Himmelsjäger: Roman (German Edition)
sein«, sagte er. »Wegen möglicher Parasiten.«
Die Astronomin hatte Lau Pin sein fünfundzwanzig Zentimeter langes Messer gelassen, und damit schnitt er den Fisch in Scheiben. Das Fleisch war hell, wie bei einem Nördlichen Schnapper, fand Beth. Es enthielt einige auffallend rote Flecken, und die entfernte Lau Pin.
»Ich denke, ich habe keinen übersehen«, sagte er. »Sushi gefällig? Oder sollen wir ein Feuer anzünden?«
Sie grillten das Fleisch an Zweigen. Es war herrlich saftig und lecker, hatte einen leicht herben Geschmack. Sofort verbesserte sich die Stimmung, und es wurde sogar gescherzt und nach dem passenden Weißwein für den Fisch gefragt. Beth war dankbar dafür, dass alle guter Laune zu sein schienen. Die Begegnungen mit Memor hatten sie fasziniert, aber dadurch änderte sich nichts an der Tatsache, dass sie gefangen waren. Die Aufregung über den Kontakt mit einer fremden Intelligenz, woraus sich ganz neue Perspektiven ergeben konnten … Das verblasste neben ihrer Gefangenschaft. Sie waren keine Wissenschaftler oder Philosophen, sondern Siedler, von der Erde ausgeschickt, um der Menschheit eine neue Welt zu erschließen. Ihre Geduld hatte Grenzen.
Lau Pin hantierte an seinem Instrumentengürtel und stieß plötzlich einen überraschten Schrei aus. »Mein Kommunikator empfängt ein Signal!«
Die anderen eilten sofort herbei, und er zeigte ihnen den leuchtenden Indikator des Komm-Geräts. »Er ist auf die Systeme der Eros justiert. Das dortige Kommunikationssystem übermittelt Daten.«
»Eine Mitteilung?«, fragte Tananareve schwach.
»Nur automatische Statusberichte. Es scheint alles in Ordnung zu sein.«
»Wir müssen uns in Sichtlinie mit der Eros befinden«, sagte Tananareve.
Lau Pin schürzte skeptisch die Lippen. »Wir sind mindestens eine Astronomische Einheit von ihr entfernt. Diese Schale ist gewaltig. Wie sollten wir da Signale empfangen können?«
In Beth stieg Hoffnung auf. »Es ist ein smartes System. Wenn die Eros eine Zeit lang nicht gerufen wird, erhöht sie die Sendestärke, um eine Antwort zu erhalten. Vielleicht hört Cliffs Gruppe dies ebenfalls.«
»Wenn es uns gelingt, dieses Gefängnis zu verlassen …«, sagte Tananareve. »Dann könnten wir die Eros anpeilen und versuchen, zu ihr zurückzukehren.«
»Großartig.« Beth legte mehr Optimismus in dieses Wort, als sie eigentlich empfand. Eine Astronomische Einheit, das waren hundertfünfzig Millionen Kilometer. Wie sollten sie eine solche Strecke zurücklegen? »Lau Pin, wäre es möglich, Signale von der Eros zur SunSeeker zu schicken?«
Lau Pin überlegte, während er auf seinen Kommunikator blickte und die Einstellung des kleinen Geräts veränderte. »Ich versuche es mit verschiedenen Frequenzen, aber ich bezweifle, ob das funktioniert. Aus Sicherheitsgründen reagiert die Eros nicht auf externe Kommandosignale.«
Abduss brummte verärgert. Die anderen wirkten enttäuscht.
Beth musste sie irgendwie ablenken. »Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, was wir bisher herausgefunden haben«, sagte sie. »Mayra?«
Die normalerweise sehr stille Frau blinzelte und nickte. »Als Memor uns all die Bilder von großen Konstrukten und dergleichen zeigte, hatte ich das Gefühl, dass sie uns beeindrucken wollte. Vielleicht um uns einzuschüchtern.«
»Mir gefällt, dass Memor mit Stimme und Gesten spricht«, warf Lau Pin ein. »Auf diese Weise kann man sich die Worte leichter merken.«
»Mir haben die Bilder auf dem Schirm gefallen«, sagte Mayra. »Eins zeigte Maschinen in einer Art Asteroidengürtel. Vermutlich waren es historische Aufnahmen vom Bau der Schale.«
»Damit wollte Memor unsere Aufmerksamkeit erregen«, sagte Beth. »Anschließend zeigte sie uns dreidimensionale Tastaturen. Ich glaube, sie möchte, dass wir Einfluss auf die Display-Maschinen nehmen. Allerdings … Memor steuerte sie mit verbalen Anweisungen.«
»Sollen uns die Displays vielleicht dabei helfen, die Sprache der Vogel-Leute zu lernen?«, fragte Mayra.
Lau Pin winkte ab. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Die Bilder könnten manipuliert sein, eine falsche Geschichte erzählen. Um uns abzulenken. Anstatt herumzusitzen und eine fremde Sprache zu lernen, sollten wir versuchen, von diesem Ort zu fliehen.«
Beth nickte. Die Flora und Fauna dieser gewaltigen künstlichen Welt interessierte sie sehr, und bestimmt war auch Cliff davon fasziniert, aber auf ihrer Prioritätenliste stand die Rückkehr in die Freiheit ganz oben. »Ja. Unsere Knochen
Weitere Kostenlose Bücher