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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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verbrachte die folgende Woche damit, die Siedlung zu beobachten und sich einen Reim darauf zu machen, was hier vor sich ging. Der Doktor hatte ihm wie versprochen den Fernseher gebracht und ihm sogar ein Siebener Eisen ausgeliehen, aber seitdem hatte Tucker ihn nur aus der Ferne zu Gesicht bekommen, wenn er zwischen der Klinik und einem der kleinen Bungalows am anderen Ende des Strandes hin- und herpendelte. Die Wachen beobachteten ihn weiterhin, doch sie hielten stets einigen Abstand, wenn er schwimmen ging oder einen Vernichtungsfeldzug gegen die Hähne unternahm. Von Beth Curtis war nichts zu sehen.
    Falls der Doktor wirklich irgendwelche Forschungsarbeiten betrieb, so gab es keinerlei Hinweis darauf, um was es sich handelte. Tuck versuchte mehrfach, unangemeldet in der Klinik vorbeizuschauen, doch entweder war die Tür verschlossen, oder es reagierte niemand auf sein Klopfen.
    Die Langeweile legte sich bleischwer auf Tuck. Es war, als würden nasse Decken auf ihn getürmt, bis er zu ersticken glaubte. In der Vergangenheit hatte er Langeweile stets mit Alkohol und Frauen bekämpft, und der Ärger, der aus dieser Kombination resultierte, hatte ihm die Tage verkürzt. Doch hier hatte er nichts außer Spionageromanen und asiatischen Fernsehkoch-Shows (der Doktor hatte sich geweigert, ihm die Satellitenschüssel anzuschließen), und obwohl er sehr erfreut darüber war, daß er mittlerweile seinen Erfahrungsschatz um neun verschiedene Arten der Zubereitung von Beagles erweitert hatte, war er immer noch unzufrieden. Er mußte runter von dem Gelände, und wenn es auch nur aus dem einzigen Grund war, daß sie ihm gesagt hatten, das dürfe er nicht.
    Glücklicherweise hatte sich Tuck im Lauf der Jahre ein enzyklopädisches Wissen über Filme zum Thema Frauen-hinter-Gittern zugelegt, so daß ihm nun ein Füllhorn an Fluchtstrategien zur Verfügung stand. Selbstredend waren etliche davon nicht auf seine Situation anwendbar – so verwarf er augenblicklich die Idee, die dicke lesbische Oberschwester zu verführen, zumal die Vortäuschung menstrueller Krämpfe ihn ohnehin nicht weiter gebracht hätte als in die Klinik mit einer Mydol-Infusion. Doch so seltsam es schien, just in dem Augenblick, als er die völlig überflüssige Szene in der Dusche nachlebte, trat sein Plan ihm glasklar vor Augen: glitschig vor Seifenschaum, silikonverstärkt und völlig losgelöst von Zeit, Schwerkraft und natürlichen Proportionen …
    Der Abfluß der Dusche lag direkt über dem Korallenkies darunter.
    Er konnte es genau sehen: Da unten war der Boden – und eine kleine Einsiedlerkrabbe, die sich eilig davonmachte, um dem Seifenwasser zu entkommen. Er hatte zwar einiges an Gewicht verloren, aber so viel, daß er durch den Abfluß hätte gleiten können, war es nun doch noch nicht. Andererseits war das Duschbecken nichts weiter als eine Schale aus galvanisiertem Metall. Er beugte sich hinab, umklammerte die Kante des Duschbeckens und versuchte es anzuheben. Es ließ sich zwar nicht herauslösen, aber es bewegte sich. Es brauchte nichts weiter als ein bißchen Zeit und ein wenig Geduld, und er hätte es herausgelöst. Planung und Geduld. Dies waren die Schlüssel zu einer erfolgreichen Flucht.
    Das hieß also, daß er aus dem Bungalow herauskam, ohne gesehen zu werden. Das nächste Hindernis war der Zaun.
    Tuck hatte schon recht frühzeitig herausgefunden, daß der Zaun um die Siedlung unter Strom stand. Er war auf einen Hahn gestoßen, der im Draht festhing und eine recht zackige Version des Funky Chicken lieferte, während seine Federn versengt wurden und Funken aus seinem geerdeten Fuß schossen. So zufriedenstellend diese Entdeckung auch sein mochte, sie bedeutete andererseits, daß es kein Entkommen über den Zaun gab, zumal das Tor zum Landeplatz mit einer dicken Kette und einem massiven Vorhängeschloß gesichert war. Die einzige Möglichkeit, auf die andere Seite des Zauns zu gelangen, war, ihn zu umgehen, und die einzige Möglichkeit dazu bot sich am Strand. Sicher, er konnte weiter hinausschwimmen und erst später wieder an Land gehen, aber wie weit reichte das Minenfeld? Um dies herauszufinden, begann er Steine mit seinem Siebener Eisen in das Minenfeld zu schlagen – unter dem Vorwand, an seinem Swing zu arbeiten. Er schuf auf diese Weise eine beeindruckende Kraterlandschaft und jagte den Wachen mehrfach einen gehörigen Schrecken ein, bis er schließlich herausfand, daß das Ende des Minenfelds etwa fünfzig Meter weiter den Strand

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