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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Haarbüschel auswürgt, dann röhrte der Motor los, und sie schossen quer zur Frontseite der Welle entlang.
    »Was du machen?« rief Kimi.
    Tuck gab keine Antwort. Er hielt Ausschau nach der »Tasche«, der Stelle, wo die Frontseite der Welle unverändert bleiben würde. Wenn nur der Motor nicht nachließ und sie nicht langsamer wurden …
    Die Welle näherte sich ihnen von hinten und kam ihnen bedrohlich nahe, doch dann waren sie hoch genug, um sich vom Wind mitreißen zu lassen. Sie hatten genug Vortrieb, die Geschwindigkeit haute gerade hin. Das Boot schmiegte sich an die Frontseite der Welle. Sie surften, eine zehn Meter hohe Wasserwand im Rücken, die sie in dem Augenblick zerschmettern würde, wenn Tuck die Ideallinie verlor und aus der Tasche herausrutschte.
    Seltsamerweise empfand Tuck ein erhebendes Gefühl dabei. Es war ein kleiner Triumph, vielleicht nur von begrenzter Dauer, aber sie ließen sich vom Sturm treiben, anstatt dagegen anzukämpfen, und er hatte zum ersten Mal seit dem Flugzeugabsturz wieder die Kontrolle über etwas. Er achtete auf den Winkel des Bootes zur Richtung der Welle, regulierte Geschwindigkeit und seitliche Neigung und korrigierte Details, damit sie am Leben blieben. Das schwarze Wasser schien die Lichtkegel der Taschenlampen förmlich zu verschlingen, doch er sah, daß die Welle sich immer steiler neigte und höher aufragte, während sie das Schelf hinaufkroch, an dessen Ende ein hungriges Riff auf sie wartete.
     

18
Land ahoi
     
    Die Insel war kaum mehr als ein Korallenkrapfen mit Guanoguß. An der breitesten Stelle nicht einmal hundert Meter breit und gerade mal eineinhalb Meter aus dem Meer herausragend, diente sie Vögeln als Rastplatz, Schildkröten als Nistplatz und bot achtundvierzig Kokospalmen Halt für ihre Wurzeln. Die Blätter und die Kokosnüsse waren vom Wind bereits abgerissen worden, und die sturmgepeitschten Wogen, die sich an dem Riff, das die Insel umgab, brachen, fegten schäumend darüber hinweg, krachten gegen die Stämme und spülten den kostbaren Boden fort. Schwer wie sie waren, wurden einige der Palmen vom Wasser unterspült, und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie fortgerissen wurden.
    Von den drei Reisenden war Roberto der einzige, der wußte, daß die Insel überhaupt existierte. Als junger Flughund hatte er hier einmal Rast eingelegt, nachdem er Guam auf der Suche nach einer Insel verlassen hatte, wo die Mangos süß schmeckten und die Eingeborenen Fledermäuse nicht für eine Delikatesse hielten. Im Augenblick jedoch war er zu sehr damit beschäftigt, sich in Kimis Kleid zu verstecken, wo er kreischte, sich festklammerte und ganz allgemein versuchte sich warm zu halten. Ansonsten hätte er den Seefahrer darauf hinweisen können, daß der Grund, warum sie an der zunehmend steiler werdenden Stirnseite einer auf mittlerweile achtzehn Meter Höhe angewachsenen Welle dahinglitten, der war, daß sie in nicht allzu ferner Zukunft an dem Riff zerschmettert würden.
    Als Tucker Case erkannte, was passierte, befanden sie sich in einer riesigen Röhre aus Wasser und surften im Inneren des Wellentunnels dahin. Die Lichtkegel der Taschenlampen brachen sich im grünen Wasser, wodurch man den Eindruck hatte, als befände man sich im Inneren einer riesigen schäumenden Coca-Cola-Flasche. Tuck gab sich alle Mühe, das Boot auf Kurs zu halten und auf den schmalen schwarzen Kreis zuzusteuern, wo normalerweise der Kronkorken sitzen würde, denn dies war die einzige Stelle, an der sie entkommen konnten. Er hatte Filme über Surfer an der Nordküste Hawaiis gesehen, die durch den Wellentunnel hindurchschossen. Es war zu schaffen. Er klammerte sich selbst dann noch an diese Vorstellung, als die Welle über das Riff rauschte und über ihnen zusammenstürzte.
    Das Boot rollte einmal, zweimal, dreimal um die Längsachse, überschlug sich dann und wurde knapp unter der Wasseroberfläche herumgewirbelt, als die Welle über das Eiland fegte. Kimi und Tucker wurden, von ihren Rettungsleinen ans Boot gezurrt, gegen die Stämme der Palmen und den Rumpf des Bootes geschleudert. Tucker wußte nicht mehr, wo oben und unten war, er hatte keine Ahnung, wann er wieder Luft holen konnte, um zu überleben, oder ob er sich die Lungen mit Salzwasser vollpumpen würde, um zu sterben. Er hielt die Luft an, bis er das Gefühl hatte zu platzen, und als er zwischen das Boot und einen Baum geschleudert wurde, gab er allen Widerstand auf.
    Robertos Flügelklauen gruben tiefe Schrammen in

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