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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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Kindesentführung darauf zurückgegriffen. Alvermann wollte die Hintergründe des Vorrats gar nicht so genau wissen.
    Er wollte Bulleken noch am Abend aufsuchen, ihn umfassend informieren und ihn bitten, die letzte offene Schicht zu übernehmen. Die Gruppe sah dem Wochenende nicht nur mit Freude entgegen. König sollte keine Schicht übernehmen, wenn es nicht unbedingt nötig war.
    Alvermann rief anschließend Frau van Laack an und bat sie, zu ihnen ins Restaurant zu kommen.
    »Na, Herr Alvermann, laden Sie mich zu einem Rendezvous ein?«, fragte sie.
    Bevor sie dazukam, einigte man sich, bis auf die Überwachung des Richters offen zu sein, und war gespannt auf ihre Stellungnahme.
    Sie hatte wieder ein neues Parfum, und Masur richtete es so ein, dass sie neben ihm saß. Sie bestellte sich ein Wasser und schaute erwartungsvoll in die Runde. Anfangs wollte sie immer wieder den Bericht von Alvermann und Masur, die abwechselnd sprachen, unterbrechen, ließ es dann aber und hörte nur noch zu. Als der Name Hans G. Bartholdy zum ersten Mal fiel, stand sie auf, atmete tief ein und setzte sich wieder hin.
    »Und es muss jemand von ganz oben mit im Rennen sein, sonst hätte Nieheim nicht so passend verlegt werden können«, meinte Masur. »Gröbner ist ein zu kleines Licht.«
    In Johanna Königs Haaren zeigten sich die ersten Zöpfchen, als sie zu bedenken gab, dass dafür Bartholdys Möglichkeiten wohl kaum ausreichten. Alvermann stimmte zu: Vor allem das Besuchsverbot spreche eine deutliche Sprache.
    »Und was denken Sie? Spielt Gröbner mit?«, fragte van Laack. Alvermann gestand ein, dass sie sich nicht sicher seien, aber immerhin bestehe die Möglichkeit.
    Masur hatte schon wieder irgendeinen süßen Kram bestellt, den er sich unablässig in den Mund schob. Sie schwiegen und warteten darauf, dass ihre Chefin eine Entscheidung traf.
    »Ja«, resümierte van Laack, »das ist in der Tat fatal. Ich muss darüber nachdenken. Habe leider keine schnelle Lösung.«
    Sie schaute Alvermann nachdenklich an.
    »Sie wollen überwachen, oder? Und ohne richterliche Anordnung, ja? Wenn Sie mir einen Antrag vorlegen, sagen wir morgen früh, kann ich den drei Tage, also bis Montagabend, unbearbeitet lassen. Dann sehen wir weiter. Versuchen Sie Ihr Glück. Mehr kann ich nicht tun.«
    Bevor sie auseinandergingen, teilte Alvermann Frau van Laack noch Bartholdys Decknamen mit.

44
    Seine Frau hatte ihm die Post in die Briefschale auf seinen Schreibtisch gelegt. Die Schale hatte seine Tochter irgendwann im ersten Grundschuljahr aus Ton gefertigt. Auf blauem Grund saß ein etwas verunglückter Vogel in Rot, und darunter stand:
    »für mein liper papa«
    Nur Werbung, Dienstpost, nichts Besonderes.
    Er ging in sein Arbeitszimmer und schloss die Tür, stand eine Weile verloren im Zimmer, setzte sich dann auf einen Stuhl und kämpfte gegen das Gefühl an, der Himmel stürze über ihm zusammen. Für den Moment sah es so aus, als sei die Bedrohung aus der Welt. Aber für wie lange? Das von damals würde bleiben. Durch Bartholdy war alles wieder hochgespült worden. Unverzeihlich, was der Mann da angerichtet hatte. Wie konnte man mit diesen zarten Geschöpfen so umgehen? Er wollte nichts mehr dafür tun, dass dieser Schlächter weiterhin geschützt wurde.
    Jürgen Rössler fasste an diesem Abend einen Entschluss. Er saß bis weit nach Mitternacht am Bett seiner Kinder und verließ dann sein Haus. Es sollte wie ein Unfall aussehen.

45
    Frederik fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben, zumindest seitdem er zurückdenken konnte, richtig wohl. Alvermann hatte das Gästezimmer für ihn hergerichtet. Ein Großteil der Akkordeons war in sein eigenes Schlafzimmer gewandert.
    Ihr letztes Gespräch war sehr ernst gewesen. Frederik hatte die Wohnung allein verlassen, ohne auf Alvermann zu warten. Er hatte behauptet, bei dem Wetter nicht den ganzen Tag eingesperrt sein zu können. Das müsse Alvermann doch verstehen. Außerdem sei er nach hinten hinaus verschwunden, es habe ihn mit Sicherheit niemand beobachten können.
    »Du hast doch gar keinen Kellerschlüssel.«
    Frederik ging mit ihm in das Gästezimmer, durch dessen Fenster der kleine Hof und die sich anschließende Mauer zu sehen waren.
    »Und?«, fragte Alvermann, der schon ahnte, was er gleich erfahren würde.
    Frederik öffnete das Fenster und war in einem Höllentempo schon dabei, von dem kleinen Mauervorsprung unter dem Fenster weiter auf den Balkon von Frau Nösser zu klettern, als Alvermann

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