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Himmelreich

Himmelreich

Titel: Himmelreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dobelli
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schmeckt ausgezeichnet. Dies ist der ideale Ort, an dem Sie Ihre Vorräte an haltbarem Vollkornbrot aufstocken oder sich dem frischen, knusprigen Weißbrot hingeben können, wenn Sie durch die Exumas segeln. Sie werden von der Schönheit dieser kleinen Insel begeistert sein. Philip und Josephine haben den perfekten Ort gefunden - den Himmel auf Erden.«
    Josephine betreibt nebenher einen Buchtauschladen, wo die Segler ein Buch mitnehmen können, wenn sie eines der ihren dalassen - take one, leave one. Angefangen mit Ulysses, den niemand mitnehmen wollte, wächst die Bibliothek schnell auf hundert Titel an. Die meisten Segler, besonders jene auf kurzen Segeltörns, lassen mehr Bücher da, als sie mitnehmen. So kommt Josephine zu ihrer Literatur.
    Wir sind glücklich.
    Ein Jahr nach unserer Landung auf den Bahamas stellt sich heraus, daß Josephine schwanger ist.
    Wir beschließen: Geburt auf der Insel. Zuerst bin ich dagegen, ich schlage Miami vor, in drei Stunden per Kleinflugzeug zu erreichen - Ärzte, ein Heer von Hebammen, allerlei Apparatur auf dem neuesten Stand.
    Josephine möchte die Insel nicht verlassen. Auf Staniel Cay höre ich mich um. Natürlich gibt es hier keine Ärzte, kein einziger Arzt auf der ganzen Exuma-Kette, nicht einmal ausgebildete Hebammen, aber wir werden zu einer Frau geführt, die bei den meisten Geburten dabei war, so sagt man uns. Einmal pro Woche kommt sie vorbei, die Bahama-Frau, eine Matrone, deren ganzer Körper, wenn sie lacht, wie Pudding wackelt. Quasseln mit Josephine, es entwickelt sich eine schöne Freundschaft, die beiden schlendern am Strand wie in einem Park, manchmal hört man sie laut herauslachen, selbst aus einiger Entfernung, dieses rußige, über alle Oktaven springende Lachen der Schwarzen, am Abend jeweils tuckert sie wieder zurück nach Staniel. Wir geben ihr Brot mit - den unverkäuflichen Rest unserer Tagesproduktion.
    Die Schwangerschaft nicht ohne die üblichen Schwierigkeiten, Sodbrennen, Übelkeit, Rückenschmerzen. Wir bestellen Medikamente. Joe-Joes-Leute organisieren alles innerhalb kürzester Zeit - eine ganze Hotelapotheke schleppen sie an, die sie dem Paradise Island Resort auf Nassau entwendet haben.
    Dann die Geburt. Ein Mädchen. Wir taufen sie Lily, und sie wächst in dieses Jahr hinein wie in einen blauen Himmel.
    Im darauffolgenden September der Wirbelsturm. Schwarze Bänder am Himmel, schöne, wie aus Lehm geformte, dunkle, edle Walzen. Wir stehen am Strand, Josephine und ich, es ist ein später Nachmittag, und wissen nicht, was diese Wolkenbänder zu bedeuten haben. Sie bleiben fast stehen. Nur wenn man einen Moment lang wegschaut, sieht man, daß sie kriechen. Das Meer liegt da wie ein Spiegel. Nur diese stillen Wolkenbänder und an ihren Unterseiten massige, schwarze Säcke. Dazwischen Sicheln von hellem Himmel. Alles sehr bizarr. Das Blinklicht der Marina von Staniel Cay wie immer.
    Ein Funkruf bestätigt: Hurrikan-Warnung. Josephine mit ihrem melancholischen Blick, den ich so liebe, der jetzt aber wirklich nicht hilfreich ist. Ich stehe am Strand, das Funkgerät mal in der einen, mal in der anderen Hand. Alles still. Alles wie eingeschlafen. Wohin mit uns? Ich erkundige mich, aber das einzige Flugzeug, eine vierplätzige Cessna des Marina-Besitzers, habe schon am Morgen Staniel Cay Richtung Miami verlassen.
    Keine Zeit, um sentimental zu werden. Wir nageln unser Haus zu, die Türen, die Fenster. Wir nageln Bretter auf das Dach zur Verstärkung, falls Bäume knicken sollten. Ein letzter Blick in die Backstube - das Mehl in Säcken, das frische Brot in Körben, die Plastikfolien über den Maschinen ausgerollt, falls es vom Dach tropfen sollte - dann lösche ich das Licht und nagle auch dieses Häuschen zu. In der Nacht kommt der Wind. An Schlaf ist nicht zu denken. Überall das Knacken und Zerren im Gebälk. Ich lasse das Funkgerät eingeschaltet und höre Notrufe - ohne Aussicht auf Antwort. Einen Keller gibt es nicht, und so verbringen wir die Nacht im Wohnzimmer. Lily in einem Kokon von Wolldecken. Manchmal reißt es an den Mauern, als wäre ein Panzer dabei, das Haus niederzuwalzen. Das Trommeln von Regen, das Schütten und Zischen. Das Heulen des Windes. Zuerst kommt das Wasser unter dem Türspalt herein. Ein kleines Rinnsal, Augenblicke später von allen Seiten. Plötzlich bricht ein Stück Dach weg. Dann das ganze Dach. Auf einmal sitzen wir draußen. Das Fauchen der Palmblätter. Regentropfen wie Geschosse. Wir halten uns gegenseitig

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