Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
Und es funktionierte. Einige der Zuhörer schnatterten verächtlich; andere plusterten nur ein wenig ihr Gefieder auf.
    »Das dürfte ein wenig zu einfach dargestellt sein«, kommentierte eine ältere Savant. Hier und dort lachte jemand.
    Die Farben der Gruppenmeisterin zeigten einen Anflug von Ärger. »Für uns – Savants, Profunde, all die unterhalb des Rangs der Astronomen – bedeuten Abirrungen vom Zweck Bestechung, Korruption und Vetternwirtschaft. Aber für die geringeren Angehörigen des Volkes, die ihr Leben in der Unwandelbarkeit der Scheibe genießen, haben solche Abirrungen ganz andere Bedeutungen, denn sie sehen dadurch ihre Existenz infrage gestellt.«
    »Aber so etwas lässt sich doch vorhersehen und …«, begann Sarko.
    »Unsere Betrachtungsweise von Abirrungen ist sinnvoll in einem kulturellen Kontext von Gesetzen und neutralen Institutionen«, sagte die Gruppenmeisterin. »Aber das niedere Volk lebt in einer kleinen Welt, bestimmt von Verpflichtungen und Obligationen, aus denen sich die soziale Ordnung ergibt. Für sie wäre es eine Abirrung, eine Arbeit nicht einem Verwandten zu geben, selbst wenn andere besser qualifiziert sind. Es ist auch falsch, keine Vereinbarungen mit dem Stammes-Volk zu treffen, weil es anderenorts bessere Konditionen gibt. Die Reduzierung von Abirrungen dieser Art erfordert …« Die Gruppenmeisterin sprach nun in einem sehr ernsten Ton. »… Entschlossenheit.«
    Erneut breitete sich Stille im Saal aus, als die Anwesenden zu verstehen begannen, in welche Richtung dies führte.
    »Es ist nützlich, sich das ganze Ausmaß und die Konsequenzen unserer Maßnahmen vor Augen zu führen«, fuhr die Gruppenmeisterin fort und zeigte dabei graue und hellblaue Farbmuster. »Ich erinnere Sie alle daran: Zwar lässt sich derartige soziale Zwietracht manchmal nicht vermeiden, doch in diesem Fall kommt ein gefährliches Element hinzu, und es ist nicht weit von den Territorien entfernt, in dem es den Wassertempeln nicht mehr gelingt, das Gleichgewicht zu wahren.«
    Sie richtete einen demonstrativen Blick auf Memor. »Sehen Sie nun den gegenwärtigen Zustand jener, die wir wegen entsprechender Vergehen verurteilt haben.« Sie bewegte nicht nur die Arme, sondern den ganzen Körper, und gab damit den Dienstlern ein Zeichen. Knisternde Energie breitete sich an der Kuppel über ihnen aus, und ein großes Bild entstand. Memor erzitterte voller Furcht, als sie den Zusammenhang erkannte.
    Die größte Abschreckung, die den Astronomen jenen gegenüber zur Verfügung stand, deren Handeln Umwelt und Schicksal der Himmelsschale bedrohte, war die Ewige Hölle. Allein ihre Erwähnung konnte eine große Menge zum Schweigen bringen.
    Wer gegen den Kodex verstieß, musste befürchten, mit einer Kartografierung des Geistes und der anschließenden Tötung des Körpers bestraft zu werden. Danach erwachten die Betreffenden in einer virtuellen, mentalen Hölle, aus der es kein Entrinnen gab. Nie.
    Memor hatte die obligatorische Konfrontation mit einer einzelnen Hölle hinter sich gebracht und würde dieses Erlebnis nie vergessen. Und hier breitete sich das Entsetzen aus, an der Kuppeldecke über ihnen, für alle deutlich zu sehen.
    Ein glühender Himmel wölbte sich dort, in roten und gelben Tönen, und unter diesem Himmel lag ein gewaltiger Sumpf aus dampfender Lava. Die Gruppenmeisterin hatte eine volle sensorische Erfahrung angeordnet, und deshalb gab es auch Gestank, so stark, dass er durch die Nase direkt das Gehirn zu erreichen schien.
    »Aufgepasst!«, befahl die Gruppenmeisterin, und erschrocken abgewandte Blicke kehrten nach oben zurück.
    Memor sah gegen ihren Willen hoch. Die Verurteilten … sie steckten in brennendem, säurehaltigem Schleim, sie wanden sich und schrien mit schrillen Stimmen. Flammen leckten an ihnen empor und bereiteten ihnen unvorstellbare Qualen. Sie konnten sich nicht von dem Feuer befreien, mussten es ertragen wie Bäume einen Waldbrand. Mit dem Unterschied, dass dieser Brand nie zu Ende ging. Augen starrten flehentlich, denn die Verdammten wussten, dass sie beobachtet wurden – das gehörte zu ihrer Tortur. Von höllischer Pein gezeichnete Blicke baten um eine Erlösung, die nie kommen würde.
    Als Memor dies zum ersten Mal gesehen hatte, war es eine Mahnung gewesen. Jetzt wollte die Gruppenmeisterin damit Disziplin erzwingen. Memor zitterte, denn sie wusste: Die Botschaft galt ihr.
    Auf ein Nicken hin verschwanden Bilder und Geruch. Die Anwesenden seufzten und murmelten

Weitere Kostenlose Bücher