Himmelsjäger: Roman (German Edition)
und wird schneller.«
Cliff blickte nach oben. »Die Bewohner dieser Welt haben also Luftschiffe. Das ergibt durchaus einen Sinn in dieser Atmosphäre.«
»Ja«, bestätigte Aybe. »Hier gibt es keine fossilen Brennstoffe, und wie sollten Flugzeuge ohne so etwas fliegen? Schweben ist einfacher.«
Irma streckte den Arm aus. »Das ist kein Luftschiff. Es hat … Flossen, die sich bewegen. Ein Geschöpf, das am Himmel … schwimmt?« Sie blickte durch den Feldstecher. »Ich kann Augen erkennen.«
»Ein lebendes Luftschiff«, sagte Cliff. »Das ist eine Anpassung, die ich nicht für möglich gehalten hätte.«
Er machte von seinem eigenen Feldstecher Gebrauch und beobachtete die warzige Flanke des großen Wesens. Dellen und Höcker durchzogen die Haut, und an anderen Stellen bemerkte er Dinge, die ihn an Türme und Schleusen erinnerten. Ja, es gab tatsächlich Augen und auch große Flossen, wie die Segel eines besonders großen Schiffes – sie bewegten sich, als wollten sie den Wind einfangen. Am Heck bemerkte Cliff weitere Augen.
Wie konnte sich ein solches Lebewesen entwickeln? Er hatte schwebende vogelartige Geschöpfe mit orangefarbenen Kehlen beobachtet, die diese Tiere aufblasen konnten. Aber er hatte vermutet, dass es sich dabei um Balzrituale handelte, nicht um einen navigatorischen Trick. An den Seiten wies das »Luftschiff« seltsame Schlitze auf. Bei höchster Zoomstufe des Feldstechers erkannte Cliff Bewegungen an den betreffenden Stellen, und plötzlich wurde ihm klar: Was er dort sah, waren lange Fenster, und bei den winzigen Gestalten handelte es sich um Vogel-Leute. »Ein lebendes Wesen«, sagte er. »Mit Passagieren an Bord.«
»Es muss ziemlich groß sein«, sagte Irma. »Die Entfernung lässt sich nur schwer abschätzen. Vielleicht zehn Kilometer oder mehr.«
»Dann muss es wirklich groß sein«, ließ sich Terry vernehmen.
»Wir sollten uns besser auf und davon machen«, sagte Aybe, lenkte den Magnetwagen wieder über den Hang und aktivierte das Kraftfeld, das den Fahrtwind von ihnen fernhielt.
»Wähl eine Route, die uns vor Beobachtung schützt«, sagte Terry.
»Ja«, brummte Cliff und überlegte schnell. »Bring uns in die Schluchten. Dort unten können uns das Luftschiff und die Vogel-Leute an Bord nicht sehen.«
Aybe steuerte den Wagen über den manchmal recht steilen Hang und blieb dabei den Felsen so nahe, dass Kollisionen manchmal unausweichlich schienen.
»Halte dich in der Nähe der Bäume!«, rief Terry. »Wenn wir mit dieser Geschwindigkeit gegen einen Felsen prallen …«
»Lenk mich nicht ab!« Aybe kniff die Augen zusammen und schloss die Hand noch etwas fester um den Steuerknüppel. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
Sie erreichten eine schmale Schlucht, als etwas heranraste: ein kleines Flugzeug mit deutlich erkennbaren Piloten. »Hätte mir denken können, dass sie was Schnelleres schicken. Glaubt ihr, sie haben uns wirklich bemerkt?«
»Wir waren nur für einige Sekunden zu sehen …«
Etwas traf die Schluchtwand und explodierte. Plötzlich regnete es Gesteinssplitter, die das Kraftfeld des Fahrtwindschutzes glücklicherweise von ihnen fernhielt. Cliff beobachtete, wie ein Brocken größer als sein Kopf vom schützenden Schirmfeld abprallte.
Aybe drückte den Steuerknüppel nach vorn, und sofort wurde der Magnetwagen schneller. Nur einen Meter über dem Boden sauste er dahin und erzitterte immer wieder, als das Kraftfeld mit all den Splittern fertigwerden musste.
Cliff hörte sich selbst keuchen. Die anderen hielten sich krampfhaft fest, als Aybe den Magnetwagen nach links riss und in eine kleinere Seitenschlucht zwang. Und wenn das eine Sackgasse ist?, fragte sich Cliff und entschied, den Gedanken für sich zu behalten. Es war ohnehin zu spät. Sie brachten eine scharfe Kurve hinter sich, und hinter ihnen donnerte eine zweite Explosion, die noch mehr Felssplitter gegen den Magnetwagen schleuderte. Cliff hob den Blick, konnte das Flugzeug aber nicht sehen. Aybe steuerte den Magnetwagen abrupt nach rechts, in eine schmale, steil nach oben führende Passage, in der nur ein kleiner Teil des Himmels zu sehen war.
»Wenn wir hier in der Falle sitzen …«, begann Irma.
»Wir fliehen nicht, wir verstecken uns«, erklärte Aybe. »Ich glaube nicht, dass sie uns so tief in der Schlucht sehen können.«
»Das hast du einfach so entschieden?«, fragte Terry.
»Es gab keine Zeit, euch zu fragen. Das Flugzeug hat viel zu schnell auf uns geschossen. Ich musste sofort
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