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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Zeitmaße, aber die Welt ist sehr alt. Ich habe den Eindruck, Memor möchte keine genaue Zahl nennen.«
    »Was macht sie jetzt?«
    Tananareve sah zu Memor hoch, als die den Kopf neigte und sich in den tranceartigen Zustand zurückzog, den sie schon mehrmals bei ihr beobachtet hatte. »Ich weiß nicht. Sie nennt es Zwiesprache mit einem anderen Teil ihres Geistes. Wenn ich es richtig verstanden habe.«
    Noch immer benommen drehte sich Memor um und stapfte davon.
    Beth lächelte und lehnte sich inmitten der Pflanzen zurück. »Es beeindruckt uns alle, wie schnell du gelernt hast.«
    Tananareve warf ihr einen Blick zu. Auf der Erde hatten viele Leute ihren Mississippi-Akzent für ein Zeichen von Dummheit gehalten. Wenn du so redest, zieht man zwanzig Prozent von deinem IQ ab, hatte ihre Mutter oft gesagt. Aber sie mochte den Akzent, das Dehnen von Vokalen und das Verschleifen von Konsonanten. »Ich bin noch mehr beeindruckt als ihr. Wer hätte gedacht, dass die Sprache von fremden Intelligenzen überhaupt Sätze hat? Ganz zu schweigen von einer linearen Konstruktion mit Strukturen, einem System.«
    »Und es handelt sich nicht einmal um Säugetiere«, sagte Beth. »Glaube ich jedenfalls.«
    »Das nehme ich ebenfalls an, aber ganz sicher können wir nicht sein. Und wie soll man ein solches Thema zur Sprache bringen?« Tananareve runzelte die Stirn. »Eigentlich war es ganz leicht, von Memor zu lernen. Ich musste nur auf ihre Gesten achten und ihr genau zuhören. Vielleicht spielt all der biochemische Kram doch keine so große Rolle. Und vielleicht gibt es bei der Sprache universelle Elemente, gewissermaßen überall gültige semantische Strukturen.«
    »Wie dem auch sei, du hast Großartiges geleistet«, sagte Beth.
    Tananareve zuckte die Schultern. »Memor hat von ›schlauen Intelligenzen‹ gesprochen, die ihr helfen. Ich nehme an, damit meint sie Computerverbindungen.«
    »Darauf müssen wir leider verzichten«, sagte Beth. »Aber vielleicht braucht man ›schlaue Intelligenz‹, um diese gewaltige künstliche Welt zu verwalten.«
    »Wären selbst unsere besten Programmierer allein mit Symbolverarbeitung und Datenkorrelation in der Lage gewesen, die Bedeutung der ägyptischen Hieroglyphen ohne den Stein von Rosette zu entschlüsseln? Ich bezweifle es.«
    »Vielleicht sind die Vogel-Leute anderen intelligenten Wesen begegnet und haben dabei gelernt, wie man sich in der Galaxis verständigt.«
    Eine seltsame Vorstellung, fand Tananareve.
    »Es bedeutet auf jeden Fall, dass wir es mit Geschöpfen zu tun haben, denen unbekannte Ressourcen zur Verfügung stehen«, sagte Beth.
    »Schon die uns bekannten Ressourcen sind unglaublich! Ja, und vielleicht erklärt es, warum Memor eine so gute Sprachlehrerin ist. Ich finde ihre Flexibilität erstaunlich. Fast alle menschlichen Sprachen nutzen eine Subjekt-Objekt-Verb- oder eine Subjekt-Verb-Objekt-Ordnung. Memor sagt, dass sie beide verwendet, außerdem auch noch Objekt-Verb-Subjekt. Deshalb kann sie sich uns leicht anpassen.«
    Beth setzte sich plötzlich auf. »Da geschieht etwas.«
    Quiekende, kreischende Tiere kamen aus dem nahen Dickicht. Etwas Insektenhaftes schwirrte an den beiden Frauen vorbei – es sah nach einer Libelle mit Flügeln aus, die im rechten Winkel zueinander standen. Eine langbeinige Springratte flog heran, landete auf Beths Kopf, stieß sich sofort wieder ab und verschwand auf der anderen Seite im Gebüsch. Beth zuckte zusammen und unterdrückte einen Schrei.
    Dann hörten sie beide ein dumpfes Brummen, das seinen Ursprung hinter den Bäumen und Sträuchern hatte. Einige der dicken weißen Faserstränge zitterten, als zöge etwas an ihnen.
    »Wir sollten uns besser verstecken«, flüsterte Tananareve.
    Das tiefe Brummen wurde lauter. Oder vielleicht lag es daran, dass alle anderen Geräusche aufhörten.
    Tananareve blickte an den weißen Strängen entlang. Sie führten durchs Dickicht, umgeben von einem freien Bereich, der wie ein Tunnel wirkte. Etwa alle hundert Meter gab es einen Verankerungspunkt an einem dicken Baumstamm.
    Ein großes, haariges Etwas erschien in der Ferne, ein recht schnelles, rundes und rötliches Geschöpf mit sechs Beinen oder Armen, die sich mit glatter Eleganz bewegten. Es schien wie in einer unsichtbaren Strömung zu schwimmen, während seine langen Beine über die weißen Stränge tasteten. Die Bewegungen blieben völlig lautlos, und das Geschöpf durchmaß etwa zehn Meter – ein fliegendes Haus.
    Zusammen mit Beth duckte sich

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