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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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grinsen, denn meine Erfahrungen sahen geringfügig anders aus.
    Â»Corbin steckt in schrecklichen Schwierigkeiten, nimm es ihm nicht übel. Die Wahrheit ist, dass wir im Moment alle sehr dünnhäutig reagieren.«
    Â»Lass mich raten. Kaum war sein Arm wieder funktionstüchtig, hast du ihm auch noch die andere Wange hingehalten.«
    Er rieb über den blauen Fleck an seinem Kinn. »Meinst du das hier? Das hatte ich vorher schon. Das warst du, als –«
    Â»Na klar«, fuhr ich ihm aufgebracht ins Wort. »Das war meine Schuld, willst du das sagen?«
    Â»Nein!« Marlon riss ein Blatt von einer Ligusterhecke und zerknickte es zwischen den Fingern. »Du bist an überhaupt nichts schuld. Ich bin froh, dich endlich getroffen zu haben, um dir das zu sagen und um mich zu entschuldigen. Ich habe die Nerven verloren und viel gesagt, was ich nicht so meinte.« Seine Stimme wurde immer leiser, immer melodischer, als würde er die Worte singen, um nicht zu stottern. »Ich würde so vieles gerne rückgängig machen, so viele Fehler wiedergutmachen, aber ich kann nicht. Ich habe vieles getan, was ich bedaure und bereue, und kann nichts davon wieder in Ordnung bringen, weil mir die Zeit davonrennt. Nichts, außer vielleicht …« Wieder hob er die Hand und berührte meinen Unterarm, als wollte er sagen, dass er mich meinte. Seine Haut war eiskalt.
    Ich wollte wissen, was er mit der ablaufenden Zeit meinte. Was er überhaupt mit all seinen Worten meinte. Die entscheidende Frage war allerdings eine andere.
    Ich hatte also begonnen, ihm zu glauben. Schön.
    Doch wann würde mir das zum Verhängnis werden?
    Ganz in der Nähe meines Hauses lag ein Kinderspielplatz oder eher gesagt das, was davon noch übrig war. Er bestand aus zwei Metallskeletten zum Klettern und einem sandgefüllten Katzenklo, außerdem einem eisernen Gerüst, an dem irgendwann mal Schaukeln gehangen hatten. Das musste vor meiner Zeit gewesen sein, ich konnte mich nicht daran erinnern. Da ich Marlon nicht mit nach Hause nehmen konnte, aber zu neugierig auf seine Geschichten war – egal ob wahr oder gelogen –, schlug ich vor, dort zu bleiben. Wir setzten uns auf die Mauer, die den Spielplatz von der Straße trennte. Ich mit an den Po gezogenen Fersen, das Kinn auf den Knien abgelegt; Marlon mir gegenüber, seine Beine baumelten rechts und links der Mauer. Einer meiner Raben fand sich auf dem Spielplatz ein und räumte enthusiastisch die Mülltonne aus, dass die Essensreste nur so flogen.
    Â»Erzähl mir, was es mit eurem Krieg auf sich hat«, bat ich. Ich musste wissen, in was ich da hineingeraten war.
    Marlon war sichtlich unbehaglich zumute, aber er wies mich nicht ab, sondern überlegte. Vielleicht spann er sich Lügen zurecht, aber wenn ich nicht bereit war, mir seine Version anzuhören, hätte ich so konsequent sein müssen, zu gehen. Und das wollte ich nicht.
    Â»Stell dir vor, ich würde einer Kultur angehören, von der du noch nichts gehört hast«, begann er schließlich. Er sah zum Himmel und ich registrierte fasziniert, dass seine Onyxaugen das Blau widerspiegelten. Selbst Wolkenschemen waren darin zu erahnen. »Wir sind ein Volk wie jedes andere, haben unseren Glauben, unsere Vorlieben und unsere Sehnsüchte. Und wie jedes andere Volk haben auch wir in unserer Geschichte unsere Fehler und uns Feinde gemacht.«
    Â»Stephan Olivier?«, vermutete ich.
    Â»Er ist nur einer von vielen. Sie nennen sich Huntsmen Federation. Ihren Hauptsitz vermuteten wir irgendwo in den Vereinigten Staaten, aber es gibt sie inzwischen auf der ganzen Welt. Ihre Gründer haben vor vielen Hundert Jahren geschworen, unser Volk zu vernichten, und das ist ihnen bis heute todernst. Sie wählen ihre Mitglieder schon im Kindesalter aus. Die Aufnahmebestimmungen sind extrem hart, und wer sie besteht, wird über Jahre hinweg einem Training unterworfen, das dem Menschen Dinge ermöglicht, die anderen übernatürlich vorkommen müssen.«
    Ãœbernatürlich? Ja, natürlich . Es fiel mir nicht leicht, zu verbergen, wie bescheuert mir das Ganze vorkam. »So was wie Superhelden, ja? Sind auch genmanipulierte Spinnen im Spiel?«
    Â»Schon möglich.« Marlon grinste. »Die Huntsmen sind eine ganz große Nummer in der Medizin. Früher nannte man ihre Forscher Alchimisten, heute sind sie führend in der Pharmaindustrie. Sie

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