Himmels-Taler
ist wohl besser, wenn ich sie gleich weitersage, denn wenn du das tust…«
»Richtig«, stimmte Dolph zu. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen!
Draco hob die Schnauze und stieß ein feuriges, Aufmerksamkeit heischendes Hupen aus. »Laßt uns in Reihe antreten und das alte Nebelgesicht vom Himmel pusten!« knurrte er. »Es wird Zeit, daß dem Kerl jemand Manieren beibringt!«
Diese Idee behagte den anderen. Schnell organisierten sich die Ungeheuer. Die kräftigsten und größten bildeten am Rande des Plateaus eine Reihe, während die kleineren sich nach hinten verdrückten. Alle Ungeheuer schlugen ihre Krallen in den Boden und packten Schlamm, Wurzeln und Steine, damit sie nicht abhoben. Dann stießen die Trompetenschwäne immer wieder eine kurze Signalmelodie aus. Die drei Rokhs begannen mit den Flügeln zu schlagen, und schon bildete sich der erste Wind.
Je mehr sie sich mit ihrer Aufgabe anfreundeten, um so heftiger wurde dieser Wind. Es war wie ein riesiger Fächer, jenes magische Instrument, das eine Brise erzeugte, wenn man es wedelte. Der Luftstrom verdichtete sich und schob sich gegen die nahende Wolke, drückte sie zurück.
König Fractos Nebelgesicht umwölkte sich, als er auf diesen Widerstand traf. Er stieß ein donnerndes Brüllen aus, und aus seinem Hinterteil schossen schroffe, spitze Blitze hervor.
Aber er war ein Dämon der Luft, und es war die Luft selbst, die sich für ihn in die falsche Richtung bewegte. Gegen diesen massiven, von den Ungeheuern erzeugten Luftstrom kam er nicht an.
Langsam wurde Fracto fortgeschoben. Sein Gesichtsausdruck war furchterregend, als er merkte, daß er den kürzeren gezogen hatte.
Noch nie hatte Dolph eine so grimmige und finstere Wolke gesehen. Sie hatten Fracto das Spiel verdorben. Diese Feier würde er nicht einfach wegspülen.
Schließlich gab die bösartige Wolke auf und schwebte davon, um anderswo Unheil zu stiften. Die Ungeheuer jubelten knurrend. Dann bauten sie ihre Windmaschine wieder ab und kehrten zur Feier zurück.
Dolph war zufrieden. Auf seine eigene, kleine Weise hatte er eben jene Führungsqualität bewiesen, die man von einem zukünftigen König erwarten konnte, auch wenn er nicht den Ruhm dafür einheimsen durfte. Nun, da er diese Ungeheuer näher kennengelernt hatte, mochte er sie, und er war froh, daß er an dieser Veranstaltung hatte teilnehmen können. Außerdem hatte er die Sache mit dem Feuerwasseropal erledigt, denn Draco würde ihn ihm nun zurückgeben.
Dolph konnte sich nichts mehr vorstellen, was seine Zufriedenheit hätte verderben können. Das ganze Ereignis hier war ein einziger, riesiger Erfolg gewesen. Doch er wußte nicht alles…
9
Kobolde
Verstimmt machte Mark Knochen es sich im Drachennest bequem. Die Sache schmeckte ihm überhaupt nicht. Er hätte es nicht zulassen dürfen, daß Dolph der Zeremonie beiwohnte; der Junge war erst neun Jahre alt, was nach menschlichen Maßstäben noch sehr jung war, und ohne die Aufsicht eines Erwachsenen konnte er in alle möglichen Schwierigkeiten geraten. Draco schien zwar ein Drache von Ehre zu sein, folglich würde er das Abkommen wohl nicht brechen, aber es würde dort jede Menge anderer Ungeheuer geben, die sehr hungrig waren und sich nicht dazu verpflichtet hatten, einen solchen Leckerbissen auszulassen. Doch selbst wenn man Dolph nicht enttarnen sollte, könnte es noch eine Menge anderer Schwierigkeiten geben. Es handelte sich schließlich um eine Hochzeitszeremonie, und die Zentauren waren dafür berüchtigt, wie offenherzig sie mit natürlichen Funktionen umgingen; was, wenn jemand beispielsweise in Gegenwart des Jungen das Geheimnis des Storchs preisgab? Das würde zwar Dolphs Leib nichts anhaben, aber seine Seele könnte dadurch einen nie wieder gutzumachenden Schaden erleiden. Aber selbst wenn Dolph unversehrt an Leib und Seele zurückkehren sollte, blieb da immer noch die Sache mit dem Feuerwasseropal. Der Waffenstillstand war nur vorübergehend; wenn er erst einmal endete, würde es wieder zur Schlacht kommen, und die Kräfte schienen auf beiden Seiten einigermaßen gleich verteilt zu sein. Mark hatte geglaubt, daß der Junge eine Gestalt annehmen würde, die den Drachen besiegen könne; sonst hätte er von Anfang an mehr Vorsicht walten lassen. Aber Draco war ein ungewöhnlich raffinierter Drache, und dies hier war sein Revier. Angenommen Dolph beging einen Fehler und erlitt schwere Verwundungen? Königin Irene würde zwar über den Webteppich aus Schloß Roogna
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