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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren.
    Plötzlich erhob sich vor ihm eine riesige Wolkenbank. Er war so sehr mit dem Beobachten der Wolkenlandschaft beschäftigt gewesen, daß er ganz vergessen hatte darauf zu achten, wohin er eigentlich flog. Es war zu spät, um ihr auszuweichen; er mußte hindurch. Dolph hielt die Luft an, schloß die Augen und bereitete sich auf den Zusammenprall vor. Doch alles, was passierte, war ein leichtes Zerren an den Flügeln; die Wolke bestand schließlich doch nur aus Wasserdampf, der zu weich war, um dem Vogel etwas anzuhaben.
    »Oh«, entfuhr es plötzlich Mark.
    Dolph sah ihn an. Fast hatte er vergessen, daß er in Gesellschaft war! »Was ist los?«
    »Das sieht mir nach Fracto aus.«
    Nun konnte Dolph es auch erkennen. Eine kleine graue Wolke verfolgte sie. Sie besaß häßliche Beulen und hatte einen heimtückischen Ausdruck im Gesicht, und es bestand kein Zweifel, daß sie nichts Gutes im Schilde führte. Es war Cumulo Fracto Nimbus, die schlimmste aller Wolken. »Wie ist denn dieses Nebelgesicht hierher gekommen? Ich meine, wir sind doch in Mundania!«
    »Fracto erkennt keine Grenzen des Anstands an«, bemerkte Mark grimmig. »Wahrscheinlich bereitete er den Mundaniern ebensoviel Ärger wie uns.«
    »Er kann ziemlich schlimm werden, wenn er sich Mühe gibt«, bestätigte Dolph, der daran denken mußte, wie die bösartige Wolke versucht hatte, Chex’ Hochzeit ins Wasser fallen zu lassen. »Wir sollten uns lieber vom Himmel verziehen.«
    »Ich habe mich informiert, wie man landen könnte«, bemerkte Mark. »Vielleicht sollten wir unser Ziel anfliegen und dort heruntergehen.«
    »Ziel?« Dann fiel es Dolph wieder ein. »Ach ja, der Himmelstaler!« Er blickte auf die Uhr. Das Auge sah ihm direkt ins Gesicht. Er war in die genau entgegengesetzte Richtung geflogen.
    Doch hinter ihnen war Fracto. Wie sollte er umkehren, ohne sich von der bösen Wolke erwischen zu lassen?
    Dolph gelangte zu dem Schluß, daß er keine andere Wahl hatte. Er mußte versuchen, Fracto zu überraschen, indem er plötzlich herumdrehte und durch ihn hindurchflog. Wenn es funktionierte, würde Fracto sogar in Stücke zerfetzt zurückbleiben. Wenn nicht…
    Dolph unterdrückte diesen Gedanken. Er erinnerte sich daran, daß er sich immer noch im Kürbis befand, wo die Realität anders war; wahrscheinlich konnte er hier nicht einmal wirklich ums Leben kommen. Wenn er allerdings einen Aufprall provozierte, würde er möglicherweise nie wieder zum Himmelstaler gelangen und bei seiner Queste scheitern.
    Er schob den Stock nach rechts. Der Vogel bewegte sich in diese Richtung. Er drückte den Stock noch ein Stück weiter, und der Vogel flog einen engeren Kreis. Schon bald hatte er die Wende hinter sich gebracht und flog nun in dieselbe Richtung, aus der er gekommen war.
    Plötzlich tauchte Fracto vor ihnen auf. Die bösartige Wolke hatte sich mächtig aufgebläht. An Fractos Seite züngelten Blitze, die seinem Gesicht einen noch bösartigeren Ausdruck verliehen. Er hatte eine riesige, knollenförmige graue Nase, glühend neblige Augen und ein Maul wie ein furchterregender Schlauch. Nieselregen setzte ein. Niemand, der noch ganz bei Trost war, würde auf ein solches Wolkenungeheuer zufliegen!
    Doch Dolph unterdrückte sein Entsetzen und hielt auf Fracto zu. Die wässerigen Augen der Wolke blinzelten, und das Maul öffnete sich gierig. Die Beute kam ja freiwillig zu ihm!
    Da schoß der Vogel in den Schlund der Wolke hinein. Die ganze Welt wurde dunkel, nur grelle Blitze zuckten hin und wieder, und ein Knistern erfüllte die Luft. Dolph überkam das mulmige Gefühl, daß er einen Riesenfehler begangen hatte.
    Der schreckliche Nebel umhüllte sie immer dichter. Sofort zerrten an dem Vogel schreckliche Winde. Dolph spürte, wie der Vogel zu stürzen drohte. Wie lange würde der Vogel die Zornesausbrüche der Wolke überstehen?
    Ein plötzlicher Abwind riß den Vogel heftig in die Tiefe. Dann stieß er auf Aufwind, der ihn wieder in die Höhe warf. Dolph spürte, wie es in den Flügeln stöhnte; Fracto tat sein Bestes, um den Vogel auseinanderzureißen, damit seine Einzelteile sich dann leichter verdauen ließen.
    Doch plötzlich schoß der Vogel aus der Wolke hervor. Sie hatten es geschafft. Vor ihnen lagen nur noch die bunten, unschuldigen, freundlichen kleinen Wolken, und der Vogel flog nun genau auf den Himmelstaler zu.
    Aber Fracto war noch nicht erledigt. Dolph blickte zurück und sah, wie die Wolke sich an die Verfolgung machte. Dampftentakel

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