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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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… du weißt schon, die das Mädchen in den Park gebracht haben.«
    Alvermann hatte sich jeden Kommentars enthalten, die Nummer nur auf den Rand einer Zeitung notiert. Er hatte Frederik noch eingeschärft, auf keinen Fall die Wohnung zu verlassen, weder ans Telefon noch an die Tür zu gehen.
    Mitten in der Nacht schreckte er auf. Der Wecker zeigte zehn nach zwei, und er wusste, er würde nicht mehr einschlafen können. Er stand auf und ging in die Küche. Als der Kaffee durchlief, gellte ein Martinshorn durch die vollkommen stille Nacht. Er setzte sich an den Tisch und trank zwei Tassen Kaffee. Prima, Alvermann, dachte er, genau die richtige Medizin, um schnell wieder einschlafen zu können.
    Die Ereignisse des vergangenen Abends gingen ihm durch den Kopf. Genau damit hatte er gerechnet, nachdem die Presse den Wirbel um den Jungen gemacht hatte. Mitten auf dem Tisch lag der Zeitungsausriss mit dem Kennzeichen. Er überlegte, gleich ins Präsidium zu fahren, entschied sich dann aber doch für sein Bett. Trotz des Kaffees war er bald eingeschlafen. Im Hinübergleiten kam ihm der Gedanke, dass er gerade ein probates Schlafmittel entdeckt hatte.
    Der Junge schlief, als sein Gastgeber gegen sechs Uhr aufstand. Keine Dusche, rasieren und im Schnellverfahren über die Zähne bürsten – das Kennzeichen ließ ihm keine Ruhe. Ein kurzer Blick in den Kühlschrank überzeugte ihn, dass Frederik nicht verhungern würde. »Pizza im Eisfach, such dir eine aus«, schrieb er auf einen Zettel. Daneben legte er sein Zweithandy und schrieb noch, dass unter der Eins seine Nummer gespeichert sei, und die Aufforderung, sich bei der kleinsten Auffälligkeit sofort zu melden.
    Auf dem Weg ins Büro dachte er, dass alle guten Vorsätze schon wieder beim Teufel waren. Kein Sonnengruß, keine Wanne, und jetzt noch Kaffee mitten in der Nacht. Gleichwohl, sein Körper zeigte sich nicht aufsässig. Er tastete nach der Stelle hinter seinem Ohr. Was immer ihn da geärgert hatte, gab Ruhe.
    Im Büro fuhr er seinen Computer hoch. Während er wartete, rief er eine Sozialarbeiterin vom Jugendamt an, die er privat kannte. Sie war noch zu Hause und schien sich über seinen Anruf zu freuen. Ohne große Lust stimmte er zu, sich demnächst wieder einmal abends zu treffen. Dann kam er rasch zu seinem Anliegen und berichtete ihr von Frederik. Der Junge könne noch ein paar Tage bei ihm wohnen und, ja, Frederik sei bestens versorgt. Er kümmere sich um ihn, und außerdem, log er, wohne seine Tante mit im Haus, die ganz wild darauf sei, den Jungen zu verwöhnen.
    »So, dann wollen wir mal«, murmelte er vor sich hin. Er gab das Kennzeichen ein, das Frederik ihm genannt hatte.
    Die Abarisco zwischen den Fingern, wartete er und suchte nach Streichhölzern. Als Name und Adresse auf dem Bildschirm erschienen und wenig später die Typenzeichnung des Wagens, wusste er nach einer weiteren Anfrage, dass es sich um den Richter am Amtsgericht Hans G. Bartholdy handelte. Ach du Scheiße, dachte er und starrte auf die Informationen. Jäh tauchte eine vage Erinnerung in seinem Hirn auf, die sich nicht konkretisierte, aber weiter durch seinen Kopf geisterte. Masur musste her.
    »Es könnte passen, es könnte passen!«
    Alvermann schlug mit der Faust auf den Rand seines Schreibtischs. Die Abarisco landete unangezündet wieder in der Schublade, weiß Gott eine Seltenheit. Er druckte die Informationen aus, stürmte aus seinem Zimmer, die Treppen hoch zu Masurs Büro, und riss die Tür auf. Masur telefonierte. Er blickte ihn an wie eine Erscheinung. Alvermann rannte im Zimmer hin und her und zeigte Masur mehrmals mit der Hand an, endlich aufzulegen.
    »Sag mal, wer ist denn hinter dir her? Sollte Gröbner es jetzt auf dich abgesehen …«
    »Masur, Schnauze, wir haben vermutlich den Besitzer des Mercedes.«
    »Was, wieso, woher denn?«
    »Der Junge hat sich das Kennzeichen gemerkt, ist jetzt erst damit rausgekommen. Hier!«
    Alvermann hielt dem sprachlosen Kollegen die Ausdrucke hin.
    Masur stand auf und las die wenigen Worte. Er ging ans Fenster und atmete tief ein und aus.
    »Da sind sie, Alvermann!«
    Es schien, als hätte er seitenweise Zeugenaussagen auswendig gelernt, als er zu referieren begann. Und dann kam es:
    »Eins der Opfer, Laura Heider, hat bei der ersten Vernehmung im Juli 99 ausgesagt, dass es sich bei diesem ›Guido‹ um einen Mann aus besten Kreisen handle, der das aber schnell vergessen würde. Und später hat sie noch behauptet, er habe mal gesagt, er

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