Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Vermutlich verfügten die Erbauer über Gentechnik, und vielleicht hatten sie damit neue Spezies geschaffen beziehungsweise bestehende angepasst. Die Menschheit war noch nicht ganz so weit.
Cliffs Kopf steckte voller Fragen, aber er musste sie beiseiteschieben, denn die Läufer waren merklich näher gekommen.
»Wir sollten besser von hier verschwinden«, sagte er und ließ diesen Worten Taten folgen.
Die Verfolger waren schnell und zahlreich – es wäre alles andere als klug gewesen, sich auf einen Kampf gegen sie einzulassen. Diesmal führte Terry die Gruppe an, und er rannte, als wäre der Teufel hinter ihm her. Vielleicht, dachte Cliff, war das tatsächlich der Fall. Menschen waren in diese Biosphäre eingedrungen. Sie hatten sich bei der Luftschleuse nicht einfach ergeben, sondern waren geflohen. Verhandlungen irgendeiner Art hatten nicht stattgefunden. Sie durchstreiften fremdes Territorium und töteten Tiere, um sich von ihnen zu ernähren. Die Bauern schienen ruhig und friedlich zu sein, aber sie waren nur ein kleiner Teil eines viel größeren Bildes.
Konnten sie den schnellen Verfolgern entkommen?
Während sie liefen, verständigten sie sich keuchend mit kurzen Rufen und kamen überein, nicht zur ursprünglichen Route zurückzukehren, denn dort gab es kaum Schutz. Stattdessen liefen sie von der nächsten Hügelkuppe hangabwärts. Inzwischen hatten sie gelernt, die niedrige Schwerkraft auszunutzen, und ihr »Laufen« bestand aus langen Sprüngen. Im Wald hielten sie inne, schnappten nach Luft, hielten dann den Atem an und lauschten.
Ein zwitschernder Ruf ertönte in der Ferne, und ihm folgte dumpfes Grollen, das näher kam.
»Dies ist ihr Revier«, stieß Cliff hervor. »Hier kennen sie sich aus.«
Sie liefen weiter. Niemand schlug einen Kommunikationsversuch mit den Fremden vor.
Es dauerte nicht lange, bis sie ein breites, niedriges Tal mit knorrigen Bäumen erreichten. Einige von ihnen trugen Früchte, und Cliff spürte plötzlich seinen Hunger. In diesem Bereich war es recht feucht, und kurz darauf hörten sie das Rauschen von Stromschnellen. Der Fluss war breit, und Cliff überlegte, ob sie an einer seichten Stelle hindurchwaten konnten. Er sah nach links und rechts und entdeckte eine Brücke. »Dort entlang!« Sie alle liefen in Richtung der Brücke.
Terry hatte zuerst die Spitze übernommen, aber inzwischen war er erschöpft und bildete die Nachhut. Nicht unbedingt ein Langstreckenläufer, dachte Cliff, was allerdings auch für ihn selbst galt – trotz der geringen Schwerkraft wurden die Beine immer schwerer. Er musste sich irgendetwas einfallen lassen, und zwar schnell.
Er beobachtete die Brücke, als sie sich ihr näherten. Hinter ihnen wiederholte sich der zwitschernde Ruf.
Die Brücke bestand aus verkitteten Steinen – ein auch auf der Erde gebräuchliches Konstruktionsmuster. An der Unterseite bemerkte Cliff dicke Metallträger, die sehr stabil wirkten.
Schließlich erreichten sie die Brücke, und Cliff stellte fest, dass sie alle ziemlich erschöpft waren. So konnte es nicht weitergehen; es hatte keinen Sinn, die Flucht auf diese Weise fortzusetzen.
Plötzlich kam ihm eine Idee.
»Verstecken wir uns.«
Aybe warf ihm einen Du-spinnst-wohl-Blick zu. Irma war so außer Atem, dass sie vornübergebeugt dastand, die Hände auf den Knien, und einfach nur keuchte.
»Die Verfolger sind schneller als wir«, sagte Cliff. »Früher oder später holen sie uns ein. Ihr habt ja gesehen, wie kräftig gebaut sie sind – ich glaube, die machen nicht schlapp. Außerdem … die Werkzeuge an ihren Gürteln … Vielleicht sind auch Waffen darunter.«
Er gab seinen Begleitern Gelegenheit, darüber nachzudenken, während er selbst nach Atem rang und die Rufe hinter ihnen lauter wurden. Die anderen sahen sich an und husteten, und schließlich ächzte Irma. »Ich kann nicht mehr weiter. Versuchen wir es mit einem Versteck.«
Die Männer nickten und wirkten erleichtert. Gute Psychologie, dachte Cliff – sie glaubten noch immer, eine Frau beschützen zu müssen. Einige rasche Schritte brachten ihn unter die Brücke, und dort griff er nach einem der Metallträger. Gründlich durchdacht hatte er dies nicht; er vertraute seinem Instinkt. An den Seiten der Träger gab es Erweiterungen in der Art von Flanschen, mit Zwischenräumen breit genug, die Füße hineinzuzwängen. Die anderen beobachteten ihn, als er hochkletterte und sich oben vorsichtig drehte, damit das Gesicht dem Wasser zugewandt war, das
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