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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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unter den Tisch, doch er konnte nichts finden.
    »Sind Sie sicher, dass Sie sie angesteckt haben?«, wollte er wissen.
    »Ganz sicher.«
    Er dachte kurz nach, dann schaltete er seinen Röntgenblick ein und zeigte auf die Handtasche, die Laura auf den Tisch gelegt hatte.
    »Na, vielleicht haben Sie sie ja da drin.«
    Sie öffnete den Verschluss und schüttete den Inhalt auf den Tisch.
    »Tatsächlich, Sie haben recht.«
    Funkelnd schaute die Brosche aus einer Zigarettenpackung hervor. Laura warf unauffällig einen Blick auf den falschen Belgier. Mit gespielter Gleichgültigkeit bestellte er ein Glas Wein bei der Wirtin. Woher hatte er gewusst, wo die Brosche war? Kein normaler Mensch konnte in eine geschlossene Tasche aus festem Leder sehen. Nein, es gab keinen Zweifel. Er war der Feind. Der Feind der Menschheit. Und nur sie, Laura Paddington, konnte ihn besiegen.
    In dem Moment, in dem sie das begriff, empfand sie beinahe Verehrung vor sich selbst. Aber wie sollte sie ihren Auftrag erfüllen? Ihr Gehirn arbeitete schneller, als sie denken konnte. Es gab nur eine Möglichkeit, um die Menschheit vor dem Feind zu retten: Sie musste ihm das Wertvollste opfern, das sie besaß. Dann würde seine Macht verglühen. Sie griff in ihre Handtasche und holte Harrys Pass daraus hervor.
    »Da«, sagte sie und reichte dem Feind ihre Opfergabe. »Das ist für Sie. Ohne Hakenkreuze.«
    Der Mann zog ein Gesicht, als wäre sie nicht bei Verstand. Aber sie durchschaute ihn, ihr konnte er nichts vormachen. Obwohl seine Augen sich voller Gier an dem Pass festsaugten, traute er sich nicht, danach zu greifen. Wie ein Teufel, der Angst hatte, eine Hostie zu berühren. Weil er wusste, was dann geschah.
    »Na los, worauf warten Sie?«
    Der Feind rührte sich nicht. Laura unterdrückte einen Fluch. Ging es doch nicht ohne Hilfe? Sie strengte ihre ganze Kraft an, um die Polizei zu alarmieren. Wenn der Feind den Pass nicht nahm, um sich selbst zu vernichten, musste man ihn einsperren! Sonst war ihr Kind nicht mehr sicher.
    Sie hatte gerade Kontakt zur nächstgelegenen Gendarmerie hergestellt, da öffnete sich die Tür, und Geraldine kam herein. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
    »Wir haben es geschafft!«, rief sie.
    Laura atmete auf. »Sind die Ersatzteile da? Können wir endlich fort?«
    »Viel besser!«, antwortete Geraldine. »Wir haben Visa für Spanien!«
    8
    »Wir sind vor unserem eigenen Phantom geflohen, Professor Hirngiebel.«
    »Wie darf ich das verstehen, lieber Herr Winter? Was hat der Sanitäter Ihnen erzählt?«
    »Offenbar hat Colonel Jospin von Les Milles aus in Bayonne angerufen. Er wollte dem Stationsvorstand unsere Ankunft ankündigen, wahrscheinlich, damit sie uns Essen an den Zug bringen. Aber die Idioten am Bahnhof haben nur verstanden, dass zweitausend Deutsche im Anmarsch sin d – ein ganzes Bataillon Nazis! Darum haben sie uns zurückgeschickt. Wir haben vor uns selbst Reißaus genommen!«
    Der Professor schüttelte fassungslos den Kopf. »Das heißt, wir könnten längst in Spanien sein?«
    »Ja, das Ganze war ein Fehlalarm. Aber schauen Sie mich nicht so vorwurfsvoll an. Beschweren Sie sich bei Ihrem Chef! Der hat die Sache verbockt!«
    Während Harry sich sein Hemd zuknöpfte, erblickte er in einer Fensterscheibe sein Spiegelbild. Mein Got t – mit der Glatze sah er aus wie sein eigener Totenkopf! Der Zug hatte sie von Bayonne nach Nîmes gebracht, und von dort hatten sie einen Fußmarsch von zwanzig Kilometern zu ihrem neuen Lager zurückgelegt, einem ehemaligen Gutshof mit dem Namen San Nicola. Ein Dutzend Sanitäter hatte sie im Hof empfangen, um sie gleich nach der Ankunft zu entlausen. Jeder Gefangene hatte sich nackt bis auf die Haut ausziehen müssen, dann hatte man sie am ganzen Körper rasiert und schließlich mit Pyrethrum desinfiziert. Von dem Puder musste Harry immer noch niesen. Außerdem juckte das Zeug fast genauso wie die Läuse.
    »Und jetzt?«, fragte Erich Hirngiebel, als sie fertig angezogen aus der Entlausungsstation ins Freie traten.
    Der Gutshof bestand aus einem Herrenhaus sowie ein paar kleineren Wirtschaftsgebäuden. Für die Gefangenen gab es nichts weiter als eine eingezäunte Wiese, auf der sie vorerst unter freiem Himmel kampieren sollten. Zelte würde es später geben, hatte man ihnen gesagt, und falls der Brunnen im Hof nicht ausreiche, um ihren Durst zu stillen, waren sie herzlich eingeladen, sich an den Maulbeerbäumen auf der Wiese zu bedienen. Das Ganze lag im hellen

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