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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Beine, damit sie ihre wie immer kalten Füße zwischen seinen Waden wärmen konnte.
    »Ich habe mir überlegt, Bobby einen Job anzubieten«, sagte sie und kraulte seine Brust. »Wenn die Arbeit im Museum jetzt richtig losgeht, könnte er mich bei der Organisation unterstützen, als mein persönlicher Assistent. Dich will ich mit solchen Dingen nicht belästigen. Du musst schließlich malen.«
    »Was du dir nicht alles einfallen läss t …« Harry beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss. »Danke. Das ist wirklich sehr nett von dir.«
    »Du brauchst mir nicht zu danken. Ich tue das nur für mich und meine Sammlung. Du wirst sehen, das Museum wird alles in den Schatten stellen, was es bisher gab. Außerdem soll ein gewisser Harry Winter sich nicht beklagen, dass man ihm in Amerika die gebührende Würdigung verweiger t …«
    Während sie sprach, ließ sie ihre Hand unter seinen Pyjama gleiten und streifte gleichzeitig mit ihren Lippen über sein Gesicht.
    Harry wich zurück wie ein scheuendes Pferd. »Hast du etwa Parfüm aufgelegt?«, fragte er.
    »Ja, Chanel No . 5«, sagte sie so verrucht, wie sie konnte. »Magst du den Duft?«
    »H a … h a … hatschi!«, antwortete er. »Ich weiß, das ist jetzt mehr als peinlich, aber du weißt doch, ich reagiere allergisch auf das Zeug.«
    »Ich dachte, das wäre nur ein Wit z …«
    »Von wegen.« Er packte behutsam ihr Handgelenk und legte ihre Hand zurück auf die Decke. »Sei mir nicht böse, aber ich fürchte, die Stimmung ist im Eimer.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.« Debbie versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Um ehrlich zu sein, mir ist auch nicht danach.« Um es ihm zu beweisen, rang sie sich ein Gähnen ab. »Ich muss morgen sehr früh raus. Ich hab schon um neun einen Termin mit dem Architekten.«
    »Na, dann ist ja alles bestens, darling .« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Schlaf schön«, murmelte er, schon halb im Schlaf, und drehte sich um.
    »Du auch, chéri .«
    Sie schaute noch eine Weile auf seine Schulter, die sich gleichmäßig hob und senkte, dann drehte auch sie sich auf die Seite und knipste das Licht aus. Zwischen dem Motorbrummen der Autos drang von der Straße das Lachen und Rufen der Menschen herauf, die irgendwo da draußen in der Nacht noch ihr Glück suchten. »Schatzsucher«, hatte Harry sie einmal genannt. Während Debbie den Geräuschen lauschte, gab sie sich Mühe, die Tränen zu unterdrücken, doch sie schaffte es nicht.
    Was konnte sie nur tun, damit Harry sie liebte?
    Um ihn nicht wach zu machen, tastete sie im Dunkeln nach der Kleenex-Box auf ihrem Nachttisch und trocknete sich die Augen. Die Vorstellung, er könnte am nächsten Morgen die verschmierte Wimperntusche auf dem Kopfkissen sehen, war ihr ein Gräuel.
    »Debbie?«, flüsterte er.
    Sie antwortete nicht, sie hätte sonst laut aufschluchzen müssen.
    »Debbie?«
    Er legte seine Hand auf ihre Schulter, leicht und zart wie ein Vogel. Doch Debbie regte sich nicht. Wie leblos verharrte sie an seiner Seite, aus Angst, noch einmal zurückgewiesen zu werden. Während sie seine Hand auf ihrer Schulter spürte, stellte sie sich vor, wie sein Atem irgendwo im Universum mit dem ihren verschmol z – Millionen von Molekülen, die nicht voneinander zu unterscheiden waren. Die Vorstellung machte sie glücklich, und allmählich dämmerte ihr Bewusstsein in jene fremde, unbegreifliche Welt, aus der Harry seine Bilder schöpfte. Wenigstens im Traum durfte sie bei ihm sein, ganz und gar.
    Irgendwann zog er seine Hand zurück. Doch Debbie war noch nicht wirklich eingeschlafen. Noch immer hörte sie das Rascheln der Decke. Während die Sprungfedern der Matratze leise quietschten, spürte sie, wie Harry hinter ihrem Rücken aufstand und das Bett verließ.
    Musste er zur Toilette?
    Debbie hielt den Atem an. Auf Zehenspitzen schlich er hinaus. Doch nicht ins Bad, sondern auf den Flur, wo sie wenig später die Haustür gehen hörte.
    7
    Bobby saß in der Cafeteria des Museum of Modern Art und wartete auf seinen Vater. Warum konnte Harry niemals pünktlich sein? Bobby hatte ihm doch am Telefon gesagt, dass Mr. Burns ihm nur eine halbe Stunde freigegeben hatte. Während er wie auf Kohlen saß, stolzierte Harry wahrscheinlich durch das Museum, um sich mal wieder die fünf Bilder anzuschauen, die von ihm in der deutschen Abteilung hingen. Dabei hatte sogar Mr. Burns begriffen, wie wichtig der Brief war, den Bobby von seiner Mutter bekommen hatte. Das

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