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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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halben Stunde?«
    Â»Klar.«
    Von wegen. Ich würde ihn versetzen. Oder zumindest warten lassen. Fünf Minuten, mindestens.
    Zunächst fuhr ich meinen Computer hoch und rief noch vor dem E-Mail-Check YouTube auf. Unter den Kommentaren zu meinem aktuellen Poi-Clip, den ich als firefly17 hochgeladen hatte, fanden sich zwei neue.
    Awesome!!!11! , schrieb killiodic009. Fand ich auch.
    Der letze Beitrag war von death-pony; das war Lukas, der sich im Internet wie seine Band nannte.
    hey fire, hab gehört, was passiert ist. tut mir leid, hoffe, du bist wieder okay und bald wieder am start?! ohren steifhalten, baby!
    Zumindest er hatte an mich gedacht. Mit einem verträumten Lächeln sowie weit besserer Laune als zuvor widmete ich mich meinem Trolley und sortierte Schrank- und Dreckwäsche mithilfe der Schnüffelprobe. Dabei fiel mir ein Portemonnaie in die Hände, das ich nicht kannte. Seltsam, wo kam das denn her? Ich ging zu Papa, der im Wohnzimmer über eine Computerzeitschrift gebeugt saß, und hielt ihm das unbekannte Stück unter die Nase.
    Â»Ist das deins?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das lag in deinem Nachttisch, gehört es nicht dir?«
    Â»Nee.« Ich drehte mich um und öffnete den Druckknopf.
    Â»Dann hat es sicher der Patient vor dir dort vergessen«, rief Papa mir nach. »Leg es auf die Kommode, ich bring es beim Krankenhaus vorbei, wenn ich heute Abend zur Arbeit fahre.«
    Auf dem Weg in mein Zimmer brummte ich ein »Okay«, dachte jedoch gar nicht daran, das Portemonnaie unbesehen zurückzugeben. Vielleicht war es nach dem Unfall in meiner Nähe gefunden worden und die Sanitäter hatten es zu meinen Sachen gelegt. Was bedeutete, dass es möglicherweise meinem verschwundenen Retter gehörte. Ja klar, träum weiter, Noa. Oder einem der anderen Menschen, die in dem Waggon herumgeschleudert worden waren wie Kugeln in einem riesigen Flipperautomaten. Aber von der Art her passte es zu einem jungen Mann, warum sollte es also nicht meinem blonden Helden gehören?
    Es handelte sich um ein abgegriffenes, schmales Leinenportemonnaie in Schlammgrün. Dominic besaß ein ähnliches. Ich inspizierte den Inhalt ohne schlechtes Gewissen, aber er verriet leider so gut wie nichts über seinen Besitzer. Ein bisschen Münzgeld war darin, nicht einmal zehn Euro. Ein Zettel mit einer Adresse, die mir nichts sagte; ich wusste nur, dass die Stadt an der Küste lag. Das Papier sah aus, als wäre es mehrmals zusammengeknüllt und wieder glatt gestrichen worden. Ansonsten fand ich Bus- und Bahnfahrkarten und jede Menge Kassenbons aus verschiedenen Läden. Nein, Moment, einige waren aus demselben Geschäft, einem Tierfachhandel, und sie quittierten alle Katzenfutter. In Dosen. Immer dieselbe Sorte. Kaninchen in Jelly. Na lecker.
    Ich zog die Unterlippe zwischen die Zähne und befand die aufkeimende Idee, dort nach dem Blonden zu fragen, für im höchsten Maße infantil. Um Detektiv zu spielen, war ich deutlich zu alt. Dennoch steckte ich einen der Bons in meine Hosentasche, übertrug die gefundene Adresse auf ein Post-it, tat dann alles andere zurück ins Portemonnaie und legte es auf die Kommode im Flur. Die Uhr grinste mir entgegen. Viertel nach zwei.
    Â»Papa? Ich geh runter, treff mich mit Dominic.«
    Â»In Ordnung. Viel Spaß.«
    Den würden wir haben. Ob es nun kindisch war oder nicht, aber die Möglichkeit, mehr über meinen mysteriösen Retter zu erfahren – der immerhin ein potenzieller Schutzengel war –, ließ mein Herz schneller schlagen.

 

    Wie man einen Engel jagt
    Zwerk, by Basti the brain. Diese Worte, geschrieben in zwei unterschiedlichen Handschriften, waren das Erste, was ich an Dominic wahrnahm. Er saß mit hängendem Kopf auf der Stufe im Hauseingang und wandte mir den Rücken zu, sodass ich direkte Sicht auf den Schriftzug hatte, der seine geliebte Jeansweste verunstaltete.
    Â»Hey, Nono«, begrüßte er mich. Er hatte so viel Anstand, betreten zu lächeln. »Sauer?«
    Â»Weil du mich außerirdischen Ärzten überlassen hast, die verbotene Experimente an meinem Gehirn durchgeführt haben? Wie kommst du darauf?« Ich hielt ihm mein bandagiertes Handgelenk vor die Nase, einzig und allein aus Gewohnheit, weil wir uns gegenüber schon immer mit Verletzungen geprahlt hatten. »Ist verstaucht. Ich habe gefühlte siebenhundert blaue Flecke. Mein

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