Himmels-Taler
willigte Dolph ein, als ihm sein Abenteuer wieder einfiel. »Doch…«
»Du mußt auf jeden Fall deine Queste fortsetzen!« sagte Mela und verwandelte ihre Beine wieder in einen Fischschwanz. »Wenn du den Feuerwasseropal nicht bekommst, dann kannst du zu mir zurückkehren.«
Es war offensichtlich, daß sie wirklich den Edelstein bevorzugte, wenn sie schon die Wahl hatte.
»Aber woher willst du sicher sein, daß ich zurückkomme?« fragte Dolph. »Ich meine, ich könnte den Opal doch einfach behalten und damit nach Hause gehen.«
»Das tut kein echter Prinz«, versetzte Mark schnell. »Ein Prinz ist ein Mann von Ehre. Er hält immer, was er verspricht.«
»Oh«, machte Dolph. Mark merkte, daß er sich immer noch nicht völlig mit dem Gedanken angefreundet hatte, den Fängen der Meerfrau entkommen zu sollen. »Aber ich habe noch nichts über Ehre gelernt, daher…«
»Hast du nicht?« fragte Mela stirnrunzelnd. »Willst du damit sagen, daß dein Wort, das du mir gegeben hast, mir keinen Schaden zuzufügen, nichts wert war? Wenn ich das gewußt hätte…«
»O nein, ich werde dir niemals weh tun!« protestierte Dolph und sah zu der Stelle hinunter, wo die Beine, wie er zu hoffen schien, wieder auftauchen könnten. »Aber…«
»Dann brauche ich anscheinend doch eine Garantie. Vielleicht ist die ganze Idee doch nicht so gut!«
Oje! Gerade hatte Mark geglaubt, daß er die Sache wieder im Griff hatte. Er mühte sich ab, um auf eine weitere gute Idee zu kommen.
»Eine Geisel«, sagte Grazi. »Ihr müßt eine Geisel zurücklassen, die für eure Rückkehrt garantiert.«
»Aber wir haben doch niemanden, der das tun könnte!« protestierte Mark.
»Haben wir doch«, wiedersprach Grazi. »Ich werde als Geisel dienen. Bei eurem Besuch beim Drachen werdet ihr mich nicht brauchen.«
»Aber würde Dolph deinetwegen denn zurückkehren?« fragte Mela zweifelnd.
»Dolph vielleicht nicht«, sagte Grazi. »Aber…« Und sie blickte Mark an.
»Natürlich würde ich zurückkommen, um dich zu holen!« sagte Mark etwas betonter, als er selbst erwartet hatte.
»Das dachte ich mir«, erwiderte Grazi.
Die Meerfrau überlegte. »Ja, das könnte er tun. Auf jeden Fall ist es den Einsatz wert. Also schön: Ich akzeptiere dich als Geisel. Aber wenn du versuchst zu fliehen, lasse ich mein Rudel Hundsfische los.«
»Ich versuche nicht zu fliehen. Ich kenne mich hier schließlich nicht aus.«
So war es abgemacht. Mela teilte ihnen mit, wo sich den Berichten zufolge der Drache aufhalten sollte. Sie ließen den magischen Spiegel bei Grazi zurück, damit sie mit der Meerfrau zusammen den Fortschritt der Expedition beobachten konnte. Der Spiegel konnte zwar keinen ihm unbekannten Ort ausmachen, konnte aber einer bestimmten Person folgen, wenn er zu Beginn auf sie eingestellt wurde. Mark nahm die Luftpflanze und führte Dolph an die Stelle, wo das beschwerte Netz lag. Sie nahmen die Steine heraus und kletterten hinein. Das Netz wurde emporgehievt, als Chex immer höher flog.
Mit einiger Mühe gelangten sie ans Festland und stiegen aus dem Netz. Chex landete schwer atmend. »Das war… keuch… vielleicht anstrengend!« sagte sie. »Aber wo ist Grazi?«
Mark erklärte ihr die Abmachung. Chex hob zwar eine Augenbraue, brachte aber keine Einwände vor. Dann reichte sie ihnen den Spiegel, damit sie ihn für Grazi und Mela versenken konnten. »Ich würde ja gern noch länger bei euch bleiben, aber ich muß wirklich zu dieser Zeremonie«, sagte sie. »Paßt nur auf, wenn ihr mit diesem Drachen zu tun bekommt; das sind nämlich nicht alles dumme Ungeheuer, müßt ihr wissen. Tatsächlich können einige Flügelungeheuer ganz schön intelligent sein. Ich bin schließlich selbst eins.«
Dolph lachte, weil er es für einen Witz hielt. Offensichtlich war ihm nie der Gedanke gekommen, daß die hübsche Flugzentaurin ein Ungeheuer sein könne.
»Wir werden schon die nötige Umsicht walten lassen«, versicherte ihr Mark. Die Aussicht, einem Drachen gegenüberzutreten, behagte ihm gar nicht, egal wie intelligent das Wesen sein mochte, aber das war immer noch besser, als Dolph den tückischen Fängen der Meerfrau zu überlassen. Selbst jetzt warf der Junge immer noch Blicke auf das Meer hinaus, als bedauerte er, es verlassen zu haben.
»Nun gut, ich wünsche euch alles Gute«, sagte Chex. Dann breitete sie die Flügel aus, peitschte sich selbst leicht mit dem Schweif und hob ab. Mark fragte sich, für welch eine Zeremonie sie so eilig auf den Berg
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