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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ein einziges in der Nähe von Stephan Oliviers Wohnung, eine McSweat-Filiale. Ein bescheuerter Name, aber einen Versuch war es wert. Einen besseren Plan hatte ich nicht und für den Fall, dass meine Kidnapper die Wahrheit gesagt hatten und Olivier wirklich gefährlich war, dürfte ich an einem gut besuchten Ort in der Öffentlichkeit zumindest sicher sein. Meine Mutter sprang dankenswerterweise auf meinen Vorschlag an, unsere Bodys in Form zu bringen, und meldete uns am gleichen Tag zu einer Probestunde an.
    Ich weiß nicht, was ich von so einer Probestunde erwartet hatte. Auf jeden Fall weder einen detaillierten Trainingsplan noch eine Aufbau-Diät, die zum größten Teil aus Avocados bestand. Igitt. Allein die Trainerin – sonnenbankgeröstet, weiß gebleichtes Haar und von einer Nikotinwolke umgeben – ließ mich die McSweat-Idee gleich wieder bereuen. Allerdings hatte ich, dem Hausarrest sei Dank, gerade ohnehin nichts Besseres zu tun. Die Alternative lautete: daheim sitzen und im eigenen Saft schmoren. Also rackerte ich mich, soweit mein Handgelenk es zuließ, an futuristischen Folterbänken ab, hielt meine Mutter bei Laune und Ausschau nach einem blonden Mann, der mir ein paar Antworten schuldig war.
    In der folgenden Nacht fand ich mich im Griff eines Mannes wieder – schwarz gekleidet, das Gesicht hinter einer Sturmhaube versteckt, sodass ich nur das Profil scharf geschnittener Wangenknochen sowie einer geraden Nase erkannte. Ich kannte diesen Mann …
    Wir waren im Fitnessstudio, jedoch hatte jemand die Geräte aus den Hallen geräumt. Übrig blieben Spiegel, tausend Spiegel an jeder Wand, in denen ich zusehen musste, wie mein Peiniger mich schüttelte, mich herumschleuderte, mich schlug. Ich spürte keinen Schmerz. Seine Finger in den dünnen schwarzen Lederhandschuhen legten sich um meine Kehle. Strichen tiefer. Plötzlich schubste er mich von sich weg, direkt in die Arme eines weiteren Mannes, der alles wiederholte. Die Vermummten wurden immer zahlreicher, formierten sich im Kreis um mich herum und schwebten immer näher. Angst und Demütigung lähmten meine Glieder. Die Männer stießen mich von einem zum anderen und erstickten mit ihren Händen meine Schreie. Mein Körper erschlaffte, ich sackte an irgendeiner Brust zusammen und hatte nur noch einen Gedanken.
    Marlon würde mich befreien.
    Da lachten sie los, es mussten inzwischen über hundert sein. Hunderte von Fratzen in einem irren Spiegelkabinett. Hunderte von Männern, die mich auf ewig verfolgen würden. Synchron nahmen sie die Masken ab und ich fiel auf die Knie, als ich erkannte, dass jeder Einzelne von ihnen Marlon war.
    Als ich erwachte, war mein Kissen nass. Da ich die InEar-Kopfhörer des MP3-Players nicht rausgenommen hatte, taten mir die Ohren weh. Ein Lied von Jupiter Jones in meinen Gehörwindungen war nur ein geringer Trost. Ich versuchte erst gar nicht, wieder einzuschlafen. Auf einen weiteren dieser Träume konnte ich gut verzichten. Stattdessen stand ich auf, öffnete das Fenster und ließ die kühle Nachtluft mein Gesicht trocknen und meine verschwitzte Haut kühlen. Das Flüstern der Bäume im Wind beruhigte mich und ließ mich mit jedem Atemzug klarer denken. Als ich zu frösteln begann, hatte ich eine Entscheidung getroffen.
    So konnte es nicht weitergehen. Ich musste mit jemandem reden, wenn ich nicht ernsthaft depressiv werden wollte. Das alles war zu viel für mich allein. Doch der Einzige, der zum Reden infrage kam, ohne jemanden damit in Gefahr zu bringen, war Marlon. Und Marlon konnte ich nicht vertrauen. Es sei denn …
    Ich schaltete meinen Laptop ein, rief die Website eines Freemail-Anbieters auf und richtete einen Account ein.
    [email protected]
    Passwort? IchHA$$Edich
    Ich begann sofort, die erste Mail an die Adresse zu tippen. Reine Anklage. All meine Wut floss in die Zeilen. Absenden. Ich klickte erneut auf Verfassen, schrieb eine zweite Mail, dann eine dritte.
    Ich verstehe nicht, warum du mir das angetan hast! Warum, Marlon? Macht es Spaß, mich wie ein Spielzeug zu behandeln? Ich bin kein Spielzeug! Und erst recht kein Opfer. Du hast nicht das Recht, mich so zu behandeln! Ich bin viel zu stark für deine Spiele, also such dir jemand anderen dafür.
    Spar dir deine Warnungen! Du musst mich nicht vor diesem Stephan warnen, im Gegensatz zu euch hat er mir nämlich nichts getan. Im

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