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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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Mädchen sei an inneren Verletzungen gestorben.
    »So eindeutig, Meiners, wie der Bericht von Schlechtriem?«, frozzelte Bulleken.
    Alvermann hielt eine der Zeitungen hoch, um den Schlagabtausch zu stoppen.
    »Lasst uns hiermit weitermachen, ja?«
    Dann kam Masur, endlich. Das Gespräch stockte, alle sahen ihn an. Kein Vergleich zu neulich, als ihm der Rückfall aus allen Poren troff. Meiners wollte wissen, ob Männis Frauchen ihn ordentlich gemästet hätte.
    Alvermann schaute irritiert in die Runde:
    »Der Reihe nach. Masur, setz dich, wir sind gerade bei der Presse vom Wochenende.«
    Die Zeitungen waren inzwischen über den Tisch ausgebreitet. In durchweg marktschreierischer Form berichteten sie über Frederik, den Jungen aus dem Park. Der Karlsbacher Express hatte sich zu der Überschrift »Junge im Hintern« verleiten lassen. Der Fotograf hatte die Holzfrau perspektivisch so gut getroffen, dass wirklich ein Riesenhintern den Artikel krönte.
    So viel zum Thema Boulevardpresse.
    Viel schlimmer aber war, dass die Idioten nicht nur seinen jetzigen Aufenthaltsort so gut beschrieben hatten, dass der Rest der Journaille aus ihren Löchern gekrochen war und die Pflegefamilie ein mehr als unruhiges Wochenende hinter sich gebracht hatte, sondern dass man auch von ihm als »dem Zeugen, der alles gesehen hat« berichtete.
    »Was mir Sorgen macht, sind nicht die Aasgeier von der Presse. Der Artikel wird ganz woanders für Aufregung sorgen«, war Alvermanns Kommentar.
    Nach Verteilung der Routinearbeiten winkte er Masur und Meiners zu, noch zu bleiben. Er ging mit ihnen alle Fakten durch, präzise, Schritt für Schritt, als Frau Dr. van Laack in die Runde platzte:
    »Wir haben endlich etwas. Online, ein anonymer Hinweis aus dem Milieu. Auf jeden Fall interessant.«
    Sie legte Kopien des Ausdrucks über die Zeitungen.
    »Von einem pc aus der Stadtbücherei übrigens. Ach, und eh ich es vergesse: Kollege Bergen vermisst einen der Schlüssel zu Trüstedts Wohnung. Sie wissen doch, er hat immer gerne alles beisammen. Rufen Sie Bergen bitte doch gleich mal an, damit das aus der Welt kommt. Eine Selbsttötung ist übrigens inzwischen ausgeschlossen, da lagen Sie richtig mit ihren Vermutungen, Herr Alvermann. Schlechtriem hat das zusammen mit dem lka nachgewiesen. Und noch etwas: Unser kleiner Frederik ist wieder abgehauen. Die neuen Eltern waren wohl nicht nach seinem Geschmack, auch wenn die Pflegemutter ihn sehr mochte. Sie sorgt sich und hat sich bei Ellen Neusser gemeldet.«
    Damit verschwand sie, freundlich lächelnd, und hinterließ den Männern etwas für ihre Nase und zum Nachdenken.
    Masur blickte ihr sehnsüchtig hinterher und sog genießerisch die Luft ein:
    »Das ist neu, was meint ihr? Riecht gut, riecht gut! Jetzt noch den Rock kürzer und eine Spur mehr Rot …«
    »Masur, geht es noch eine Spur pubertärer?«, keifte Alvermann und griff nach der Kopie der Anzeige. »Und ›damit das aus der Welt kommt‹ – was soll das heißen? Und wieso rennt Bergen damit zur van Laack, anstatt mich eben anzurufen?«
    Dann saßen sie da und starrten auf den Ausdruck.
    »Na, endlich was!«, meinte Meiners.
    »Ja, allerdings. So, Jungs«, kam Alvermann in Stimmung, »Fenster auf, durchlüften, eine Runde Kaffee. In zehn Minuten geht es weiter!«
    Frederik musste warten. Um ihn würde Alvermann sich abends kümmern, und Bergen war jetzt Nebensache. Er würde den Teufel tun und nichts aus der Welt schaffen. Sich bei der van Laack zu beschweren. Der sollte gefälligst vorbeikommen und sich den Schlüssel selber holen. Außerdem hätte er im Moment nicht sagen können, wo sich der Schlüssel befand. Er hatte doch den ganzen Krempel brav abgeliefert.
    Alvermann rief sich energisch zur Ordnung.
    Vergiss es! Kümmere dich um das Wesentliche!
    Er las die beiden Sätze noch einmal, die jemand mit nur ungenügenden Deutschkenntnissen verfasst hatte. Auffordernd nickte er nach der kurzen Pause in die Runde:
    »So, hier werden wir erst mal dranbleiben. Legt mal los!«
    Meiners kam der Aufforderung nach:
    »Ich denke gerade über eine Razzia auf der Lennenstraße nach. Allerdings glaube ich, dass wir zu spät kommen werden. Die haben sicher längst reinen Tisch gemacht, spätestens nachdem die Presse über das Mädchen berichtet hat.«
    »Die Frage ist«, überlegte Alvermann laut, »ob wir nicht nach den Erfahrungen von 1999 ganz anders an die Sache rangehen müssen.«
    »Es passt«, ließ sich Masur vernehmen. »Mein Informant meinte gestern

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