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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Tananareve hinter die großen Blätter und beobachtete durch eine Lücke dazwischen, wie sich das große Wesen immer wieder mit seinen Beinen an den Fasersträngen abstieß und an ihnen vorbeirauschte. Ein sonderbar scharfer, säureartiger Geruch stieg Tananareve in die Nase.
    Ein zweites Exemplar folgte dem ersten, etwas kleiner, aber noch schneller – ein Summen ging von den Beinen aus, die sich so schnell bewegten, dass sie schemenhaft blieben.
    In einem weiten Bogen folgte das zweite Wesen dem ersten, und selbst als beide verschwunden waren, hing der scharfe Geruch noch eine ganze Weile in der Luft.
    Völlige Stille herrschte. Nichts rührte sich. Dann, ganz langsam, kehrten die Geräusche zurück, bis sich der Wald wieder normal anhörte.
    »Was war das?«, flüsterte Beth.
    »Eine Spinne, entworfen von einem Art-déco-Biologen.«
    »Ich habe Memors Vogel-Leute für die obersten Predatoren in dieser Biosphäre gehalten.«
    »Ich auch. Aber selbst bei uns gibt es Bären und Haie.«
    »Was machen wir jetzt?«
    Tananareve sah sich voller Unbehagen um. Dieser Teil der Welt sah nach einem Paradies aus, aber soeben hatten sie einen Blick in die Hölle geworfen. »Vielleicht sollten wir versuchen, von hier zu verschwinden.«
    Beth nickte, die Augen groß in einem blassen Gesicht. Es erstaunte Tananareve zu sehen, dass Beth, deren Zuversicht unerschütterlich schien, plötzlich Angst hatte.

21
    Die feuchte Hitze fühlte sich an, als könnte man sie in Würfel schneiden und eine Mauer daraus bauen. Es dauerte nicht lange, bis ihre Kleidung schweißnass war. Wenigstens gab es einen Bach in der Nähe, der Trinkwasser lieferte und in dem sie baden konnten. Außerdem gestattete ihnen die Astronomin, ein Feuer anzuzünden, damit sie ihre Sachen trocknen konnten. Beth hatte sich zuerst gefragt, ob Memor eingreifen würde, wenn sie sah, dass ihre Gefangenen Gebrauch von den Werkzeugen machten, aber offenbar dachten die großen Vogel-Leute, dass die kleinen Menschen keinen nennenswerten Schaden anrichten konnten.
    Schaden nicht. Aber vielleicht konnten sie entkommen.
    Der Zwischenfall mit den großen spinnenartigen Geschöpfen lag mehrere Tage zurück. Beth hatte danach nicht mehr ruhig schlafen können. Die anderen wiesen darauf hin, dass die Wesen – Abduss nannte sie Arachnos – den Menschen keine Beachtung geschenkt hatten. Vielleicht waren sie gar keine Predatoren, sondern Pflanzenfresser. Aber Beth hatte ihre grässlichen Kiefer gesehen, als sie über die weißen Faserstränge gelaufen waren, und allein die Erinnerung daran ließ sie zittern.
    Die Heilsalbe aus Abduss’ Medo-Paket sorgte dafür, dass Tananareves Erholung gute Fortschritte machte. Als sie genug Nahrungsmittel gesammelt und sich vorbereitet hatten, machte sich Unruhe unter ihnen breit. Mayra kletterte geschickt auf einen besonders hohen Baum und band sich sicherheitshalber fest, als sie eine Höhe von fast hundert Metern erreichte. Sie entdeckte gefiederte Eidechsen, die von einem Wipfel zum nächsten flogen und offenbar ein Leben führten, das dem von Affen ähnelte. Eine Art nannte sie Mammutaffen. Wie viele andere Geschöpfe dieser künstlichen Welt waren sie groß, wenn auch nicht so groß wie Gorillas. Sie schienen recht scheu zu sein, hatten dünne Arme, einen langen Rumpf und waren so biegsam wie Schlangen. Gern schwangen sie an Lianen hin und her, offenbar allein zum Vergnügen.
    Von dort oben aus konnte Mayra einen großen Teil des Waldes überblicken.
    Anschließend steckten Mayra und Lau Pin oft die Köpfe zusammen und schmiedeten einen Fluchtplan nach dem anderen. Sie beteiligten auch Fred daran. Seine Vorschläge waren noch verrückter als ihre eigenen, doch leider hielten sie keiner genauen Prüfung stand.
    Zum Beispiel: den Schlüssel für die Umzäunung – wenn einer existierte – finden und stehlen. Doch die Dienstler, wie Memor sie nannte, benutzten keine erkennbaren Gegenstände, um die Barrieren zu öffnen und zu schließen.
    Vielleicht könnten sie ja fliegen; in der geringen Schwerkraft sollte das eigentlich möglich sein. Aber selbst wenn sie auf diese Weise entkamen … Es bedeutete vor allem, dass sie auf sich allein gestellt sein würden, ohne Nahrung, ohne Sicherheit.
    Jemand schlug vor, dass sie sich mit der gegenwärtigen Situation abfinden und kein Risiko eingehen sollten.
    Lau Pin erhob heftige Einwände. »Sollen wir hier einfach als Gefangene herumsitzen, während es dort draußen eine ganze Welt zu erforschen

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