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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Tagen vertraut, ein Glück, dass ich die Speisekarte nur einmal die Woche änderte.
    »Zweimal
Carpaccio, einmal Thunfisch, einmal Lamm«, gab Eva die ersten Bestellungen
durch. Ich verteilte die Aufgaben, und los ging's.
    Bald schwitzten
wir im üblichen Küchendampf, der heute der Küche etwas Verschwommenes,
Irrlichternes gab. Durch diesen Dampf bewegte ich mich mechanisch wie ein
Roboter, der unbeirrt seine Aufgaben erfüllte. Auch Ecki und Arîn wirkten wie
maschinengesteuert. Wie auf einem Schlachtfeld bellten wir uns durch den Nebel
die notwendigen Befehle zu, ansonsten redeten wir kein Wort miteinander. Es war
gut, dass wir nicht mehr redeten. Die Schlacht musste geschlagen, der Abend
überstanden werden.
    Als ich die
letzten Lammkarrees nach draußen geschickt hatte und der Druck nachließ, kehrte
die ermordete Minka in meinen Kopf zurück. Diese beiden letzten Bilder von ihr.
Das der lächelnden Schönheit auf dem Bause-Fest und das starre, fahle
Zeitungsbild von ihr. Brandt hatte von einem Kampf gesprochen. Mit diesem
geckigen Typen, der gestern hier war? Oder war der geheimnisvolle Liebhaber ein
ganz anderer? Und dann fielen mir die Informationen ein, die Minka über die
»Weiße Lilie« gesammelt hatte. Konnten sie etwas mit ihrer Ermordung zu tun
haben?
    Jetzt dreh mal
nicht durch, Schweitzer, schimpfte ich mich, nimm dein Restaurant nicht wichtiger,
als es ist. Die »Weiße Lilie« ist niemals ein Grund dafür, jemanden
umzubringen. Nein, das nicht, aber ich merkte, dass ich es Minka über den Tod
hinaus übel nahm, dass sie bei mir spioniert hatte. Dass es mich ärgerte, sie
deswegen nicht mehr zur Rede stellen zu können, dass sie ein Geheimnis mit ins
Grab nahm, das ich unbedingt lüften wollte.
    »Geh, Kathi, wo
bleibt dein Mitgefühl? Kannst an gar nichts anders als dein Beisel denken?«,
würde mich Ecki schimpfen, erzählte ich ihm von diesen Gedanken.
    Ecki? Er hatte
heute keine Fischköpfe durch die Küche geschleudert, sondern diese brav zu
einem Fischfond zerkocht. Der stand schon zugedeckt etwas abseits, bereit,
gleich in die Kühlung gestellt zu werden. Ecki wandte mir den Rücken zu und
schrubbte seinen Arbeitsplatz sauber. Der Fischposten war durch. Brauchte Eva
ihn noch im Service?
    Arîn und Gülbahar,
die tapfer den Spül gemeistert hatte, standen neben der Spülmaschine und
teilten sich eine Flasche Wasser. Erschöpfung lag in der Luft, aber noch waren
die letzten Nachtische nicht raus. Das war Arîns Job.
    »Kannst du mal den
Eschbachs Guten Tag sagen?« Eva schob sich die letzten Lammkarrees und zwei
Nachtische auf den Arm. »Am besten sofort, die wollen gleich gehen.«
    Natürlich. Treue
Stammgäste, bares Gold für ein Restaurant. Auf dem Weg nach draußen griff ich
mir hinter dem Tresen eine Flasche von Anna Gallis Kirschwasser und drei
Gläser. Zehn Minuten, signalisierte ich Eva, mehr Small Talk konnte ich heute
nicht verkraften. Ich spendierte Kirschwasser, hörte zu, plauderte über alles
und nichts, notierte mir gern, dass Frau Eschbach ihren Fünfzigsten bei mir
feiern wollte. Nach zwölf Minuten erlöste mich Eva, indem sie mir für die
Eschbachs hörbar zuflüsterte, dass ich in der Küche gebraucht würde.
    Am Pass warteten
die letzten Nachtische auf Eva, daneben stellte Arîn die Reste des Abends für
uns zusammen.
    »Willst du die
Wasabi-Erbsen aufheben oder sind die zum Jetzt-Essen?«, fragte sie.
    »Jetzt-Essen. Wo
ist Ecki?«, fragte ich zurück.
    »Er ist schon
gegangen. Er ruft dich an.« Arîn ließ sich heißes Wasser in einen Eimer laufen.
Dann begann sie, ihren Arbeitsplatz sauber zu machen, und rief dabei Gülbahar
etwas auf Kurdisch zu.
    Der geht oft
früher, der kann sich das erlauben, weil er der Freund der Chefin ist. Teilte
sie das Gülbahar mit? Ich war mir sicher, dass Arîn das dachte, aber natürlich
sagte sie es mir nicht. Ecki, die Arbeit und ich. So viele Baustellen!
    Aber heute regte
ich mich nicht über sein Verschwinden auf, weil mir überhaupt keine Zeit blieb,
mich darüber aufzuregen. Denn Eva führte einen Mann in die Küche, mit dem ich
zumindest heute nicht mehr gerechnet hatte.
    »Es tut mir leid,
dass ich Sie so spät noch störe«, entschuldigte sich Brandt nach einem
bewundernden Blick auf die Küche. »Aber wir haben in Frau Nowaks Wohnung
aktuelle Fotos gefunden. Ich möchte Sie bitten, sich diese anzusehen.
Vielleicht erkennen Sie den einen oder anderen. Damit wäre uns sehr geholfen.«
    Arîn warf mir
einen panischen Blick zu,

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