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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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war.
    Und sicher wussten sie sich vor Besuchern wie Karl zu schützen.

43
    Der E-Zug beschleunigte, bis er eine Geschwindigkeit von schätzungsweise zehn Kilometern pro Sekunde erreichte. Zweifellos eine astronomische Geschwindigkeit. Vielleicht hatte Aybe recht mit seinem Hinweis, dass einigermaßen vernünftige Reisezeiten in der Schale Geschwindigkeiten von bis zu hundert Sekundenkilometern erforderten. Jenseits der Fenster ließen sich keine Einzelheiten mehr erkennen, nur noch ein gestaltloses Flackern, das von den leuchtenden Ringen im Tunnel stammte. Bis diese Ringe so schnell aufeinanderfolgten, dass aus dem Flackern ein gleichmäßiges Glühen wurde.
    Sie machten sich auf, den langen Passagierwaggon zu erkunden. In den geräumigen Abteilen fanden sie einfache Plattformen, offenbar zum Sitzen und Schlafen bestimmt, und Regale enthielten schlichtes Bettzeug. Nach der ersten Stunde an Bord, während der Suche nach weiterer Nahrung, entdeckte Howard eine Reihe von Schaltern. Cliff hörte seine Rufe und lief zu ihm.
    »Seht nur!«, sagte Howard stolz, als alle beisammen waren. Neben der Tür eines Abteils schob er ein kleines Wandsegment beiseite, und dahinter kamen Schaltelemente zum Vorschein. Als er eins von ihnen betätigte, verringerte sich die Lichtstärke der Leuchtelemente in der Decke – es wurde fast ganz dunkel.
    Sie jubelten, und Irma führte einen kleinen Tanz mit Aybe auf. Es war, als hätten sie eine neue Freiheit gewonnen – die Freiheit vom Licht.
    Irma schlug vor, auch den Rest des Waggons zu erforschen, und daraufhin setzten sie die Entdeckungstour fort. Die Abteile unterschieden sich nicht nur in ihrer Größe, sondern auch in der Anordnung der Plattformen. »Wahrscheinlich sind sie dafür bestimmt, unterschiedliche Passagiere aufzunehmen«, spekulierte Irma. »Verschiedene Spezies.«
    Cliff nickte. »Die Vogel-Leute sind ziemlich groß, aber einige der anderen Lebensformen, die wir gesehen haben, sind ein ganzes Stück kleiner. Interessant, dass es hier so unterschiedliche intelligente Wesen gibt.«
    »Und warum ist keines hier?«, fragte Terry.
    »Auch beim Bahnhof war niemand, abgesehen von den Robotern«, fügte Aybe hinzu.
    »Vielleicht reisen die Bewohner der Schale nicht besonders viel«, vermutete Irma.
    Keine Antworten und jede Menge Fragen. Der Passagierwaggon war über hundert Meter lang und endete an einer luftdicht verschlossenen Tür dort, wo der Wagen schmaler wurde. »Bis hierher und nicht weiter«, sagte Irma. »Das mit dem Lichtschalter ist ein großartiger Fund, Howard. Machen wir Gebrauch davon.«
    Auf dem gekachelten Boden eines ansonsten leeren Raums fand Aybe etwas, das wie ein Mahlwerk klang. »Das dürfte die Toilette sein«, sagte Terry. Bei Raumschiffen verwendete man nautische Begriffe, und deshalb bezeichneten sie die Nase des Zugs als Bug.
    Sie aßen etwas, bevor sie sich schlafen legten. Bisher waren Mahlzeiten immer wichtig gewesen, wie auch während ihrer interplanetaren Ausbildungsmissionen. An Bord eines Mars-Schiffs hatte Cliff gelernt, sich an die Schiffsprotokolle zu halten und mit »kurzer« zentrifugaler Gravitation zurechtzukommen, die ihm während der ersten Woche beim Gehen Kopfschmerzen bereitet hatte. Die wichtigste Lektion aber hieß »soziale Kongruenz«. Die gemeinsamen Mahlzeiten förderten Solidarität und Zusammenarbeit. Dabei lernte man sich besser kennen, was für die gegenseitige Einschätzung von Stärken und Schwächen unerlässlich war – in einer kritischen Situation bildete dieses Wissen die Grundlage für intuitives Handeln. Solche Fähigkeiten brauchten sie hier an diesem Ort, wo ständig Gefahren lauerten.
    »Was machen wir, wenn wir den nächsten Bahnhof erreichen?«, fragte Terry. Er drückte den Rest Nahrung aus einer Tube, die sich, kaum war sie leer, einfach in Luft auflöste. Wie sie das anstellte und woher sie wusste, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war, blieb Spekulationen überlassen. Cliff beobachtete seine Gefährten und erkannte in ihren Gesichtern, dass sie sich nach all der Aufregung fragten, worauf sie sich mit dem Betreten dieses Zuges eingelassen hatten.
    Dafür ist es jetzt zu spät, dachte Cliff, sprach den Gedanken aber nicht aus. Ein weiterer Spruch seines Vaters fiel ihm ein: Das Leben ist eine verdammte Sache nach der anderen.
    Der Zug raste weiter ohne die geringste Erschütterung, getragen von elektromagnetischen Kissen. Cliff legte sich hin und fühlte die Entspannung nach einer ausgiebigen

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