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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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den Globus reichten.
    Redwing beobachtete lange Wolkenbänder, die über den blauen Meeren entstanden und sich weiter erstreckten als die Entfernung zwischen Erde und Mond. Die violetten Ambosse von Cumulonimbus-Wolken ragten bis zu sieben Kilometer über Landschaften mit braunen und roten Fleckenmustern auf. Die Ausmaße gingen weit über alles hinaus, was Redwing für möglich gehalten hätte. Bei der Konstruktion des Artefakts schien es vor allem um Unveränderlichkeit gegangen zu sein: kontinuierliches Sonnenlicht, keine großen Temperaturunterschiede, die Stürme oder Passatwinde zur Folge gehabt hätten. Wie entstand hier das Wetter?
    Vermutlich durch die Drehung der Schale, die mit Zentrifugalkraft ein Äquivalent von Gravitation schuf. Wodurch sich sonderbare Coriolis-Effekte ergaben.
    Der Name weckte Erinnerungen an die Studentenzeit, die ein halbes subjektives Jahrhundert zurücklag. Ein Lied über die Klima-Macher fiel ihm ein:
    Auf einem Karussell in finstrer Nacht,
    Coriolis steht und laut er lacht.
    Vielleicht zu tief ins Glas er geschaut,
    Denn obwohl grad zu gehen er sich traut,
    Es ihn dauernd zur Seite drängt mit Macht.
    Coriolis mochte ein sanfter, ruhiger Mann gewesen sein, aber seine Kraft schuf Wirbelstürme, Tornados, Jetstreams und andere atmosphärische Bewegungen mit zerstörerischem Potenzial. Ähnliches sollte es auch hier geben. Als Redwing noch darüber nachdachte, gerieten auf dem Schirm an der Wand seines Büros die weißen Wirbel eines Sturmgebietes in Sicht, so groß wie die ganze Erde – es zog über ein weites Meer der Küste entgegen. Dort wird jemand – oder etwas – in Schwierigkeiten geraten, dachte er.
    Ein Klopfen an der Tür brachte ihn in die Realität der SunSeeker zurück.
    Karls Gesicht zeigte ein breites Lächeln, was ein gutes Zeichen sein mochte. Es gibt für alles ein erstes Mal, dachte Redwing. Doch als der hagere Mann im Gästesessel Platz genommen hatte, präsentierte er zuerst die schlechte Nachricht.
    »Die Netzrissbildung bei den keramischen Fenstern der astronomischen Abteilung erreicht ein kritisches Ausmaß«, sagte Karl. »Der Grund sind mechanische Belastungen oder vielleicht Ionen, die durch den magnetischen Schirm gelangen. Die Fenster nähern sich dem Ende ihrer Lebensdauer.«
    »Können Sie das in Ordnung bringen?«
    Karl winkte lässig und wirkte sehr selbstsicher. »Klar. Der 3D-Drucker stellt gerade neue her. Die externen Roboter können sie anschließend montieren, und die alten recyceln wir. Aber ich bin aus einem anderen Grund zu Ihnen gekommen, Captain.« Karl lächelte erneut. »Ich habe eine Idee.«
    »Freut mich zu hören«, erwiderte Redwing automatisch. Es geschah etwa zum zwanzigsten Mal, dass sich Karl mit einem Vorschlag an ihn wandte. Er verdiente Anerkennung, denn immerhin war es ihm gelungen, die Systeme des Schiffes zu stabilisieren. Aber er war auch so sehr auf seine Maschinen fokussiert, dass er für etwas anderes kaum zu gebrauchen war. Jetzt schickte er sich an, ihm all die technischen Details zu nennen, die er für wichtig hielt, und Redwing hatte inzwischen gelernt, es über sich ergehen zu lassen.
    »Ich habe die Bussardkollektoren dem Plasma angepasst, das wir von dem roten Stern bekommen«, sagte Karl. »Wir haben es hier nicht mit Protonen zu tun, die mit zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit hereinkommen. Die Kollektorfelder mussten neu ausgerichtet werden.«
    Redwing kannte den großen Durchbruch, der Flüge zu den Sternen ermöglicht hatte, obwohl es dabei um Technik ging, die man von der Brücke aus nie sah. Das Einfangen der Protonen, ihre Verlangsamung zwischen geladenen Gittern und ihr Transfer in die Fusionskammern, wo ein Katalysator nukleare Magie bewirkte … Das alles geschah in einem Halo, der das Schiff umgab, und das nukleare Feuer brannte tief in seinem Innern, an einem Ort, den kein Mensch aufsuchen konnte. Wunder treiben uns an.
    Redwing nickte und wartete auf die Idee.
    »Wir fliegen jetzt mit einem Kollektor, der tausend Kilometer durchmisst und aus einem Nanoröhren-Netz besteht. Er ist größer als vorher wegen des dünneren Plasmas. Ich habe alle externen Roboter eingesetzt; sie arbeiten jetzt mit maximaler Effizienz.«
    »Der Flug ist jetzt ruhiger«, sagte Redwing. »Ich wache nachts nicht mehr auf.«
    Karl strahlte. »Freut mich, Sir. Auch die strukturellen Belastungen sind geringer geworden. Dann dachte ich mir: Unser Kollektor ist nicht ideal für den Bereich, durch den wir fliegen. Was wäre

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