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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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Wobei warst du dir vorhin nicht sicher? Was wolltest du nachsehen?«
    »Diese Schwab, meine ich, hätte über eine kleine Narbe gesprochen, die dieser Guido unterhalb des Schlüsselbeins hätte. Der habe sich zwar nie ausgezogen, aber sie hätte bei einer Gelegenheit an seinem Hemd gerissen, da habe sie einen Blick darauf werfen können. Na ja, ich meine schon, mich richtig zu erinnern.«
    »Wir sind ein gutes Stück weiter als 99. Und jetzt, Masur …«
    »Wir haben sie aufgescheucht, sie wissen, dass wieder etwas im Gange ist. Keine Fehler, Alvermann, nicht einen einzigen. Und unsere Ermittlungen bezüglich Bartholdy müssen ab sofort verdeckt laufen.«

42
    Bartholdy aß in der scheußlichen Gerichtskantine zu Mittag, Fisch wie jeden Freitag. Heute mit Senfsoße, da schmeckte man nicht, wie alt der Fisch war. In wenigen Minuten würde ihm die junge Frau vorgeführt werden, gegen die er Haftbefehl erlassen hatte. Sie war am Bahnhof aufgegriffen worden. Er ließ den Rest seines Essens stehen. Heute Abend warteten ganz andere Genüsse auf ihn. Er hatte sich diesmal ein spanisches Rezept ausgesucht, Kaninchen mit Tomaten, Oliven und frischen Kräutern. Nachmittags würde er zum Spanier in der Breitestraße fahren und einkaufen. Mal schauen, welche Weine sie dort im Sortiment hatten.
    Er ging zurück in sein Zimmer und suchte die Akte raus.
    Ihr Anwalt Dr. Rohner kam pünktlich. Er war in Eile und beschwerte sich, dass seine Mandantin noch nicht da sei. Sie tauschten ein paar Floskeln aus. Der Anwalt schaute immer wieder auf seine Uhr. Endlich wurde Frau Schwab vorgeführt. Sie blieb neben ihrem Anwalt stehen, der Wachtmeister setzte sich neben die Tür. Dr. Rohner begrüßte seine Mandantin und bat sie, sich hinzusetzen. Sie schien unter Entzugserscheinungen zu leiden. Mit zitternden Händen kramte sie in ihren Hosentaschen, setzte sich dann endlich. Als der Richter sie ansprach, schaute sie nicht hoch, sondern fasste nach dem Arm ihres Anwalts und flüsterte ihm etwas zu. Dr. Rohner bat den Wachtmeister, ein Glas Wasser zu besorgen. Frau Schwab blickte jetzt zum Schreibtisch des Richters. Sie rieb sich über die Augen. Dann schaute sie wieder hin, starrte regelrecht, mit offenem Mund.
    »Da sitzt das verfluchte Schwein, ich glaub es nicht«, schrie sie plötzlich los und stürmte auf den Richter zu. Bartholdy sprang vom Stuhl und rief nach dem Wachtmeister. Dr. Rohner war einen Moment fassungslos, dann versuchte er, seine Mandantin am Arm zu packen und zu ihrem Stuhl zurückzuführen. Sie schüttelte ihn ab.
    »Lassen Sie mich, das ist der Kerl von damals. Hier sitzt er und ist Richter. Ich fasse es nicht!«
    Frau Schwab hatte sich eine der Wasserflaschen des Richters gegriffen und schlug mehrmals erfolglos nach ihm. Dann traf sie ihn am Kopf, und die Wunde begann stark zu bluten. Der Anwalt griff jetzt energisch nach ihr, und drehte ihren Arm so heftig nach hinten, dass Frau Schwab von Bartholdy abließ. Sie ließ die Flasche auf den Boden fallen und hielt ihren Arm.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, keifte sie ihren Anwalt an. »Sie haben mir den Arm gebrochen, Scheißkerl.«
    Endlich kam der Wachtmeister mit dem Wasserglas zurück. Konsterniert betrachtete er die Szene.
    »Na los, Mann, worauf warten Sie? Schaffen Sie das Weib hier raus!«, rief Bartholdy. Er ging zu seinem Waschbecken und drückte sich ein Handtuch auf die Wunde.
    Bevor der Wachtmeister die Situation erfassen konnte, war Katharina Schwab an der Tür und auf den Gerichtsflur geflüchtet. Dr. Rohner griff nach seinem Handy und wollte einen Krankenwagen rufen, während der Wachtmeister hinter der Flüchtigen herlief.
    »Lassen Sie das«, sagte der Richter. »Es hat aufgehört zu bluten. Wir wollen nicht übertreiben.«

43
    Masur war im Haus unterwegs, um die Gruppe zu informieren. Frau Dr. van Laack sollte erst später dazukommen. Vorerst ging es darum, mit dem engsten Team Absprachen zu treffen. Die Situation hatte sich bedenklich zugespitzt, die Gegner saßen in den eigenen Reihen, so viel stand fest.
    Alvermann sah sich skeptisch im Gelben Zimmer um. Er ging vor die Tür und wartete ungeduldig auf Masur.
    »Bin ich paranoid, wenn ich überlege, ob hier inzwischen Wanzen sind?«
    Masur schüttelte den Kopf.
    »Habe ich auch schon überlegt. Wir sollten auf Nummer sicher gehen. Womöglich sind alle Zimmer der Gruppe verwanzt. Lass uns auf die anderen warten – sie müssen jeden Moment kommen –, und dann gehen wir zu Nikos. Da ist es um diese

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