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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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vor der Tür stand. Das Glas ließ er hinter einer Buchreihe eines seiner Regale verschwinden und ging öffnen.
    Alvermann ließ sich Zeit. Zog den Mantel aus, machte eine Runde durch das Wohnzimmer und blieb dann vor Masur stehen.
    »Also, wie sieht es aus. Schaffst du es allein oder nicht?«
    »Was meinst du?«
    Alvermann wurde sofort wütend.
    »Hör mit dem Scheiß auf, mir ist nicht nach Spielchen. Ich bin genauso fertig wie du. Also lass uns das hier hinter uns bringen.«
    »Riechst du was? Alkohol, Pfefferminzbonbons? Der eine Rückfall, gut, da gab es Gründe. Nein, ich will nicht darüber reden. Das ist vorbei. Lass mich also in Ruhe mit deinem Helfersyndrom.«
    »Du dämlicher Hund!«
    Sie sahen sich an, zwei nicht mehr ganz junge Männer, durch ihre Arbeit auf unterschiedliche Weise geformt. Alvermann war es gelungen, den Berg ein Stück höher zu klettern. Er hatte sich dabei die Hörner abgestoßen und war ruhiger geworden. Masur, weniger zu Konzessionen bereit, hatte dafür einen Preis zahlen müssen und war vom Entspannungstrinker zum Alkoholiker geworden. Wie lange er sich und anderen etwas vorgemacht hatte, bis die Diagnose stand, wusste Alvermann nicht. Mehrere Entgiftungen und zwei Therapien hatten jedenfalls seinen erneuten Rückfall nicht verhindern können. All das ging Alvermann durch den Kopf.
    »Wie lange ist deine letzte Beziehung her?«
    »Wenn du mich weiter verhören willst, lad mich vor, verdammt.«
    Alvermann verspürte nicht übel Lust, ihm eine reinzuhauen, ließ es aber und machte ein Friedensangebot:
    »Will ich nicht. Ich will einen starken Tee und mit dir reden, wie wir weitermachen in der Stettner-Sache.«
    Als Masur in der Küche verschwand, hatte Alvermann nach kurzer Zeit das Glas gefunden. Er ging damit zu Masur und goss den Inhalt in den Spülstein.
    »Unter einer Bedingung kann es weitergehen. Du hörst jetzt auf, gehst einmal in der Woche zu Bernett, und vor dem nächsten Glas rufst du mich an.«
    Die Männer gossen die drei Flaschen Alkohol aus, die Masur in die Küche brachte. Alvermann war nicht sicher, dass es alle waren. Dennoch – es hatte etwas von einem Ritual, das einen Neuanfang bedeuten konnte.
    Sie saßen bis spät in die Nacht zusammen. Erst ging es um das Stettner-Mädchen.
    »Selbst wenn es das überlebt hätte, war es so mit Drogen abgefüllt, dass es vermutlich wenig Erinnerung an den oder die Täter gehabt hätte. Dennoch wäre es sicher in der Lage gewesen, uns interessante Details über die Organisation zu erzählen. So oder so, das sieht einfach nicht nach professioneller Arbeit aus, eher nach einem durchgedrehten Freier, der gemerkt hat, was er angerichtet hat. Mag sein, dass dann ein Profi hinterhergeschickt worden ist, um reinen Tisch zu machen.«
    Masur stand immer wieder auf und wanderte im Raum hin und her.
    »Ja, ja, hatten wir alles schon. Wir landen immer wieder am selben Punkt. Allerdings frage ich mich gerade, ob der nicht vielleicht in der Klinik nachgeholfen hat.«
    »Der Gerichtsmediziner ist sich sicher: kein Fremdeinfluss. Aber wer weiß?«
    Irgendwann reichte es, und Alvermann erzählte von Janne und seiner Drückebergerei.
    Masur betrachtete seinen Kollegen kopfschüttelnd:
    »Wenn du mit jemandem sprechen kannst, dann doch wohl mit Janne, du Esel. Vielleicht gefällt dir nicht, was sie zu sagen hat, aber dann bist du wieder dran. Du willst beides, Alvermann, und das ist nicht immer zu haben. Was ist das für ein Eiertanz! Sozusagen der Klassiker der Eiertänze! Ich weiß, wovon ich spreche. Ich tue seit Jahren nichts anderes.«
    Weit nach Mitternacht schlief Alvermann auf der Couch im Wohnzimmer ein. Er hatte sowieso keine Lust gehabt, nach Hause zu fahren.
    Am nächsten Morgen standen die beiden Männer einträchtig zusammen in der Küche und tranken schwarzen Kaffee. Masur hatte sechs Brötchen gekauft und einen großartigen italienischen Schinken. Als Alvermann sich das vierte schnappen wollte, war Masur schneller:
    »Du Kameradenschwein! Halbe-halbe, ist ja wohl klar.«
    Sie trennten sich vor der Haustür.

22
    Ellen Neusser hatte alle infrage kommenden Zeitungen vom Wochenende ins Gelbe Zimmer gelegt. Alvermann fasste sich an den Kopf, als er die Schlagzeilen überflog. Als alle bis auf Masur eingetroffen waren, diskutierte er mit ihnen die Frage, die ihn und Masur vorletzte Nacht umgetrieben hatte. Meiners sprach sich gegen weitere Spekulationen aus, der Bericht des Rechtsmediziners sei schließlich eindeutig gewesen, das

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