass
ich mir immer auf den letzten Drücker überlegte, was ich an einem Abend als
kleinen Gruß der Küche servierte. Normalerweise kein Problem, aber heute war
mein Kopf leer und löchrig, präsentierte mir nicht den Funken einer Idee.
    Ein paar Oliven
tun's auch mal, fuhr ich meine Ansprüche herunter, aber wie ein stimmgewaltiges
schlechtes Gewissen dröhnte da die Stimme von Spielmanns Küchenchef durch
meinen Kopf. »Das Amuse-Bouche ist das Aushängeschild unseres Hauses«, hatte er
uns Abend für Abend eingebläut. So eindringlich, dass ich dieses Credo ganz
selbstverständlich für die »Weiße Lilie« übernommen hatte. Und dann fiel mir
der Meckerfritze von gestern Abend wieder ein, diese Dreckschleuder Eimert oder
wie er hieß. Das Amuse-Bouche, der erste Appetithappen für die Hungrigen, der
Türöffner für die Gourmets, setzte sich im kulinarischen Gedächtnis fest, das
merkte man sich immer, wenn nicht gerade Kräuterbutter oder Oliven serviert
wurden.
    Also keine Oliven.
Aber was dann? Eigentlich brauchte ich ein Lebensmittel nur anzugucken, und
sofort sprangen mich Ideen an, mit deren Hilfe ich etwas zaubern konnte, aber
heute war ich wie gelähmt. Ein ganzes Schlaraffenland vor Augen, doch ich
konnte nicht zugreifen. Aber ich brauchte jetzt eine Idee, verdammt.
    »Was haben wir
heute als Amuse-Bouche?«, hörte ich Eva von der Küche her rufen.
    Nichts, gar
nichts, heiße Luft, hätte ich am liebsten zurückgeschrien, atmete aber
stattdessen tief durch. Dir wird doch wohl noch so ein blödes Amuse-Bouche
einfallen, Schweitzer! Tausende hast du schon gemacht, jetzt brauchst du bloß
eines!
    »Katharina?«, rief
Eva.
    Mit geschlossenen
Augen ließ ich eine Hand an den Gläsern, Dosen und Säckchen entlanggleiten und
griff irgendwann kamikazemäßig zu. Als ich die Augen öffnete, hielt ich eine Tube
Wasabi in der Hand. Japanischer Meerrettich, äußerst speziell, keine gute Idee.
Beim Zurückstellen stach mir der Pumpernickel ins Auge. Na endlich!
    »Erbsenschaum mit
Wasabi, dazu Pumpernickelbrösel und Hirschschinken«, rief ich zurück. »Gib mir
fünf Minuten.«
    Ich sammelte alle
Zutaten ein, raste zurück in die Küche. Hühnerbrühe für die Erbsen, zwei
Minuten kochen lassen, Butter für den Pumpernickel, Erbsen pürieren, mit dem
Wasabi würzen, Pumpernickel rösten, Zitronenschale dazu reiben. Eine hauchdünne
Scheibe Hirschschinken obendrauf, einmal mit der Pfeffermühle drüber und ab
dafür.
    Erfinden musste
ich an dem Abend nichts mehr, Lamm, Spargel, Aprikosen, die jungen Radieschen
seit

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