Himmelsfelsen
gesehen.
Er hatte ja nie Zeit, er war ja immer mit seiner Diskothek beschäftigt.«
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Das dürfte schon zwei, drei Monate zurückliegen.
Wir haben uns dann meist beim ›Ferdl‹ getroffen.«
Häberle wusste, was gemeint war. »Möchten Sie
einen Kaffee?«, fragte er Fronbauer, doch der lehnte dankend ab. Es war ihm offensichtlich
zu heiß.
»Was ist das eigentlich für ein Lokal in Ulm?«,machte
Häberle weiter.
»Eine Disco, ziemlich renommiert, glaub’ ich.«
»Sie verkehren dort nicht?«
»Nein, ist nicht so mein Metier, wissen Sie«,
meinte Fronbauer, um nach kurzer Pause hinzuzufügen: »Aber jetzt werd’ ich mich
wohl darum kümmern müssen.«
»Ihr Bruder hat sonst keine Erben?«
»Nein, aber vorläufig wird der Betrieb so wie
bisher weiterlaufen, denk’ ich mir, da gibt’s ja einen Manager.«
»Dann werden wir uns wohl mit dem in Verbindung
setzen müssen«, stellte Häberle fest, »wer ist das?«
»Ein gewisser Saalfelder, man sagt Harry zu
ihm. Mit dem können Sie reden, aber auch mit dem Flinsbach, der macht dort sozusagen
›Mädchen für alles‹, kennt sicher jeden Stammgast persönlich.«
Häberle machte sich Notizen. »Und Sie«, fuhr
er fort, »wann waren Sie zuletzt dort?«
Fronbauer stutzte für einen kurzen Moment,
sagte dann aber mit fester Stimme: »Vorhin, als Sie mich angerufen haben.«
Häberle war überrascht. »Ach …«, entfuhr es
ihm, »heute schon?«
»Ich denke, das bin ich meinem Bruder schuldig«, sagte Fronbauer, »irgendwie
musste ich doch nach dem Rechten sehen, finden Sie nicht?«
Häberle ließ die Frage im Raum stehen und machte
weiter: »Und zuvor? Ich meine, wann waren Sie zuvor in dem Club?«
»Das liegt sicher schon ein halbes Jahr zurück,
mindestens. Ich bin meist nur hingegangen, wenn ich abends ohnehin in Ulm zu tun
hatte. Gerald hat mir ab und zu einen Kunden vermittelt. Finanzierungen und Immobilien,
Sie wissen schon. Wenn Geralds Freunde und Bekannte in dieser Richtung etwas brauchten,
hat er sie an mich verwiesen.«
»Und dann haben Sie diese Leute besucht?«
»Ja«, erklärte Fronbauer, »ich hab’ auf diese
Weise geschäftlich einen Fuß nach Ulm setzen können, wenn Sie verstehen, was ich
meine. Das ist nicht einfach, die Branche ist hart.«
»Und für Sie bedeutet dies viel Außendienst«,
stellte Häberle fest, um hinzuzufügen: »Und das kriegt man so unter einen Hut, hier
der Job und da noch die Kommunalpolitik?«
»Das ist nicht einfach, Herr Häberle«, Fronbauers
Haltung ließ erkennen, dass ihm der Stuhl, auf dem er saß, viel zu ungemütlich war.
»Eigentlich frag’ ich mich, warum ich mir dies alles antue«, fuhr Fronbauer fort,
»aber einer muss es ja tun. Für ehrenamtliche Tätigkeiten finden sich doch immer
weniger Leute. Und wenn man’s ernsthaft betreibt, kriegt man ohnehin nur Ärger.
Gerade jetzt hab’ ich mich in die Nesseln gesetzt, wegen den dussligen Grünmasse-Sammelplätzen.«
Fronbauer bemerkte, dass sich Häberle dafür nicht interessierte.
»Dann haben Sie also ein weites Gebiet zu beackern,
geschäftlich, mein’ ich«, versuchte Häberle das Gespräch wieder in die gewünschte
Richtung zu lenken.
»Ja, das geht so im Umkreis von hundert Kilometern.
Nicht nur Finanzierungsgeschäfte, sondern auch schlüsselfertige Immobilien, die
ich von der finanziellen Seite her verwalte. Das bedeutet Gespräche mit Architekten
und mit Handwerkern. Diese Termine lege ich meist auf den frühen Vormittag.«
Damit hatte er Häberle unbewusst ein Stichwort
gegeben. Der Kriminalist ließ sich dies aber nicht anmerken und fragte eher beiläufig:
»Dann sind Sie im Gegensatz zu Ihrem Bruder wohl eher ein Frühaufsteher?«
»Das kann man wohl sagen«, antwortete Fronbauer,
»zumindest, was die normalen Tage anbelangt. Gerald ist dafür an den Dienstagen
früh raus. Aber das wissen Sie ja …«
»Wer hat denn gewusst, dass Ihr Bruder immer
dienstags seine Jogging-Strecke absolviert?«
»Das war kein Geheimnis«, meinte Fronbauer,
»nein, damit hat er sogar oft geprahlt, wenn man ihm vorgehalten hat, wie ungesund
er doch lebe, in dem Disco-Lärm, bei Zigarettenqualm und flackerndem Licht. Da hat
er dann stets darauf hingewiesen, wie sportlich er sei.«
»Und auch gesagt, wo er joggt?«, hakte Häberle
nach.
»Ja, klar. Hier in Geislingen reicht es ja
schon aus, wenn man sagt, dass man vom Anwandfelsen zum Himmelsfelsen rennt. Da
weiß jeder, was gemeint ist.«
»Und in Ulm?«
»Ich
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