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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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werden?«
    Bevor Harry antworten konnte, hörte er seinen Namen.
    »Monsieur Winter?«
    Ohne sein Geschäft zu unterbrechen, blickte er über die Schulter. Hinter ihm stand ein französischer Hauptmann.
    »Kommen Sie bitte mit.«
    Harry spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen anfing. Das konnte nur eins bedeute n – die Franzosen hatten sich entschieden! Eilig knöpfte er sich die Hose zu.
    »Zu Befehl, mon capitaine !«
    Der Offizier nahm ihn beiseite. Offenbar wollte er nicht, dass die anderen sie hörten.
    »Soweit ich weiß, haben Sie einigen Einfluss auf Ihre Kameraden«, sagte der Hauptmann. »Es gibt eine wichtige Nachricht.«
    »Na Gott sei Dank!«, rief Harry. »Und? Wohin geht die Reise? Nach Spanien? Oder kommen wir auf ein Schiff?«
    Der Offizier schüttelte den Kopf. »Weder noch.«
    »Weder noch?«, wiederholte Harry irritiert. »Was heißt das?«
    Der Offizier zögerte. »Eigentlich wollten wir Sie von hier aus zu Fuß nach Spanien bringen. Die Spanier lassen noch immer Flüchtlinge ins Land. Abe r …«
    »Aber was?«
    »Ich weiß, Sie haben gehofft, dass unsere Irrfahrt ein Ende hat. Doch leider muss ich Sie enttäuschen.« Der Hauptmann schluckte. »Sagen Sie Ihren Kameraden, Sie müssen zurück in den Zug.«
    »Ich fürchte, dann gibt es einen Aufstand.«
    »Wir haben keine andere Wahl. In zwei Stunden werden die Deutschen in Bayonne sein.«
    »Die Deutschen? In Bayonne?« Harry glaubte nicht richtig zu hören. Fassungslos starrte er den Franzosen an. »Da s … das muss eine Falschmeldung sein«, stammelte er. »Wie sollen die Nazis so schnell hierherkommen? Sie sind doch erst an der Rhone.«
    »Glauben Sie mir, es tut mir aufrichtig leid«, erwiderte der Capitaine. »Die Nachricht hat mich genauso überrascht wie Sie. Doch Zweifel sind ausgeschlossen. In wenigen Stunden sind die deutschen Truppen hier. Teilen Sie das Ihren Kameraden mit.« Er machte eine Pause und blickte Harry eindringlich an. »Und bitte«, fügte er hinzu, »vermeiden Sie jede Form von Panik!«
    7
    In schweren Tropfen klatschte der Regen gegen die Fensterscheiben des Gasthofs: Hôtel de France stand auf dem Glas in Spiegelschrift geschrieben. Während Laura mit dem Finger die wässrigen Spuren nachzeichnete, verwandelten die Tropfen sich in einen Urwald, in dem freundliche Kobolde miteinander tanzten. Schon eine Woche saßen sie und ihre Freundin in dem Pyrenäendorf fest. Laura hatte mit ihrer Macht die Bremsen des Autos zerstört, jetzt mussten sie warten, dass der Mechaniker die nötigen Ersatzteile besorgte. Das konnte noch eine Ewigkeit dauern. Während Geraldine die Tage auf dem Postamt verbrachte, um mit irgendwelchen fremden Mächten zu telegrafieren, nutzte Laura die Zeit, um mit den Tieren zu sprechen, die zum Gasthof gehörten. Ein feuriger Wallach hatte sich unsterblich in sie verliebt. Doch sie erwiderte seine Liebe nicht. Das erzählte sie gerade dem Regentropfen, der sich ihr als Chef der Kobolde vorgestellt hatte. Seit die Macht in ihr war, verstand sie sämtliche Sprachen. Geräusche, Farben, Forme n – alles fand eine Entsprechung in ihr und gab ihr Antwort auf jede Frage. Sie war alles, und alles war in ihr.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Ein Mann, der ein Gesicht hatte wie ein Hund, nahm an ihrem Tisch Platz, obwohl in dem Schankraum noch jede Menge anderer freier Tische waren. Seine Blicke trafen Laura, als würde jemand Nadeln in ihre Haut stechen. Sofort erkannte sie den Grund. Die Augen des Mannes gehörten Florence.
    »Sind Sie auch auf dem Weg nach Spanien?«, fragte er.
    »Bevor ich Ihnen antworte, will ich Ihren Ausweis sehen.«
    Der Mann tat so, als würde er lachen, dabei fletschte er nur mit den Zähnen. Warum knurrte er nicht? Immerhin gehorchte er.
    »Sie haben ja recht«, sagte er, »in diesen Zeiten kann man niemandem trauen. Die Deutschen haben überall ihre Spitzel. Aber von mir haben Sie nichts zu befürchten. Ich bin Belgier, Alexander Lubbers ist mein Name. Bitte überzeugen Sie sich.«
    Er hielt ihr seinen Pass unter die Nase. Das Dokument war übersät mit Hakenkreuzen. Laura hatte es gewusst! Er war der Feind. Wahrscheinlich hatte er es auf ihr Kind abgesehen. Trotzdem, bevor sie ihn der Polizei ausliefern würde, wollte sie ihn auf die Probe stellen. Das verlangte die Gerechtigkeit.
    »Ich habe meine Brosche verloren«, sagte sie. »Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnte?«
    »Vielleicht ist sie zu Boden gefallen«, sagte er. »Ich schau gleich mal nach.«
    Er kroch

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