Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Durften sie wagen, das Gerät einzuschalten?
»Wir sollten den Weg fortsetzen, Leute«, drängte Tananareve. Beth stimmte ihr zu. Sie stießen sich von den Ästen ab und flogen wieder von Wipfel zu Wipfel. Das Objekt hing an Freds Hüfte.
33
»Was, wenn wir den Wald verlassen müssen?«, fragte Lau Pin. Sie rasteten auf breiten Blättern, die so groß waren wie das Hauptdeck der SunSeeker .
Beth wusste keine Antwort. Außerhalb des Waldes erwartete sie eine Landschaft, die kaum Versteckmöglichkeiten bot. Aber vielleicht blieb es eine theoretische Frage, denn das Grün schien bis zu den blasenförmigen Gebäuden zu reichen, die sich in der Ferne abzeichneten.
Die Flechtenbäume wurden seltener, die Vegetation niedriger. Die großen Entenvögel mieden sie inzwischen, und es wurde schwieriger, Nahrung zu beschaffen. Beths Magen knurrte.
Sie durchstreiften das Dickicht aus Sträuchern und Büschen, sahen immer wieder durch ihre Feldstecher und erstarrten jedes Mal, wenn sich in der Nähe etwas bewegte. Als sie sich den Gebäuden näherten, beobachteten sie Vogel-Leute in Astronomengröße zwischen ihnen. Und über den Bäumen in der Nähe der Kuppeln kreisten Entenvögel und krächzten.
Beth und ihre Gefährten schlichen langsam und vorsichtig näher. Bald gab es keine Schatten mehr, in denen sie sich verbergen konnten, und es wurde heißer. Die erste »Blase« war so hoch wie ein zehnstöckiges Gebäude und ruhte auf einer einzelnen Säule. Farnähnliche Pflanzen und Ranken umgaben sie, von der Art, die die Vogel-Leute als Nahrung verwendeten.
Beth beobachtete die Vogel-Leute, wie sie zwischen den Gebäuden mit seltsam federnden, springenden Schritten umhergingen, wobei sich ihre langen Hälse bewegten, damit die Köpfe stationär blieben. Die Menschen schlichen weiter. Beth lauschte auf verdächtige Geräusche, hörte aber nichts.
Was hatte es mit dieser Blase auf sich? Sie betrachtete ihre braunen Muster, von Weiß durchsetzt und von Blau umgeben, fast wie …
»Das ist ein Globus«, flüsterte Tananareve neben ihr. »Die Darstellung eines Planeten.«
»Verdammt, du hast recht! Diese blasenförmigen Gebäude … bilden sie vielleicht eine Art Welten-Galerie?« Beth richtete den Blick auf die ferneren Kugeln, und ja, auch dort erkannte sie die Muster von Landmassen und Meeren. Aber sie waren relativ klein, nur so groß wie ein Luftwagen oder die größten Vogel-Leute.
»Ist dies vielleicht eine Darstellung des Heimatplaneten der Vogel-Wesen?«, fragte Tananareve.
»Oder einer Welt, die sie beim Vorbeiflug erforscht haben.«
»Die Schale scheint das gleiche Ziel zu haben wie die SunSeeker . Ist das dort vielleicht Glory? Bei der gegenwärtigen Entfernung sollten die Teleskope der Vogel-Leute imstande sein, kontinentgroße Einzelheiten zu erkennen. Und sieh nur, dort drüben befindet sich eine weitere große Kugel.«
Beth sah sie, kaum mehr als ein Fleck in der Ferne. »Die eine Kugel ist ihre Heimatwelt, und die andere vielleicht ihr Ziel – ja, das könnte sein. Man sollte meinen, dass die Heimatwelt einen besonderen Platz bekommt.« Vielleicht kannten die Astronomen die Form von Glorys Kontinenten. Oder dies war ein Planet, auf den sie ihre Teleskope gerichtet hatten, als die gewaltige Schale am betreffenden Sonnensystem vorbeigeflogen war. Wenn eine Welt nicht genug Besonderheiten aufwies, schickten die Vogel-Leute vielleicht keine Forschungsgruppen aus.
»Was ist los?«, fragte Lau Pin leise, und sie teilten ihm ihre Überlegungen mit. Beth beobachtete noch immer die nächste Kugel und wandte sich dann nach rechts, um ihren Blickwinkel zu verändern. Die anderen folgten ihr.
Es schien sich tatsächlich um die Darstellung eines Planeten zu handeln. Eis an den Polen fehlte – wo befanden sich die Pole überhaupt? Es gab keinen Hinweis darauf, denn die Kugel drehte sich nicht – oder nur sehr langsam –, obwohl sie auf einer Achsensäule stand. Ozeane zeigten ein fleckiges Blau, die Landmassen rote und braune Töne. Das Land bildete einen Superkontinent, und weiße Streifen kennzeichneten schneebedeckte Bergketten. Die Präsentation war ein wenig stilisiert – die Farben entsprachen eher denen von Edelsteinen –, und im Blau der Meere zeichneten sich die topografische Beschaffenheit des Meeresbodens sowie Strömungen ab. Wenn man ganz genau hinsah und lange genug, so gewann man den Eindruck von Bewegung in den Ozeanen. Lebensformen so groß wie Berge? Inzwischen hatte Beth festgestellt, dass die
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