Himmelsgöttin
hinaufging. Als sie an dem Baum vorbeikam, hinter dem Tuck sich versteckt hatte, sagte sie auf englisch: »Fetter, lauter Kerl ist Häuptling. Du gehen und mit ihm reden. Er dir sagen, wer ich bin.« Und dann ging sie erhobenen Hauptes weiter, ohne sich auch nur einmal umzublicken.
Tucker spürte, wie er rot anlief und sein Selbstwertgefühl gleichzeitig mit der Schwellung in seiner Hose in sich zusammensackte. Kalt erwischt. Sie hatte die ganze Zeit über gewußt, daß er da war. Ein wahrer Spitzenagent war er, der von Glück sagen konnte, wenn er es wieder zurück zur Siedlung schaffte, ohne geschnappt zu werden.
Er sah zu, wie die Männer am Strand eine Schale herumreichten, aus der sie alle tranken, und so wie sie sich benahmen, waren einige von ihnen offensichtlich ziemlich betrunken. Er erinnerte sich, wie Jefferson Pardee ihn davor gewarnt hatte, mit diesen Leuten zu trinken, in denen noch immer die alten Krieger schlummerten, doch eigentlich machten diese hier einen eher harmlosen Eindruck, ja, sie sahen mit Lendenschurz und ihren Haifischtätowierungen sogar ein wenig albern aus. Einer der jungen Männer streckte die Hand aus, um die Schale von dem alten Knaben in Empfang zu nehmen, der immer wieder nachschenkte, und er kippte vornüber mit dem Gesicht in den Sand. Damit war alles klar. Tuck kam hinter seinem Baum hervor und ging auf die Trinkrunde zu. Es war vermutlich nicht Gin Tonic, der aus diesen Krügen ausgeschenkt wurde, doch was auch immer es sein mochte, es machte einen definitiv hackebreit. Und hackebreit war im Augenblick genau das, wonach ihm der Sinn stand.
»Jambo«, sagte Tuck. Diese Begrüßung hatte er einmal in einem Tarzan-Film gehört.
Die gesamte Gruppe schaute auf. Einer der Männer stieß sogar einen kurzen Schrei aus. Der dicke alte Knabe stand auf; in seinen Augen loderte ein Feuer, das sich jedoch abkühlte, als Tuck aus dem Schatten trat.
Mary Jean hatte immer gesagt: »Ob Senator oder Türsteher spielt keine Rolle, niemand ist immun gegen ein warmes Lächeln und einen festen Händedruck.«
Tuck streckte die Hand aus und lächelte. »Tucker Case, freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Malink ließ es zu, daß der weiße Mann ihm die Hand schüttelte. Und unter den staunenden Blicken der übrigen Männer sagte Malink: »Du siehst besser aus als beim letzten Mal, als ich dich gesehen habe. Der Medizinmann hat dich geheilt.«
Tuck hingegen visierte zielstrebig die Zehn-Liter-Krüge in der Mitte der Runde an, die mit einer milchigen Flüssigkeit gefüllt waren. »Klar, mir geht's spitzenmäßig. Wie sieht's aus, könnt ihr Jungs vielleicht einen Schluck von dem Dschungelsaft da entbehren?«
»Setz dich«, sagte Malink und bedeutete den jungen Männern, daß sie zusammenrücken sollten, damit Tuck auf einem der Baumstämme sitzen konnte. Tuck setzte sich, und Favo reichte ihm die aus einer Kokosnuß gefertigte Trinkschale. Tuck kippte den Inhalt in einem Zug hinunter und wurde augenblicklich von einem Würgereiz gepackt, den er nur mühsam unterdrücken konnte. Das Gebräu schmeckte nach Schwefel, Zucker und einer Prise Ammoniak, aber es gab keinen Zweifel, daß es Alkohol enthielt, der mit seiner wohlbekannten Wärme Tucks Körper durchströmte, noch bevor sich der Schauder über den Geschmack gelegt hatte.
»Gut. Sehr gut.« Tuck lächelte kopfnickend in die Runde. Die Haifischmänner lächelten und nickten zurück.
Malink setzte sich neben ihn. »Wir dachten, du sein gestorben.«
»Ich auch. Wie wär's mit noch einem?«
Malink schaute betreten drein. »Die Schale muß einmal rumgehen.«
»Auch gut. Prima. Macht mal hin, Jungs«, sagte Tuck lächelnd und nickte mit dem Kopf wie ein Irrer.
»Wie du herkommen?« fragte Malink.
»Ein bißchen rumspaziert, ein bißchen geschwommen. Ich wollte mal raus. Ein paar Leute treffen. Du weißt schon, die örtlichen Sitten und Gebräuche kennenlernen. In der Klinik wird's einem ziemlich langweilig auf Dauer.«
Malink runzelte die Stirn. »Du bist Pilot. Wir dich sehen, wie du Flugzeug fliegst.«
»Das bin ich.«
»Vincent sagte, daß du kommst.«
»Wer ist Vincent?«
Die übrigen Männer, die sich im Flüsterton miteinander unterhalten hatten, verstummten. Niemand schenkte mehr nach, und niemand trank. Alle warteten darauf, was Malink antworten würde.
»Vincent ist auch Pilot. Er kommen vor langer Zeit und bringen Kargo. Er schicken Himmelsgöttin, bis er zurückkommen. Du sie sehen bei Medizinmann. Sie hat gelbe Haare
Weitere Kostenlose Bücher