Himmelsjäger: Roman (German Edition)
vielleicht wohnt er an jenem Ort.«
»Aber dort dürfte es recht gefährlich sein«, wandte Howard ein. »Wenn der Jet außer Kontrolle gerät – warum ist er überhaupt so gerade? –, möchte ich mich nicht in der Nähe aufhalten.«
»Aber sieh mal.« Irma rief ein Bild auf das Display ihres Kommunikators, das von der SunSeeker aufgenommen worden war. Es zeigte die gewaltigen Spiegelflächen und in ihrer Mitte das Astloch, umgeben von einem grünen Bereich. In der Vergrößerung waren komplexe Konstruktionen in unmittelbarer Nähe der Öffnung zu sehen. »Etwas befindet sich dort.«
Aybe schüttelte den Kopf. »Die Entfernung beträgt mindestens eine Million Kilometer!«
»Ich schlage nicht vor, in diesem kleinen Wagen dorthin zu fliegen«, sagte Irma. »Diese künstliche Welt ist so gewaltig, dass es ein Langstrecken-Transportsystem geben muss.«
»Wo könnte sich das befinden?«, fragte Cliff. Er wusste nicht, wo sie mit der Suche danach beginnen sollten, aber vielleicht hatte einer der anderen eine Idee. Es war gut, dass Irma dies zur Sprache gebracht hatte.
»An einem offensichtlichen, zentralen Ort«, sagte Howard. »Vielleicht in einem großen Gebäude. Irma hat recht. In einer so riesigen künstlichen Welt muss es ein Transportsystem geben, mit dem man große Strecken in relativ kurzer Zeit zurücklegen kann.«
»Suchen wir also nach Gebäuden.« Irma rief weitere von der SunSeeker stammende Bilder auf ihr Display.
Cliff betrachtete sie und dachte dabei an sein früheres Leben, das ihm jetzt so fern erschien. Er hatte nach dem Kälteschlaf nur einige Wochen an Bord der SunSeeker verbracht, und inzwischen waren sie schon seit einigen Monaten in der Schale unterwegs. Irgendwo über ihnen zog die SunSeeker nach wie vor ihre Bahn. Wenn doch nur mehr möglich wäre als ein sporadischer Kontakt, dachte er.
All die Erfahrungen der letzten Monate waren neu, während Kindheit, Jugend und die Jahre als Erwachsener in Kalifornien das wahre Gerüst seines Lebens darstellten. Doch jene Welt hatte er für immer verloren. Und das andere Leben, das er sich erträumt hatte, auf Glory, zusammen mit Beth … Es schien in unerreichbare Ferne gerückt zu sein. Beth, Himmel, wie sehr ich dich vermisse.
Seine bisherige Existenz war wie ein Traum, den er beiseiteschieben musste, um mit der Realität dieser gewaltigen künstlichen Welt fertigzuwerden. Cliff saß da, tief in Gedanken versunken.
»Was bedeutet dieses Gitter hier?« Terry deutete auf ein Display-Bild.
Cliff versuchte, sich aus seinen Grübeleien zu befreien. Seit Monaten befanden sie sich auf der Flucht, ohne eine Perspektive, ohne einen echten Plan und ohne Hoffnung, irgendwann zur SunSeeker zurückzukehren und mit ihr den Flug nach Glory fortzusetzen. Unter solchen Umständen war die Gefahr groß, dass man den Mut verlor.
Irma reagierte auf Terrys Frage, indem sie das Bild mit von den Sensoren der SunSeeker gewonnenen Messdaten veränderte. Bei der Annäherung an die Schale hatten sie alle das fast halbkugelförmige Gitterwerk an der Außenseite des Artefakts gesehen, eine Art Strickkorb, der die von der Rotation der Schale verursachten enormen zentrifugalen Kräfte auffing – ein wahres technisches Wunderwerk.
Irma ließ ein neues Bild erscheinen, das die Innenseite der Schale zeigte. Eine komplexere Darstellung erschien, mit Kontinenten und Meeren, die alles überlagerten. Eine Gegenüberstellung beider Bilder verriet gewisse Gemeinsamkeiten.
»Kammlinien«, sagte Irma. »Es gibt eine konsistente Übereinstimmung bei den tragenden, stützenden Elementen. Die ›Rippen‹ der Schale sind riesige gewölbte Röhren. Sie befinden sich auf beiden Seiten, auch hier in der Lebenszone.«
»Wo ist die nächste?«, fragte Howard.
»Hm, schwer zu sagen.« Hier stießen sie erneut auf das Kartografierungsproblem, mit dem sie sich schon an Bord der SunSeeker herumgeschlagen hatten. Cliff erinnerte sich daran, wobei seine Gedanken erneut abschweiften. Als er sich wieder auf das Gespräch zwischen Irma, Aybe und Howard konzentrierte, schienen sie eine Lösung für das Problem gefunden zu haben.
»Die nächste Kammlinie müsste sich dort befinden«, sagte Irma und streckte den Arm aus. »Etwa tausend Kilometer entfernt.«
Aybe brachte einen weiteren Einwand vor, und Cliff beobachtete wieder die Landschaft. Aybe steuerte den Magnetwagen geschickt an Hindernissen vorbei, während er gleichzeitig mit Irma diskutierte. Cliff beschränkte sich darauf, mit halbem
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