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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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privilegierten Garten mit den Ausmaßen Alter Kontinente – lebten und gediehen zahlreiche unterschiedliche Geschöpfe. Die Astronomen untersuchten sie seit den lange zurückliegenden Anfängen der Reise. Die vom Bewusstseinssondierer erfassten geistigen Vorgänge zeigten die langsamen Fortschritte der Evolution unter den konstanten Bedingungen der Welt, und jetzt konnte diese Technik dabei helfen, Aufschluss über die neuen Fremden zu gewinnen – eine Idee, die Memor gekommen war, als sie ihrem Untergeist erlaubt hatte, sich ganz zu entfalten.
    Sie brachte die Übersetzer-Primatin dazu, in die Maschine hineinzukriechen. Es schien ihr zu gefallen, das Gehege zu verlassen. Die Dienstler hatten den Sondierungstunnel beim Eingang des Geheges errichtet, und die Primatin zeigte großes Interesse an der Technik.
    Memor sprach sanft, mit gedämpften Lauten und beruhigenden Farbmustern ihres Gefieders. Dienstler kümmerten sich um die vorsichtige Primatin und schnatterten in ihrer einfachen Sprache. Kurze Zeit später war alles bereit.
    Das Gerät funktionierte erstaunlich gut. Die Dienstler hatten es bei den auf Bäumen lebenden Affenwesen ausprobiert, bei Lebensformen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Letzten Eindringlingen aufwiesen. Die Primatin legte sich in den Apparat, nachdem ihr versichert worden war, dass er bei den Übersetzungen helfen sollte. Was natürlich nicht stimmte. Aber solche Lügen waren nützlich beim Umgang mit sol-chen nicht besonders intelligenten Geschöpfen. Memor seufzte – eine dumpfe Vibration, die durch ihren ganzen Körper ging.
    Die Sondierung zeigte ein erstaunlich fremdartiges Gehirn. Sonderbar, ja. Memors Untergeist erkannte strukturelle Verbindungen und Ähnlichkeiten (wenn auch sehr primitive) mit dem Bewusstsein der Astronomen des Vogel-Volks, das sich in zahllosen Zyklen zur Perfektion entwickelt hatte.
    Der Scan schien der Primatin nicht zu gefallen. Sie wurde unruhig, und Memor beobachtete auf den Schirmen, wie Furcht und Beklommenheit zunahmen, sichtbar gemacht durch Verästelungen, wie die eines Blitzes in der geheimnisvollen Wolke eines unbekannten Geistes. Eines … geteilten Geistes.
    Memor erlebte das angenehme Zittern einer neuen Erkenntnis. Eine Idee spross wie eine prächtige Blume aus ihrem Untergeist.
    Diese unbeholfenen, schwachen Fremden lebten in einer Art Mittelmaß. Ihre Sinne waren ihrem viel kleineren Maßstab angepasst. Natürlich konnten sie keine Bakterien sehen, wohl aber winzige Dinge erkennen. Die größeren Maßstäbe der Welt entzogen sich ihnen, vermutlich deshalb, weil sie sich auf einer gravitationellen Masse entwickelt hatten, wie Memors Vorfahren. Ihr beschränkter Horizont ging letztendlich auf die Wölbung des Planeten zurück; aufgrund ihrer Körpergröße konnten sie die Dinge nur aus einer geringen Höhe betrachten. Hier, an diesem Ort, mussten sie sich wahrhaft winzig vorkommen.
    Noch kleiner als der physische Maßstab war ihre Vorstellung von Zeit. Wesen so primitiv wie diese Letzten Eindringlinge unterlagen dem Diktat von Orbitalzyklen, Jahreszeiten, Tag und Nacht, der Drehung von Planeten. Sie lebten in einem System aus Wiederholungen, ließen Schlaf und Fortpflanzung von einer planetaren Uhr bestimmen. Sie waren Sklaven der Zeit.
    Memor wies ihre Dienstler an, die Zeitskalen der Primatin zu untersuchen. Die kleineren Geschöpfe tollten umher und machten von ihren Instrumenten Gebrauch. Das Ergebnis war eindeutig.
    Die Aufmerksamkeitszyklen der Primatin waren nur wenige Augenblicke lang und somit erschreckend kurz. Diese kleinen Zeitspannen nutzte sie für die Verarbeitung und Integration von Informationen. Was bedeutete: Sie konnte all die normalerweise langweiligen Dinge des reinen Überlebens keinen geringeren Teilen ihres Geistes überantworten. Sie musste die ganze Zeit über wachsam sein.
    Es fiel Memor schwer, sich so etwas vorzustellen. Das Volk hatte den lästigen Rhythmus von Kurzzyklen schon vor langer Zeit überwunden. Das war die Idee hinter dem Streben nach Konstanz: Freiheit vom Ticktack des Ursprungs. Heute bestimmten Suche und Reise die Existenz des Volkes.
    Dieses kleine Geschöpf musste sich die ganze Zeit über um die Verwaltung des eigenen Seins kümmern, um Verdauung, Exkretion, selbst um die Aufnahme von Sauerstoff, das Ein- und Ausatmen. Wie konnte es ständig so beschäftigt sein? Eine schwierige Frage und eine deprimierende obendrein.
    Angesichts so kurzer Verarbeitungszyklen blieb solchen Wesen kaum geistige

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