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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Gefahren darauf einließen.
    Natürlich recycelte die SunSeeker alles, und natürlich gelang die Wiederaufbereitung nie zu hundert Prozent. Der Flugplan sah vor, dass sie, wenn sie Glory erreichten, genug Zeit hatten, um nach den Ressourcen zu suchen, die sie brauchten. Auf dem Zielplaneten gab es Meere und freien Sauerstoff; darauf wiesen die bereits von der Erde aus untersuchten Spektrallinien deutlich hin. Im infraroten Bereich hatten sie außerdem einen breiten Asteroidengürtel gesehen, weit genug draußen im Sonnensystem, bestehend nicht nur aus Felsen, sondern auch aus großen Eisbrocken. Dort würden sie alle Elemente finden, die sie brauchten: Wasser, Sauerstoff und Staub, der in Ackerboden verwandelt werden konnte.
    Doch infolge der geringeren Geschwindigkeit schloss sich das Sicherheitsfenster.
    Cliff überprüfte das Logbuch. Fünf Wachzyklen hatten an dem Problem mit dem Ramscoop-Antrieb gearbeitet, ohne die Ursache zu finden. Und keine von ihnen hatte den Captain geweckt. Es handelte sich um ein technisches Problem, nicht um eins, das die Kommandostruktur betraf. Und sie waren auf einer jahrhundertelangen Reise.
    Die großen Magnetfelder am Bug der SunSeeker trieben Stoßwellen durch das Wasserstoffgas vor dem Schiff und ionisierten es, bevor der Bussardkollektor es aufnahm und in den Fusionsreaktor leitete, in dem es sonnenheiß brannte. Doch aus irgendeinem Grund lieferte die Fusionsbrühe nicht den Schub, den sie beim Testflug zur Oort’schen Wolke erreicht hatten. Was eigentlich nicht überraschend sein sollte, wenn man bedachte, wie neu relativistische Triebwerkssysteme waren.
    Doch diese Abweichung vom Plan konnte weitreichende Folgen haben.
    »Wir erreichen Glory nicht rechtzeitig«, sagte Cliff.
    Die Wickramsinghs nickten. »Woraus folgt …«, sagte Mayra, die den Schluss nicht selbst ziehen wollte.
    »Wir haben unsere Rationen gekürzt, alle fünf Wachen, ja«, sagte Abduss besorgt. »Wir haben sicher die richtige Entscheidung getroffen, dich und den Captain zu wecken.«
    Cliff trank noch etwas mehr Kaffee. Er schmeckte unglaublich gut – ein weiteres Symptom der Wiederbelebung. »Ihr habt alles berechnet. Können wir es schaffen?«
    »Es wird bestenfalls sehr knapp«, sagte Mayra. »Die letzten fünf Wachen haben sich auch auf das Minimum an Personen beschränkt: nur jeweils zwei. Außerdem arbeiten die hydroponischen Anlagen mit ihrem Leistungsmaximum. Wir fürchten, es genügt nicht.«
    »Verdammt!« Cliff schnitt eine Grimasse. Die Vorstellung, zwischen den Sternen zu verhungern, gefiel ihm ganz und gar nicht. »Das dürfte der Grund sein, warum bisher niemand den Captain geweckt hat. Noch jemand mit einem Magen und einer Lunge. Bis jetzt.« Bis zur Entdeckung des riesigen Objekts vor der SunSeeker .
    Er kannte auch den tieferen Grund. Was konnte der Captain schon tun? Administrative Fähigkeiten nützten nichts, wenn die Techniker keine Lösung fanden. Deshalb waren die Techniker den Protokollen gefolgt, die man ihnen eingebläut hatte: Man ergreife alle Maßnahmen, die sich ergreifen ließen, und hoffe das Beste. Insbesondere da ein Fehler bei relativistischer Geschwindigkeit sie alle töten konnte.
    Die Wickramsinghs sahen ihn an, ruhig, diszipliniert und geduldig, die perfekten Personen für eine Wache. Im Gegensatz zu ihm. Er war zu unruhig, zu erregbar, hatten die Psycher gesagt. Cliff konnte gut damit leben, denn er wollte Glory sehen, nicht den leeren interstellaren Raum. Alle für Wachen eingeteilten Besatzungsmitglieder waren ruhige, unerschütterliche Typen; andernfalls hätten sie es gar nicht erst durch die Auswahl geschafft.
    Sie warteten jetzt, die Wickramsinghs. Cliff hatte das Kommando, bis der Captain erwachte. Dass er die Situation nicht verstand, spielte keine Rolle; er war der ranghöchste Offizier und musste deshalb die Entscheidungen treffen.
    Zuerst musste er ausruhen. In dieser Hinsicht waren die Wiederbelebungsprozeduren ebenso streng wie die Missionsprotokolle. Wenigstens bekam er dadurch etwas Zeit zum Nachdenken.
    Sie fanden ihn zwölf Stunden später in der Küche.
    Seine erste Anweisung betraf den Stern, dem sie sich näherten – er ordnete eine gründliche Untersuchung an. Die Wickramsinghs riefen Daten und vergrößerte Bilder auf die Schirme, und Cliff betrachtete eine rote Sonne mit etwa neun Zehntel der Sol-Masse. Davon gab es reichlich in der Galaxis, doch dieser Stern verhielt sich nicht wie ein ruhiger, langlebiger roter Zwerg. Feurige Tentakel

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