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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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entlang lag. Er beschloß, es zu riskieren.
    Auf dem Rückweg zu seinem Bungalow hob er eine Kokosnuß auf und stieg dann ins Bett, um darauf zu warten, daß es dunkel wurde.
    Nachdem die Sonne untergegangen war und der Mond sich dreiviertelvoll am Himmel erhoben hatte, wartete Tuck darauf, daß der Wachmann noch einmal durchs Fenster schauen würde, um sich, sobald er ihn knirschend davongehen hörte, daranzumachen, seinen Doppelgänger zusammenzubasteln (diesen Trick hatte er aus Fallende Finger: Blondinen mit Lepra hinter Gittern – Teil 2). Zwei Kissen und die Kokosnuß als Kopf machten einen ganz ordentlichen Eindruck, zumal, wenn man das Ganze nur im Schein des Mondes und zusätzlich verschleiert durch das Moskitonetz zu Gesicht bekam. Er glitt aus dem Bett und kroch unter dem Fenster hindurch zum Bad, wo er seine Flossen, die Taucherbrille und eine Kerze deponiert hatte.
    Er stopfte ein Handtuch unter die Tür, damit kein Licht nach draußen drang, dann entzündete er die Kerze und begann damit, das metallene Duschbecken aus seinem Rahmen zu lösen. Nachdem er fünf Minuten daran herumgerüttelt hatte, wobei er einmal eine kurze Pause einlegte, als er den Wachmann draußen vorbeiknirschen hörte, hebelte er das Becken aus seiner Verankerung und lehnte es seitlich an die Wand.
    Tuck blies die Kerze aus und ließ sich einen Meter hinab auf den kiesbedeckten Boden. Dann langte er noch einmal hinauf und zog seine Tauchermaske und die Flossen durch die Öffnung. Der Korallenkies fühlte sich unter seinen Fußsohlen an wie zerbrochenes Glas, doch er beschloß, daß es besser war, den Schmerz auszuhalten, als zu riskieren, daß er mit seinen Schuhen zuviel Lärm machte. Tuck hörte, daß der Wachmann erneut vorbeikam, und er ließ sich auf den Boden fallen, von wo aus er unter dem Bungalow hindurch das Gelände hinter dem Haus überblicken konnte.
    Der Wachmann stapfte die Treppenstufen hinauf und blieb kurz stehen, um einen Blick durch das Fenster zu werfen. Dann ging er, zufrieden darüber, daß Tuck schlief, quer durch die Siedlung und setzte sich auf einen Klappstuhl vor der Unterkunft des Wachpersonals.
    Tuck schaute sich um und kroch dann aus seinem Versteck heraus zu einer Gruppe von Kokospalmen, wo er erst einmal verschnaufte und sich seine weitere Route zum Strand überlegte. Zwischen seinem Bungalow und der Klinik lag eine Strecke von zirka fünfzig Metern, wo er kaum Deckung hatte, wenn man von ein paar Palmen absah. Sicher, er konnte sich von Stamm zu Stamm vorarbeiten, doch wenn der Wachmann gerade in dem Augenblick zufällig in seine Richtung schaute, war er erledigt.
    Eine Eidechse huschte den Baumstamm hinauf, an den Tuck sich lehnte, und er spürte, wie sein Herzschlag für einen Augenblick ins Stocken geriet. Was dachte er sich eigentlich? Hier draußen konnte es Skorpione geben und im Meer Barrakudas und Haie und alles mögliche fiese Getier. Und was erwartete ihn auf der anderen Seite des Zauns? Noch mehr Sand und Skorpione und möglicherweise feindselige Eingeborene. Er blieb, wo er war, und überlegte sich, wie einfach es sein würde, durch die Dusche wieder zurück ins Haus zu klettern und sich ins Bett zu legen, als just in diesem Augenblick am anderen Ende der Siedlung ein Feuerzeug aufflammte und er das Gesicht des Wachmanns orange aufleuchten sah, als dieser sich eine Zigarette anzündete. Ohne zu überlegen sprintete Tuck zur Rückseite der Klinik – in der Hoffnung, daß die Flamme den Wachmann so lange blenden würde, wie er brauchte, um die fünfzig Meter hinter sich zu bringen.
    Auf halbem Wege rutschte ihm eine der Flossen aus der Hand, und Tuck ließ sich zu Boden fallen und schaute sich um. Der Wachmann saß friedlich rauchend da und betrachtete die blauen Rauchwolken im Mondlicht.
    Tuck schnappte sich seine Schwimmflosse und robbte die letzten zehn Meter zur Klinik. Der Kies grub sich in seine Ellbogen, und am liebsten hätte er laut aufgeschrien, aber er beherrschte sich. Ein Einsiedlerkrebs kroch ihm den Rücken hinauf, und, beschleunigt durch die Stromstöße, die durch seinen Körper jagten, erhielt Tuck einen Extraschub, der ihn in Deckung brachte.
    Die Wache blickte nicht auf. Tuck erhob sich, wischte sich ab und setzte seinen Weg zum Strand fort.
    Eine leichte Brise rauschte durch die Palmwedel, und Tuck hörte das Krachen der Brandung draußen am Riff, doch am Strand waren die Wellen nur kniehoch. Die Flossen in der Hand watete er ins Meer. Als er bis zur Hüfte im Wasser

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