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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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befindet, so daß wir ihm nicht begegnen.«
    »Das stimmt«, begriff Dolph. »Ich brauche ja nicht gegen ihn zu kämpfen, ich muß nur den Feuerwasseropal holen. Aber woher wollen wir wissen, ob er in seinem Nest ist oder nicht?«
    »Möglicherweise müssen wir ihm auflauern und ihn beobachten, und wenn wir ihn sein Nest verlassen sehen, wissen wir Bescheid. Den Berichten zufolge ist er ein Einzelgänger, und das bedeutet, daß er keine Nestgefährtin hat, die während seiner Abwesenheit Wache hält.«
    »Das ist eine gute Nachricht!« rief Dolph erleichtert.
    Leise begaben sie sich zum Berg Etamin, der von seinem eisigen Gipfel bewacht wurde, wie ein Stern über dem Wald funkelnd. Unentwegt hielten sie am Himmel Ausschau, um zu sehen, ob der Drache entweder fortflog oder eintraf. Alles war still; selbst die Vögel mieden dieses Gebiet. Es waren keine großen Tiere zu sehen; hier und dort war das Laub versengt, Hinweise darauf, wo das eine oder andere von dem Drachen möglicherweise geröstet worden war. Kleintiere gab es in Mengen, weil der Drache sie nicht jagte, während jene, die tatsächlich auf sie Jagd zu machen pflegten, von dem Drachen bereits aufgefressen worden waren. Draco war offensichtlich ein gründlicher Jäger, was Dolph nicht sonderlich beruhigte. Schließlich gelangten sie an den Fuß des Berges. Vor ihnen ragte ein Steilhang empor, alle Vegetation war abgeflammt. In einiger Entfernung erblickte Dolph den Eingang zum Drachenhort. Die Höhle war nicht so groß, wie er erwartet hatte; waren sie am falschen Drachennest, gehörte die Höhle vielleicht einem kleineren Drachen?
    Doch Mark schien sich seiner Sache sicher zu sein, also stellte Dolph keine Fragen. Er verwandelte sich in einen kleinen Vogel und setzte sich auf Marks Schulter. Eine Stunde warteten sie schweigend, während die Sonne langsam am Himmel niederging. Es war wichtig, daß sie sich still verhielten, denn sollte der Drache irgendein Geräusch vernehmen, wäre ihr Überraschungsvorteil dahin.
    In der zweiten Stunde ließ Dolphs Aufmerksamkeit nach, und er döste ein. Allerdings wußte er auch, daß das Skelett weiterhin Wache halten würde, denn Mark brauchte keinen Schlaf und besaß auch nur wenig Phantasie. Dies war eine jener Gelegenheiten, bei denen es von Vorteil war, einen Hohlkopf zu haben.
    Mark bewegte leise die Schulter, worauf Dolph erwachte. Einen Augenblick lang wußte Dolph nicht mehr genau, wo er war. Dann erblickte er den Drachen, wie er im Segelflug die Höhle verließ.
    Sie hatten abgewartet und gewonnen! Inzwischen dämmerte es, und es war offensichtlich, daß der Drache sich nun seine Abendmahlzeit jagen wollte. Normalerweise wäre Dolph um diese Zeit müde geworden, aber sein Nickerchen hatte ihn gekräftigt; jetzt war er einsatzbereit.
    »Wir müssen versuchen hineinzugelangen, den Feuerwasseropal zu holen und wieder zu verschwinden, bevor Draco zurückkehrt«, meinte Mark. »Drinnen wird es dunkel sein, so daß du besser eine Leuchtgestalt annehmen solltest, die ich mit hineintragen kann.«
    Das leuchtete Dolph buchstäblich ein, und sofort verwandelte er sich in ein Glühwürmchen. Mark nahm ihn auf und setzte ihn in seine linke Augenhöhle, wo sein empfindlicher Körper hinreichend geschützt war. Dann verstaute das Skelett den Rucksack in einem Baumloch und ging in schnellem Schritt zum Fuß der Klippe hinüber.
    »Äh, ich befürchte…« begann Mark.
    Dolph konnte in dieser Gestalt keine Menschensprache sprechen, also wartete er ab. Was hatte Mark für ein Problem?
    »… daß ich einen Augenblick deine Hilfe brauchen werde«, schloß das Skelett. »Diese Felswand ist steil, zu steil, als daß ich sie erklimmen könnte. Wenn du vielleicht eine Vogelgestalt annehmen könntest…« Er hielt inne und überlegte es sich noch einmal. »Nein, wenn du groß genug bist, um mich hinaufzutragen, bist du nicht klein genüg, um in der Höhlenöffnung zu landen.«
    Dolph begriff, daß hier das Gehirn eines lebenden Menschen gefragt war. Er kletterte aus Marks Augenhöhle, ließ sich zu Boden fallen und verwandelte sich noch im Sprung in seine Jungengestalt. »Vielleicht könnte ich mich in einen Oger verwandeln und dich hinauf schleudern.«
    »Ausgezeichnete Idee!« rief Mark.
    Gesagt, getan. Der Oger schleuderte das Skelett hinauf, dann verwandelte er sich in einen kleinen Vogel und flog in die Höhe, um schließlich wieder zu einem Glühwurm zu werden und in die Augenhöhle zurückzukehren. Inzwischen meisterten sie

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