Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
Vom Netzwerk:
schien, wobei wir unsere Speere als Stützen verwandten. Die losen Kiefernnadeln auf den Felsen erschwerten das Gehen. Mehr als einmal glitten wir beide ab und wären fast zu Tode gekommen.
    Als wir oben angekommen waren, sahen wir, daß das mit dem höher gelegenen Terrain eine Täuschung gewesen war. Das Gelände senkte sich ab und stieg dann wieder an zu einem weiteren Hügel und vermutlich noch einem. Wir mußten wieder hinabsteigen, uns durch dichtes Unterholz kämpfen und dann wieder klettern. Die Sonne stieg höher, aber sie reichte nicht aus, um den Morgennebel zu trinken. Nachdem wir eine Stunde über Felsen geklettert waren oder uns unseren Weg durchs Unterholz gebahnt hatten, waren wir beide zum Auswringen naß. Genauso gut hätte es regnen können.
    Wir hielten an, um zu verschnaufen. Die Wasserflasche tranken wir aus. »Wir müßten zu einem weiteren Bach kommen«, sagte er. Er atmete hart, und sein Atem bildete kleine Wölkchen in der kalten Morgenluft. »Die Seen hängen alle zusammen.«
    »Bringen dich deine Füße auch fast um?« Außer der Nässe und der Kälte konnte ich spüren, wie mit jedem Schritt die Blasen anschwollen.
    »Ich versuche nicht daran zu denken«, sagte er. Er rieb am Isolierband in seinem Gesicht.
    Wir gingen weiter. So lange die aufgehende Sonne zu unserer Linken war, wußten wir, daß wir in die richtige Richtung gingen. Aber, verdammt noch mal, viel zu langsam. Wir gingen eine weitere Stunde. Dann noch eine. Die Sonne stieg höher am Himmel hinauf.
    Seltsame Gedanken stiegen in mir auf – Erinnerungen an Dinge, die Jahre zurück lagen. Dinge, die ich vergessen hatte. Ein Wandertag in den Wäldern als Kind. Die plötzliche Angst, sich verlaufen zu haben.
    Vinnie versuchte über einen großen umgestürzten Baum zu steigen. Er verschätzte sich in der Höhe und stolperte schließlich schlicht darüber. Er lag auf der Erde, den Kopf an dem verrottenden Holz, die Augen geschlossen. Sein Speer lag quer über seiner Brust.
    »Vinnie, alles in Ordnung?«
    »Tut mir leid.«
    »Los, steh auf.« Ich packte ihn an der Hand.
    »Tut mir leid, Alex. Tut mir wirklich leid. Das ist allein meine Schuld.«
    Ich setzte mich auf den Baumstamm. »Ruh dich einen Moment aus.«
    »Ich will uns hier rausbringen.«
    Ich sah auf ihn herab. Die ganze Energie, über die er beim Aufwachen zu verfügen schien, die war nur Schau gewesen. Allein für mich. Jetzt bezahlte er dafür.
    »Der See muß ganz in der Nähe sein«, sagte ich. »Wir sind fast da.«
    Er regte sich nicht. »Guy und Maskwa«, sagte er. »Ein Junge und sein Großvater. Sie sind tot, Alex. Und wir sind die nächsten.«
    »Steh auf, Vinnie.« Ich griff nach unten und hakte meine Hände unter seinen Armen ein. Als ich ihn hochzog, wurde einen Moment lang alles schwarz. Ich schüttelte die Benommenheit ab und stieß ihn vorwärts.
    Wir gingen eine weitere Stunde. Kein Wort fiel zwischen uns. Wir bewegten uns nur. Wir stießen wieder auf den Pfad und sahen einen perfekt erhaltenen Stiefelabdruck, mitten darauf. Als wir auf die andere Seite des Pfades wechselten, hörten wir einen Bach. Als wir ihn erreichten, ließen wir unsere Speere fallen, fielen auf die Knie und tranken das kalte Wasser. Hätte uns jemand in diesem Moment gesehen, hätte er ohne weiteres hinter uns treten und uns in den Kopf schießen können.
    Ich richtete mich auf und spritzte mir Wasser ins Gesicht. Es war so kalt, daß es schmerzte. Die Sonne stand über uns und beschien uns, aber ohne jede Wärme. Es wirkte, als hätte uns selbst die Sonne im Stich gelassen, noch ein befremdlicher Gedanke. Mich schauderte.
    »Der Bach muß zum See führen«, sagte ich.
    Vinnie antwortete mir nicht. Er hockte auf Händen und Knien, das Wasser tropfte von seinem Gesicht.
    »Vinnie.«
    »Hörst du es?« fragte er.
    »Was soll ich hören?«
    »Die Musik.«
    »Vinnie, hier gibt es keine Musik.«
    »Das Wasser«, sagte er. »Es macht die Musik.«
    »Vinnie, verlaß mich nicht. Gib nicht auf.«
    »Das Wasser fließt von den vier Hügeln zum Pfad der Seelen.«
    Ich kroch zu ihm hinüber, packte ihn am Kragen und riß seine Schultern hoch, so daß er mich ansah. Das Klebeband löste sich von seinem Gesicht. Frisches Blut lief ihm am Halse herunter.
    »Vinnie, ich verbinde dich jetzt neu mit Klebeband. Und dann schnappen wir uns die Typen, die deinen Bruder getötet haben. Okay? Die ficken wir jetzt in den Arsch.«
    Seine Augen schienen wieder etwas wahrzunehmen. »Der Pfad der Seelen, Alex. Tom

Weitere Kostenlose Bücher