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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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gerührt.
    »Wie viel muss ich Ihnen bieten, Harry, damit Sie mir das Bild verkaufen?«, wollte sie wissen.
    »Meinen Sie die Himmelsbeute ?«, fragte er und leckte seinen Löffel ab. »Tut mir leid, die ist unverkäuflich.«
    »Ich mache nur ungern Komplimente. Aber könnten fünftausend Dollar Ihre Bedenken schmälern?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Ich kann das Bild nicht verkaufen, ich habe es ja nicht allein gemalt. Mehr als die Hälfte stammt von Laura. Außerdem ist es noch gar nicht fertig.«
    »Bitte, Harry, geben Sie sich einen Ruck. Wofür habe ich das viele Geld geerbt? Das Bild wäre das Prunkstück meiner Sammlung. Ich kenne kein Werk, das dieses Jahrhundert besser repräsentieren könnte.« Debbie machte eine kurze Pause, bevor sie ihr Angebot erhöhte. »Siebentausend?«, fragte sie dann. »Wenn das Gewissen Sie plagt, können Sie Lauras Anteil ja auf einem Treuhandkonto hinterlegen. Ich will Ihnen gerne erklären, wie so etwas geht.«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Pompon, der die Puddingschüssel an sich genommen hatte. »Nach allem, was man so hört, hat Laura ja inzwischen eine glänzende Partie gemacht.«
    Debbie sah, wie Harry zusammenzuckte. Sie hatte Pompon nie leiden mögen, aber vielleicht hatte sie sich ja in ihm getäuscht.
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Harry.
    »Dass Laura geheiratet hat«, erwiderte Pompon mit einem Schulterzucken. »In Lissabon.«
    Harry kräuselte die Nase, und sein Gesicht schwoll an, als würde es gleich explodieren.
    »Bist du neuerdings unter die Spiritisten gegangen?«, fragte er. »Oder wie kommst du auf solchen Unsinn?«
    »Ist absolut kein Unsinn«, sagte Pompon. »Ich weiß es aus sicherster Quell e – vom Bräutigam persönlich. Er ist zufällig ein Freund von mir und hat es mir geschrieben.«
    Die Gespräche verstummten, nur das Kratzen von Pompons Löffel war zu hören. Debbie hob die Brauen. Offenbar waren ein paar Dinge doch noch interessanter als eine Schüssel Pudding.
    Plötzlich sah Harry so alt aus, wie er seinem Geburtstag zufolge tatsächlich war.
    »Und wer, bitte schön, soll der Bräutigam sein?«, fragte er so leise, dass Debbie seine Worte kaum verstand.
    »Kannst du dir das nicht denken?« Pompon steckte sich den letzten Löffel Pudding in den Mund und drehte ihn genüsslich auf der Zunge herum. »Roberto Jiménez«, sagte er dann.
    »Der Stierkämpfer?«, rief Harry entsetzt.
    »Natürlich! Was hast du denn gedacht?«
    7
    Die Party war zu Ende. Doch Harry war nicht nach Schlafen zumute. Obwohl er Eifersucht zutiefst verachtete, war er so eifersüchtig wie noch nie in seinem Leben. Eifersucht wie ein Paar ranziger, alter Schuhe, und er hatte das Gefühl, dass der ganze Raum danach stank. Um allein zu sein, fing er an aufzuräumen. Wie nicht anders zu erwarten, verschwanden seine Freunde bald auf ihren Zimmern, kaum dass er mit der Arbeit angefangen hatte. Lediglich Debbie Jacobs hatte ihm ihre Hilfe angeboten, doch die hatte er abgelehnt. Jetzt, nachdem er die Gläser gespült und die leeren Flaschen in den Keller gebracht hatte, war es im ganzen Haus still. Nur aus Jeanettes Zimmer war ein leises Stöhnen zu höre n – offenbar hatte die Köchin sich mit dem Gärtner angefreundet.
    Harry beschloss, noch ein paar Schritte im Park zu tun. Ein Spaziergang an der frischen Luft würde ihm hoffentlich helfen, seine Gefühle zu sortieren.
    Doch als er auf die Terrasse trat, wurde es nur noch schlimmer. Überall raschelte und zischelte es, die laue Frühlingsnacht vibrierte schier vor Fruchtbarkeit, als habe selbst die Natur es darauf abgesehen, seine Eifersucht anzustacheln. Um den ranzigen Gestank nicht länger zu riechen, zündete Harry sich eine Zigarette an. Es half alles nichts. Als er die Treppe hinunter in den Garten ging, musste er sogar aufpassen, dass er nicht auf die Kröten trat, die scharenweise in der Dunkelheit kopulierte n – fast jedes Weibchen trug ein Männchen auf dem Rücken. Mit bitterem Lächeln sah Harry ihnen zu. Am nächsten Morgen würden die Weibchen mit dem Bauch nach oben tot auf dem Teich schwimmen und lange Eischnüre hinter sich herziehe n …
    War er fünfzig Jahre alt geworden, damit eine Frau ihm solche Schmerzen zufügte? Wenn er wenigstens Mirakelkraut hätte oder richtigen Tabak! Stattdessen musste er diesen scheußlichen Knaster rauchen, an dem man fast erstickte.
    Während er hustend den Rauch inhalierte, sah er plötzlich Pompons grinsendes Gesicht vor sich. Dem Mistkerl war es ein

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