Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Händen; seine Augen waren geschlossen. Er stieß ihn regelmäßig auf den Boden, immer wieder.
Mir kam ein Gedanke. »Der Indianer, der Ihnen als Führer dient«, sagte ich, »der war doch gestern auch hier. Ich habe ihn auf dem Steg gesehen.«
»Guy? Das bezweifle ich. Ich glaube, der ist verschwunden, sobald er von der Jagd zurück war.«
»Die Männer, die da rumstanden, mit denen war er da draußen auf Elchjagd?«
»Ja, seine letzte in diesem Jahr. Die letzte wohl, die er jemals hier führen wird. Er ist gegangen und hat sich nicht einmal verabschiedet.«
»Ich denke, wenn ich eine Woche da in den Wäldern gewesen bin, würde ich auch auf der Stelle nach Hause wollen.«
»Nein, das war nur ein Vier-Tage-Ausflug an einen anderen See. Gott sei Dank. Bei einer Sieben-Tage-Jagd säßen wir hier ja immer noch fest und würden auf ihre Rückkehr warten.«
»Nun, wie dem auch sei, ich bin mir sicher, daß ich ihn gesehen habe.«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war er ja noch da. Er war so ein merkwürdiger junger Mann, muß ich schon sagen. Ich habe nie herausgefunden, was in ihm vorging.«
Die Bürotür öffnete sich. und DeMers sah hinaus. »Was geht hier vor sich?«
»Wir unterhalten uns nur«, sagte ich. »Wenn Sie irgendwann fertig sind, hätte Helen gern ihr Büro zurück.«
»Wir sind mit Mr. LeBlanc fertig. Jetzt sind Sie an der Reihe.«
Das wird ja heiter werden, dachte ich. Ich schenkte Helen ein Lächeln und ging, wie einst als Spieler zum Plate. Als Vinnie aus dem Büro kam, sah er völlig cool und unberührt aus, als hätte er die letzte Stunde mit angenehmem Plaudern zugebracht. Aber das war etwas, was Vinnie im Blut lag, seit tausend Jahren. Ich hatte das nicht. Nicht einen Tropfen.
»Hereinspaziert, Mr. McKnight«, sagte DeMers. »Machen Sie es sich bequem.« Als er die Tür schloß, glaubte ich den Elch wieder stöhnen zu hören.
Kapitel 7
»Lassen Sie uns zunächst einmal über Sie reden«, sagte der Senior Constable. Er saß auf Helens Bürostuhl. Constable Reynaud saß neben ihm auf einem weiteren Stuhl. Einem richtigen Stuhl. Mir blieb der fragwürdige Klappstuhl.
»Diese Männer haben Gannon offenbar erzählt, sie wollten noch etwas Spaß haben, bevor sie nach Hause führen«, sagte ich. »Also ist es möglich, daß sie nicht stracks nach Hause gefahren sind. Suchen Sie in Toronto nach ihnen? Oder vielleicht in Windsor?«
»Constable Reynaud, haben Sie etwas gesagt?« fragte er. »Ich muß da wohl irgendwelche Stimmen gehört haben, denn ich weiß ja, daß wir beide hier die einzigen sind, die Fragen stellen.«
»Ich habe nichts gesagt,« meinte sie.
»Wohl eine Alterserscheinung«, sagte er. »Die Hälfte von dem, was man hört, ist nur im eigenen Kopf.«
»Okay«, sagte ich. »Ich habe verstanden.«
»Alex McKnight aus Paradise, Michigan«, sagte er, wobei er eine Falte auf seiner Hose glattstrich. Langsam bekam ich ein klareres Bild von dem Mann. Ich war mir sicher, daß seine sämtlichen Socken sorgsam gefaltet und nach Farben geordnet waren. »Constable Reynaud hat einige Erkundigungen über Sie eingezogen. Da hat sich gezeigt, daß Sie Polizeibeamter gewesen sind.«
»Acht Jahre in Detroit«, sagte sie mit einem Blick auf ihren Notizblock. Sie war ein ganz anderer Typ von Polizist. Die alte Redensart, daß eine Frau doppelt so clever wie ein Mann sein muß, um halb so viel Anerkennung zu bekommen, galt bei der Polizei in verstärktem Maße. Ich war mir sicher, daß ihr Partner das Wort führen würde, aber daß sie diejenige war, die es wirklich verstand zuzuhören.
»In der jüngeren Vergangenheit«, sagte sie, »wurde Ihnen eine Lizenz als Privater Ermittler erteilt.«
»So viel ich weiß, ist das in Michigan ein leichte Sache«, sagte DeMers. »Sofern man nur die nötigen Jahre bei der Polizei verbracht hat, geschieht das praktisch automatisch. Man muß ein Formular ausfüllen, und schon ist man im Geschäft, egal, was für ein Mensch man ist.«
»Ich übe den Beruf nicht mehr aus«, sagte ich. »Das hat nichts mit dem zu tun, weswegen wir hier sind.«
»In Ontario ist das ganz etwas anderes«, sagte er. »Sie müssen sich einem Gespräch mit einer zuständigen Behörde unterziehen, müssen Referenzen angeben. Dann nimmt man Sie gründlich unter die Lupe, kehrt Ihr Innerstes nach außen. Und wenn da irgendwas auch nur verdächtig aussieht, kriegen Sie keine Lizenz.«
»Klar. Wie gut, daß ich mich da nicht
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