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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Haare am erhitzten Gesicht klebten.
    »Die Toiletten
sind eine Etage höher, falls Sie sich frisch machen wollen.«
    Ein freundliches
Lächeln, ein verständnisvoller Blick aus den sentimentalen Augen. Mich
irritierte, dass der Mann hier war. War er nicht mit der schönen Witwe zu einer
heißen Liebesnacht aufgebrochen? Waren die beiden noch einmal zurückgekehrt?
Ich suchte die Witwe, ich fand sie nirgends. Dafür sah ich die Blicke, die wie
Pingpongbälle zwischen der Zeremonienmeisterin, den Bauchladenfräuleins und Til
Schweiger hin- und herschwirrten. Man kannte sich.
    »Danke«, sagte
ich, stieg langsam die Treppe hinauf und folgte dem WC -Zeichen.
    Meine Gedanken zu
den Blicken der drei im Foyer wurden von einer fremden Melodie verdrängt, die
über dem Flur schwebte und mich zu den Waschräumen lockte.
    Als ich die Tür zu
den Toiletten aufstieß, saß dort eine schwere schwarze Frau und sang. Wieder
spritzte ich Wasser ins Gesicht, ließ es auch über die Armbeugen laufen und
hörte die Frau von Wehmut und Hoffnung singen. Ihre kräftige Stimme und die
fremden Laute legten sich wie Samt auf meine Haut, drangen in mich ein und
linderten den Herzschmerz. Ich hörte weiter zu, ließ unentwegt Wasser über
meine Armbeugen laufen.
    Erst als die Frau
verstummte, stellte ich den Wasserhahn aus und sah sie an. Erstaunt darüber,
dass sie nicht weitersang. Sie aber deutete auf einen Berg Papiertücher und
erhob sich. Das Lied war ein Geschenk gewesen. In ihren wallenden afrikanischen
Gewändern bewegte sie sich mit Eleganz, das schnelle Sauberwischen des
Waschbeckens keine Pflicht, sondern eine Geste der Gastfreundschaft.
    Diese Frau war
eine Königin, die selbst einen Waschraum in einen Thronsaal verwandeln konnte.
So wie sie stellte ich mir die sagenumwobene Königin von Saba vor. Als
Morgengabe legte ich ein großzügiges Trinkgeld auf den kleinen Tisch, sie
quittierte es mit einem gnädigen Nicken.
    »Kannten Sie Minka
Nowak?«, fragte ich, bevor ich ging.
    »Garderobe«,
antwortete sie.
    »Sie ist tot. Man
hat sie umgebracht.«
    Der Blick der
Königin war unergründlich.
    »Sie hat bei mir
gearbeitet. Ich bin Köchin. Wir möchten in meinem Restaurant einen
Leichenschmaus für sie ausrichten«, versuchte ich mich zu erklären. »Sie hatte
einen Freund hier, Tomasz. Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«
    »Ist
vorbeigegangen, gerade.« Sie deutete auf den Flur, der durch die offene Tür zu
sehen war. »Schöner Mann mit Zauberblick.«
    Zauberblick?
Meinte sie Til Schweigers melancholische Mädchenaugen? Ich beschrieb seinen
Legosteinkopf, seine Haarfarbe, das Tattoo am Hals.
    »Arbeitet er hier?
Was tut er?«
    Die Frau zuckte
mit den Schultern. Mehr wusste sie nicht über Tomasz oder wollte es mir nicht
sagen.
    »Danke!«
    Ich wollte schnell
nach draußen, aber die Königin griff nach meinem Arm und flüsterte: »Nimm dich
in Acht. Ist kein guter Mann. Falscher Zauber. Heiße Luft.«
    Dann nahm sie ihre
Hand von meinem Arm und entließ mich aus ihrem Reich.
    Ich lief den Flur
zurück ins Treppenhaus, sah von oben, wie sich Til Schweiger alias Tomasz von
der Zeremonienmeisterin verabschiedete und gleichzeitig Eilert durch die Tür
trat. Erstaunlicherweise kamen oder gingen in diesem Augenblick keine Gäste, so
konnte ich halbwegs verstehen, was gesagt wurde. Eilert wechselte mit Tomasz
ein paar Worte. Es ging um eine Frau namens Maibach. Der Name fiel ein paarmal,
mehr verstand ich aus der Entfernung nicht. Eilert wirkte verärgert, Tomasz
versuchte, Schönwetter zu machen.
    »Dass mir so was
nicht noch mal vorkommt, Pfeifer«, beendete Eilert das Gespräch mit lauter
Chefstimme und machte ihm dann den Weg zur Tür frei.
    Verdammt! Ich
wollte nicht, dass der zweite Mann, mit dem ich heute Abend unbedingt reden
wollte, im Nachtleben des Brüsseler Platzes abtauchte.
    »Tomasz!«, rief
ich die Treppe hinunter.
    Beide Männer
drehten sich um und sahen zu mir hoch. Als Eilert mich erkannte, verzog er den
Mund zu einem kleinen Grinsen, während Tomasz die Stirn runzelte, die Schultern
straffte, dann die Tür öffnete und einfach verschwand.
    Ich klebte am
Treppengeländer fest und traute mir selbst nicht mehr. Entwickelte ich
Hirngespinste? Hatte ich die Königin von Saba missverstanden? War Til
Schweiger, den Eilert Pfeifer nannte, nicht Tomasz? Verrannte ich mich in was?
Maibach, woher kannte ich diesen Namen? Ich wusste genau, dass ich ihn in den
letzten Tagen schon mal gehört hatte, aber mir fiel nicht mehr ein,

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